Türkei im Herbst 22 - Teil 8/9

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10. November 2022 / Akishar – Kütahya

Um 8 Uhr wollten wir heute los. Das war kein Problem, sogar das Frühstück lag drin, das startete schon um 07:30 Uhr. Wie immer, wenn es Frühstück gibt, beschränkte ich mich auf ein Chai und irgendwas süsses. Sonst krieg ich nix runter.
Es war kalt heute, kälter als sonst. Die klare Nacht war wohl schuld, aber das war uns noch so recht. Wir mussten gerade so nicht kratzen am Auto und kamen gleich los. Wir fuhren dem zur Verfolgung auserkorenen Zug etwas entgegen. Einerseits «um früher anfangen zu können», andererseits waren wir so auch schneller auf der Autobahn, denn die umfährt Akishar grossräumig im Westen.
Eine Stelle hatten wir schon ausgemacht. Wo man da genau steht ist relativ egal, denn es ist einfach eine Fläche und die Masten stehen konsequent auf der falschen Seite. Wir landeten am Schluss an der nördlichen Ausfahrt von Saruhanlı. Wir waren 10min zu früh, der Zug 10min zu spät, so hatte die Sonne noch ein paar Minuten mehr Zeit zum steigen.
Der Zug kündigte sich durch den Bahnübergang an vor uns, der sich dann irgendwann schloss. Der Zug genau; das ist 32011 "Ege Ekspresi" Izmir – Eskişehir. Unser Kollege für die nächsten Stunden.

148- Bei Saruhanlı gab es das erste Bild vom Tag. Wir fotografieren E68 021 zum ersten mal mit dem Ege Ekspresi. Diesen Zug werden wir begleiten auf seiner Fahrt nach Osten.


Über die Autobahn überholten wir den Zug sehr schnell wieder, mutmasslich zumindest. Die Verspätung machte die Fahrzeitenabschätzung schon gleich zu Beginn eher schwierig. Wobei es hier noch ging, der Zug hält immer wieder. Das würde sich am Nachmittag noch ändern.
Wir hatten dann sofort das Problem mit fehlendem Licht. Nördlich von Akishar geht die Strecke voll nach Norden und die Sonne ist nach 9 Uhr schon ganz gut im Süden. Es kam dann bei Beyce der Moment wo die Strecke wieder etwas nach Westen dreht in einer grossen Kehre.
Wir wären zu gerne an die Autobahnböschung gestanden, aber der Zaun läuft unten am Damm, und hinkommen ist sowieso praktisch unmöglich. Beziehungsweise würde zu lange dauern mit dem Vorsprung. Ein Ersatz war aber gefunden … so mehr oder weniger. Das sah nett aus von weiter weg. Wir mussten aber 500m über Felder zur Stelle laufen, und zum wechseln fehlte dann vermeintlich die Zeit. Vermeintlich weil … der Zug hatte plötzlich geschätzte 30min Verspätung auf der Uhr. Woher auch immer.

149- Bei Beyce das zweite Bild. Der Zug hat zwischen den Bildern plötzlich 20min Verspätung mehr gesammelt … für Frontlicht reichte es gerade so.


Und dann der erste grossräumige Wechsel. Denn wir kamen in den Bereich von Balıkesir. Da dreht die Strecke von Nord-Süd auf Ost-West, würde also besser ins Licht kommen. Und wir müssen durch die Stadt … wobei. Eine Stelle vor der Stadt hatten wir noch als Idee. Die hochnebelartige Bewölkung um Balıkesir machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Das war an sich aber keine Überraschung, denn das war genauso angekündigt. Wir hofften in dem Moment einfach, dass in den Bergen im Osten dann wieder blauer Himmel zu sehen wäre.
Beim umfahren von Balıkesir sahen wir auf der Strecke nach Norden gleich noch einen Güterzug fahren, wir liessen ihn, denn wir wollten den Personenzug nicht verlieren.
Denn ist Bali erstmal durchquert wird der Fahrplan sehr dünn. Über grosse Distanzen hat unser 32011 keinen Planhalt. Das macht es schwierig abzuschätzen, wie lange der Zug braucht. Denn kurvig ist es konsequent. Es gibt ein paar Stellen wo der Zug ein Tal ausfährt, oder in der Landschaft rumdreht, da ist man klar schneller … aber sonst?
Wir fuhren aus der Fläche rein in die Berge. Das mit dem blauen Himmel klappte schonmal wie gewünscht. Und dann fuhren wir nach Kireç. Der erste kleine Ort in den Bergen. Drei Stellen hätten wir gehabt, wir entschieden uns für die sicherste. Den Ortsblick. Bei Kireç dreht die Bahn über 4 grosse Kehren in die Höhe. Wir blickten auf die unterste Ebene. Aber vom Gegenhang aus, zum Glück war der Weg da hinauf auch ganz in Ordnung. Und dann ging das warten los, durch war er definitiv nicht, aber wie viel Zeit hatten wir ihm abgenommen?
Wir haben uns einmal richtig verschätzt, eine gute halbe Stunde mussten wir auf den Zug warten, der dann ganz langsam auf uns zu rollte und am Haltepunkt sogar noch einen kurzen Halt einlegte.

150- Kurz vor Kireç fährt E68 021 mit dem Ekspresi gemächlich bergan.

151- Am Haltepunkt von Kireç, liegt hinter dem Zug, machte der Zug sogar ganz kurz Halt. Obwohl nicht im Fahrplan vermerkt, es stieg aber auch niemand aus oder zu.


Wir rumpelten runter, durch den Ort und dann wieder hinauf zur Hauptstrasse. Dabei hatten wir den Zug bereits wieder auf unserer Höhe – gegondelte sei Dank. Eine weitere Idee liessen wir aus und wir fuhren direkt nach Beyel weiter im Tal drin. Da dreht die Strecke einmal etwas nach Süden und man hätte wieder Frontlicht auf der Loknase. Und wegen dem auslassen der letzten Stelle hätten wir auch genug Zeit um zum Zug zu kommen, die brauchten wir auch. Hinten raus war das kein Problem, denn dann verschwindet die Bahn für längere Zeit in einem Seitental und die Strasse kürzt massiv ab.
Beyel war schnell zu erreichen. Nur mussten wir jetzt am südöstlichen Rand des Ortes wieder raus kommen. Beim ersten Versuch verendeten wir zwischen ein paar Häusern. Der Bahnübergang da ist wohl nicht mehr. Also irgendwie drehen in der engen Gasse und halt die Alternative probieren. Da kamen wir rüber, ein Bauer war aber gerade dabei einen Zaun zu bauen, mitten auf dem Weg. Also aussen rum … und dann standen wir am Eingang zum Feldweg wo wir hin wollten und da standen zwei Autos. Der Weg führ also definitiv nirgends hin, wenn die da so entspannt parkten.
Wir taten es ihnen gleich und liefen jetzt halt zu Fuss weiter. Wir hatten etwas viel Zeit verloren, ganz so weit wie wir wollten, kamen wir jetzt nicht mehr, also nix mit Frontlicht und Quersicht aufs Tal. Wir bestiegen den ersten Hügel direkt am Ortsausgang. Der Zug liess sich dann auch kaum 2min Zeit als wir uns positioniert hatten.

152- In Beyel stehen wir das nächste mal. Wir brauchten viel Zeit um durch den Ort zu kommen und weiterfahren klappte dann auch nicht. So hielt diese Stelle als Notnagel hin.


Und dann das ganze Spiel wieder zurück, immerhin wussten wir jetzt wo wir lang müssen ;). Und jetzt hatten wir ein Ziel, das etwas eile benötigte, das Emet Tal. Nicht gar weit weg und die Bahn macht ja Umweg, aber wie gut man ins Tal hinein kommt?
Die Hauptstrasse entwickelte sich im nächsten Abschnitt zur Panoramastrasse – was die Idee nährte uns nach dem nächsten Bild um den Gegenzug zu kümmern der auch nicht mehr sehr weit weg war. Aber erst beim Bahnhof Örenköy hinein ins Tal. Der Weg war viel besser als befürchtet, sogar durchgehend Asphaltiert. So brauchten wir am Ende weniger Zeit als vermutet. An einem Tunnel nur ca. 2km südlich vom Bahnhof konnte man die Gleisseite wechseln und stehen, oder? Jaja, sogar ganz gut, nah und unten, oder fern und oben. Ich beschloss oben zu stehen.

153- Und das letzte Bild vom Ege Ekspresi. Etwa 2km südlich vom Bahnhof Örenköy.


Gubi war zufrieden, während ich fluchte wie ein Rohrspatz. Meine Kamera mal wieder .. so muss halt eine etwas frühere Auslösung herhalten, da wurde das Bild so wie gewünscht.
Der Zug war jetzt weg. Man könnte eine ganz grosse Verfolgung starten. Oderaber auf den Gegenzug wechseln, der im Tal kreuzt. Und genau das wollten wir jetzt tun. Die Panoramastrasse war es auf jeden Fall wert. Ich beruhigte mich langsam als ein Grummeln durchs Tal grummelte. Hm. Dann flott vor in den Panoramaabschnitt der Hauptstrasse. Der Güterzug überholte uns auf dem Weg zur Hauptstrasse bereits, aber erstmal da drauf ging es dann flott an ihm vorbei.
Dieser Abschnitt ist gute 20 Streckenkilometer lang. Und vom Güterzug gelangen uns am Ende vier Bilder. Es war ein Schwellenzug mit DE24.

154- DE24 405 fährt mit einem vollen Schwellenzug im Emet Tal nach Westen. Ein erstes Bild auf Höhe Örenköy.

155- Die Hauptstrasse in dem Bereich ist eine « Panoramastrasse» die immer wieder Blicke auf die Bahn ermöglicht.

156- Und das dritte Bild des Zuges. Das Bild von der vierten Stelle spare ich euch, das kommt gleich mit dem Personenzug besser :-)


Das war doch hübsch. Und wir waren in Eile, wir mussten wieder nach Örenköy um den Ekspresi aufzugabeln. Er kam uns zum Glück nicht entgegen auf dem Weg bis zu unserer ersten Stelle. Diese war die Strassenbrücke über Emet und Eisenbahn. Direkt an der Moschee. Es ist alles nicht optimal, aber der Blick gefiel uns trotzdem ausgesprochen gut. In der Sonne auf der Brücke warteten wir mal auf den Ekspresi und liessen uns überraschen wieviel Verspätung er vom Gegenzug übernommen hat.
Mit ungefähr +15min auf unsere Berechnung rumpelte E68 037 mit dem 72018 "Ege Ekspresi" Eskişehir – Izmir an uns vorbei. Wir nahem dann sofort die Verfolgung auf und nutzten unsere bereits gewonnene Ortskenntnis ;).

157- E68 037 hat den Gegenzug 72018 am Haken. Er fährt westwärts und somit voll im Licht. Wir beginnen die kleine Verfolgung an der Strassenbrücke bei Örenköy.

158- Die Stelle haben wir mit dem Güterzug zwar schon, war aber das schönste in der Gegend.

159- Und der Blick weit runter bei Piribeyler. Mit etwas Tele …

160- .. und querer über das breite Emet Tal.


Auch wenn wir eigentlich östlich von uns übernachten wollen, fuhren wir dem Zug noch weiter nach Westen hinterher. Etwas anderes blieb uns auch nicht übrig. Direkt hinter dem langen Abschnitt, wo die Bahn weg von der Strasse ist, stellten wir uns wieder. Und wir sahen beim hin rollen im fernen Bahnhof Sinderler auch einen Gegenzug stehen. Wir waren uns ziemlich sicher, dass der vorhin nicht dastand als wir das erste mal durch sind.
Wieder haben wir dem Zug viel mehr Zeit abgenommen als vermutet .. über 10min standen wir dann dumm an der Stelle rum und optimierten den Blick immer wieder ;).

161- Bei Sinderler ein letztes Bild vom Zug 72018 mit E68 037. Auf wiedersehen – wir wechseln schon wieder den Zug.


Der Güterzug war gerade am rausbeschleunigen als wir schon wieder auf dem Weg zurück auf die andere Hügelseite im Osten waren. Die Einfahrtskurve von Piribeyler war gesetzt. Wir mussten nur noch hoffen, dass der Zug schnell genug war … wegen der Sonne und dem Bergschatten und so. Wir parkten in einer Baustelle der Hauptstrasse und stellten uns an den Strassenrand. Es dauerte und dauerte … und dann war sogar eine DE36 vor dem Zug.

162- Eine DE36 bringt ein paar wenige E-Wagen nach Osten. Die Lok befindet sich gleich auf der Einfahrweiche von Piribeyler.


Und dann diesem Zug auch noch hinterher! Ein Bild von nah dran wäre schön. Das war aber ziemlich aussichtslos. Überall vor uns verschwand die Sonne hinter den Bergen mit unserem eintreffen. Um 17:15 Uhr gaben wir dann auf … es war alles im Schatten vor uns. Jänu, dann halt ohne Bild.
Güterverkehr, zwei Züge, hoppla. Wobei der Schwellenzug nichts Regelmässiges sein wird. Der E-Wagen Zug hingegen. Und ob es natürlich das einzige war heute auf der Strecke? Bei der Verfolgung vom Ekspresi hätte da immer wieder ein Zug ungesehen durchschlüpfen können. Wir halten auf jeden Fall mal fest; es läuft wohl mehr Güterverkehr als auf der mittleren Strecke (ich erinnere an gestern). Vom Personenverkehr sprechen wir jetzt nicht.
Mehr war dann sowieso nicht mehr zu wollen. Wir buchten ein Hotel in Kütahya und fuhren stracks da hin. Niemals mehr der Bahn folgend. Es war wieder dunkel bis wir die Stadtmitte von Kütahya erreichten und uns ins kleine Verkehrschaos stürzten. Unser Hotel lag aber auch mitten drin. Eine angegliederte Tiefgarage gab es auch, die vom grossen Migros Markt. Die Einfahrt war etwas Wild, aber unten dann mehr als genug Platz. Per Fahrstuhl ging es direkt ins Hotel … und dann Essen.
Und dabei diskutieren wir, was wir mit den letzten Tagen so machen wollen. Es wäre jetzt noch genau ein Tag schön hier überall, und dann musst man etwas weiter nach Osten. Nach Ankara? Ich hätte da da noch ein paar Ideen. Oder auch an die NBS? Oder in Richtung Konya? So ganz freie Wahl liess uns der Wetterbericht nicht, aber fast. Wir beschlossen mal nicht zu viel zu planen und kümmerten uns nur noch um morgen. Was sicher war, wir müssten auch in dieses Tal nicht zurück wo wir heute waren. Dafür war um Kütahya zu viel «Planverkehr» im Fahrplan. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass wir das Programm von vorgestern, Ekspresi ohne Fahrleitung im Halblicht, nochmal anschauen wollen. Und dann kann man noch etwas Regionalverkehr abstauben … ;). Es gibt auf jeden Fall viel zu erleben!

[hr]

11. November 2022 / Kütahya – Afyon
Der Plan für heute früh hat sich seit gestern Abend mal nicht geändert. Wir haben uns aber rausgeschrieben was man vor dem Auftauchen des Ekspresi kurz vor Mittag noch so alle machen könnte.
Wir starteten deshalb voller Elan in den Tag. Das Auto stand in der Tiefgarage und es war deshalb schön warm. Denn draussen waren die Temperaturen um die 0° Grad. Nach dem Frühstück sind wir runter .. und wollten irgendwie noch unser Parkticket bezahlen. Sei nicht nötig, so verstanden wir das, die Schranke sei um diese Zeit sowieso noch oben. Ja Dankeschön :-).
Wir waren gar nicht eilig unterwegs, denn das erste Licht kommt eh erst gegen 08:30 aufs Gelände, und wir wollten uns nicht weit von der Stadt stellen. Für einen Regio, also den Regio von Afyon nach Eskişehir. Wir hatten den noch gar nie gesehen, gingen aber irgendwie einfach mal von einem Lokbespannten Zug aus.
Wir fuhren etwas der Strecke nach Afyon entlang. Denn da ist die Fahrleitung schon weg, während Eskişehir – Kütahya – und weiter nach Westen ja elektrifiziert ist. Im kleinen Ort Akçamescit hatten wir uns eine Stelle ausgeguckt. Um da hin zu kommen brauchten wir kaum 30min, was vor allem dem eher zähflüssigen Verkehr in der Stadt zu verdanken war. Aber erstmal auf der Nebenstrasse ging es flott voran.
Die ausgedachte Stelle war eine Gerade in einem flachen Tal. Wobei flach … es war enger als gedacht und die Sonne kam erst am Ende auf die Gleise. Aber das war kein Problem, dann standen wir halt weiter hinten hin. Die Wiese war von Raureif überzogen, und entsprechend froren wir an die Nasen beim warten am Waldrand.
Der Zug kündigte sich so gar nicht durch gegrummel an, er war einfach da. Wunderte uns nicht, denn die Triebwagen machen ja nicht gar so viel Lärm.

163- Bei Akçamescit das erste Bild von heute. Es war kalt in der Nacht, der Raureif liegt noch auf der Wiese. Die ersten Sonnenstrahlen waren aber da, pünktlich für Bölgesel 72607 Afyon - Eskişehir mit einem unbekannten MT3000 (der hat die Nummer nicht oben am Führerstand angeschrieben wie die Triebwagen im Norden – Gemeinheit).


Schön! Und schnell zurück ins warme Auto. Wir hatten mit dem Zug noch mehr vor. Dazu bedarf es jetzt nochmal etwas Erklärung: Wie erwähnt ist die Strecke von Eskişehir (also von Norden) nach Kütahya und weiter nach Izmir (nach Westen) voll elektrifiziert. In Alayunt, welche sich östlich von Kütahya befindet, trifft die nicht elektrifizierte Strecke von Afyon (von Süden) auf die andere Strecke. Da gibt es ein Gleisdreieck. Wenn man direkt über das Gleisdreieck fährt, würde man mit Kütahya die grösste Stadt weit und breit komplett links liegen lassen. Deshalb gibt es in Kütahya eine Wendeschlaufe hinter dem Bahnhof. Die Personenzüge von Eskişehir nach Afyon (und natürlich auch in die Gegenrichtung) fahren also nach Kütahya rein und drehen über die Schlaufe die Richtung. Dann geht es zurück bis nach Alayunt und dann auf die passende Strecke. Der Zug ist also innerhalb von 20min zweimal im Gleisdreieck von Alayunt zu sehen.
Auch dieser Regio machte diesen Umweg in die Stadt, und so kommt man ohne weiteres an ihm vorbei. Gerade nördlich von Alayunt standen wir nochmal und fotografierten den Zug ein zweites mal.

164- Nördlich von Alayunt nochmal der Regio von vorhin. Er hat Küthaya mitgenommen und deshalb 20min länger gebraucht als direkt – und als wir.


Schon beim stehen an der Stelle sahen wir eine Stelle für einen nächsten Zug. Wir stiegen aber extra nicht schon auf den Hügel, man muss ja nichts doppelt machen. Jetzt hatten wir etwas Zeit, Zeit um uns neu zu stellen. Nur 1km weiter nördlich platzierten wir uns auf einem flachen Hügel. Und erwarteten den Bölgesel 72602 Eskişehir – Kütahya.
Als wir warteten fuhr ein Bauer mit seinem PKW in leidlichem Zustand über das Feld und kam zu uns. Weshalb nochmal haben wir unser Auto brav an der Strasse stehen lassen und sind gelaufen? ;). Die Kommunikation war wie zu erwarten schwierig. Er fand uns spannend und schwärmte von der Gegend. Er sei aus Bosnien ursprünglich, aber dann irgendwie hier gelandet wegen Krieg usw.. Und wir lernten etwas Türkisch. Wie man Izmir richtig ausspricht, oder eben nicht Izmir sondern İzmir, mit diesem komischen İ. Ist also nicht dasselbe ;).
Der Regio, wie befürchteten schon einen Elektro-TW wie in Yannik mal in der Gegend fotografiert hat. Es kam aber wie erhofft eine DE24.

165- Nördlich von Alayunt kommt DE24 371 mit dem Bölgesel 72602 Eskişehir - Kütahya vorbei.


Bei diesem Zug gab es nichts zu verfolgen, der fährt ja nicht viel weiter. Wir stellten uns daher einfach ein paar Meter weiter südlich auf die nächsten Erhebungen. Da einfach um anders zu stehen also gerade eben. Aber nicht lange, spätestens zum Ekspresi wollten wir auf unseren Berg weiter südlich. Aber nicht jetzt schon, falls etwas kommt hätte man sonst wieder ein Stellenproblem ;). Klar, weil ja so viel läuft immer …
Es trötete auch etwas, aber in unserem Rücken. Wir vermuteten einfach mal einen Güterzug von Afyon her. So einen hatten wir ja vor ein paar Tagen etwa eine Stunde hinter dem Regio in Afyon losfahren sehen. Der brachte uns aber mal gar ni… Moooooment, Silencio! Hat es da in der Ferne im Norden auch getrötet oder wird hier Schall hin und her geworfen? Nö, da kam tatsächlich ein Güterzug nach Süden.

166- DE24 142 fährt mit einem Güterzug nach Süden an uns vorbei.


Quizfrage, wohin geht der jetzt? Nach Afyon, oder in Richtung Kütahya? Die Güterströme verstehen wir halt noch nicht. Nach Westen wird er kaum gehen? Es gibt aber um Kütahya einige Gleisanschlüsse, teilweise Kilometerlange, die zu Werken / Minen führen. Auf den Luftbildern stehen da immer massig Wagen rum.
Gubi drängte, er spekulierte darauf, dass der Zug nach Afyon geht. Und dann könnte man bei Akçamescit nochmal ein Bild machen. Ich glaubte a) nicht daran, dass er nach Süden geht und b) falls er nach Süden geht, dass wir ihn nochmal erwischen. C) habe ich noch vergessen, dass er in Alayunt steht und man auch nicht mehr weiss als vorher. Und die Zeit für den Ekspresi drückte dann auch bald. Aber wir fuhren mal den Kilometer zum Bahnhof von Alayunt. Und der Zug beschleunigte gerade raus … geschätzt nach Süden. Also schnell los. Ich glaube immer noch nicht an einen Erfolg; denn wir mussten erst durch die Industrie. 3km 30er Zone mit Hubeln, und dann wird es mit einer Ortsdurchfahrt auch nicht besser. Und da erstmal raus wird die Nebenstrasse so eng, dass der Topspeed auch nicht hitverdächtig wäre.
Wir überholten den Zug aber tatsächlich am Ende der Industrieanlage. Er stand da am Signal und tat nichts, zumindest aus dem Augenwinkel. Da wir also vor ihm waren … könnte … sollte. Es reichte sogar noch um an der Stelle etwas Höhe zu gewinnen, aber dann kam er auch schon.

167- DE24 142 noch einmal südlich von Alayunt bei Akçamescit. Er fuhr tatsächlich nach Süden in Richtung Afyon – richtig gepokert also.


Es war perfekt wie da gefahren wurde. Denn so hatten wir jetzt noch 5min Reserve auf den Ekspresi den wir uns für den Nachmittag vorgenommen haben. Also zurück nach Alayunt und hinauf auf den erguckten Hügel. Der war höher und steiler als von unten gedacht und die errechneten 5min wurden fast schon knapp. Gut hatte der Zug schonmal +15min auf seinen Fahrplan.

168- DE24 225 zieht 72014 "Pamukkale Ekspresi" Eskişehir – Denizli. Mit diesem Bild lassen wir eine längere Verfolgung starten.


Auch der Ekspresi geht in Kütahya einmal zur Ehrenrunde in die Stadt. Das gab uns die Zeit, die wir brauchten für die nächste Stelle. Im Bahnhof von Alayunt stand dann noch ein Zug der wohl gerade mit dem Ekspresi gekreuzt hat? Ich stieg kurz aus und fotografierte die Ausfahrt. Und es war wieder DE24 405 – jene DE24 die gestern mit den Schwellen am Nachmittag für eine kleine Verfolgung herhalten musste weit westlich von hier. Die Wagen waren so denn auch leer … Schwelle abgeladen.

169- Das Bahnhofsensemble in Alayunt … nicht so schön. Egal, DE24 405 (he, dich kennen wir von gestern) fährt mit einem Güterzug nach Norden aus.


Ein letztes mal durchquerten wir die Industrie. Diesmal bogen wir aber nicht rechts nach Akçamescit ab sondern fuhren gerade aus. Unser Ziel lag ein wenig weiter südlich, bei Çöğürler. Da führt die Bahn durch ein kleines aber feines Tal, und an dessen Ausgang kann man stehen. Wem das folgende Bild etwas bekannt vorkommt, tatsächlich geisterte Yannik auch mal in der Gegend rum ;).
Wir versuchten aber ganz aktiv keine Stellen zu klauen und stellten uns einen Felsen weiter vorne hin als er damals. Man kann zum Glück ein paar Meter ins Tal fahren und muss dann nur noch Bergan laufen. Das ist dafür ordentlich Steil und rutschig. Gut hatten wir so viel Zeit …

170- Bei Çöğürler, nur etwa 10km Luftlinie vom letzten Bild entfernt, das zweite Bild von der 24 225. Wegen dem Umweg über Kütahya vom Zug liegen zwischen den Bilder aber exakt 60min.


Der Zug kam nicht zu früh, aber dafür mit mehr Verspätung. War uns eigentlich noch egal, mehr als ihn würden wir kaum noch sehen heute. Es war uns aber nur eigentlich egal, denn zwei «Probleme» taten sich dabei auf: Die Verfolgung auf dem noch unbekannten Abschnitt wird unberechenbarer. Weil Planzeiten sind Makulatur. Und für die letzten zwei Bilder dürfte er keine 20min Verspätung mehr haben … Sonne und Berge und so. Aber was kümmert uns das Problem von in evtl. 4 Stunden. Bisschen Reserve haben die bestimmt im Fahrplan (hahaha).
Wir fuhren dann weiter nach Süden. Bis Afyon gibt es nicht mehr sooo viel, aber um Gazlıgöl sah das doch ganz nett aus. Die Bahn kürzt da zwar ab, aber wir haben viel Hauptstrasse, also Strasse zum Tempo machen. Nach unserer super genauen Berechnung müsste es gerade so reichen, nicht um Sprünge zu machen ins Tal hinein südlich der Stadt, aber am Ortsrand durchaus.
Die Ankunftszeit auf Google schmolz immer mehr je näher wir dem Ort kamen. Und unsere Berechnung vom Zug konnte immer aggressiver geplant werden. Am Ende waren wir aber kaum 3min vor dem Zug am Ortsrand. Und 50min nach dem letzten Bild gab es das nächste Bild. Zu sehen sind zahlreiche Hotelkomplexe. Davon gibt es in Gazlıgöl Unmengen, und Thermen. Gibt es da also heisse Quellen. Nur ist Afyon mit dem Hilton zu nah, um jemals in dieser Stadt übernachten zu wollen ;).

171- Das nächste Bild. Die Stadt heisst Gazlıgöl, der Zug ist immer noch der Pamukkale Ekspresi


Bis zur nächsten Stelle hätten wir es jetzt nicht mehr eilig. Wir hatten es sogar so uneilig dass wir uns noch kühle Getränke kaufen konnten auf dem Weg. Denn wir fahren jetzt an Afyon vorbei. Und wie schon in Kütahya ist das für die Bahn etwas mehr Aufwand. Wieder durchfährt der Zug eine Schlaufe am Bahnhof um die Strecke wechseln zu können. Wir aber konnten über den Hauptstrassenring relativ gut an der Stadt vorbei kurven.
Wir hatten Tınaztepe als Ziel. Jene Stadt südlich von Afyon wo sich die beiden Ekspresi kreuzen. Und wer weiss, vielleicht bekommen wir noch ein Bild vom Gegenzug bevor gekreuzt wird. Tınaztepe ist eines der Dörfer, die man nicht unterschätzen darf. Es ist grösser als es wirkt. Und das Kartenmaterial hat keine Ahnung welche Wege wie gut im Schuss sind. So wollte uns Google über einen Fusspfad über ein Feld schicken. Also Nase in den Wind und irgendwie durch die engen Gässchens des Ortes durchprobieren. Nur einmal mussten wir drehen ;).
Der Weg zur Stelle war grausam … und wir fuhren zu einem BÜ – und wir fluchten schon, denn; Wenn der BÜ nicht geht müssen wir den ganzen sch*** wieder zurück um die nächsten Feldwege zu probieren. Wir waren eigentlich schon fast dabei zu wenden als der BÜ eh schon in Sichtweite kam. Und genau dann zieht doch der gegen Ekspresi nach Norden drüber. Soviel zum Abstauben von einem Bild.
Wir fuhren dann mal über die Gleise und was wir sahen gefiel uns ausgesprochen gut, was wollten wir denn noch mehr? Achja, Auto umparken, das stand nämlich voll im Bild. Die Kreuzung wurde wie geplant vor durchgeführt und die Verspätung von unserem Pamukkale Südfahrer sogar auf etwa 15min reduziert. Wir warteten also kaum 10min an der Stelle.

172- Bei Tınaztepe DAS Bild der Verfolgung. Es war schon 14:49 Uhr.


Da hat sich die Ödelei mal richtig gelohnt! Und so hatten wir bei der Rückfahrt auch viel mehr Spass am schlechten Weg und der grausamen Ortsdurchfahrt, auch wenn ich aus dem Bauch heraus eine andere Route durch die Gassen nahm ;).
Dass der Zug jetzt ordentlich Strecke macht bevor wir ihn wieder einholen war klar. Wobei er ziemlich rumdreht an ein paar Stellen und wir, erstmal auf der Schnellstrasse zurück, schnell aufholen werden. Vor Sandıklı waren wir uns sicher ihn wieder eingeholt zu haben. Aber für grosse Sprünge in die Hügel würde es nicht reichen. Da musste der beste Weg herhalten, und der führt halt an einem Ort an die Bahn heran. Beste Weg trifft es, Strasse ist es (noch) nicht, auch wenn man gerade am arbeiten war und eine Asphaltschicht vermutlich das Resultat sein wird.
Wir waren nicht zu früh, wir standen gerade mal 2min auf einer Wasserfassung für Höhe als das rote Ding schon die Front in die Gerade streckte.

173- Vor Sandıklı hatten wir den Zug dann wieder eingeholt.


Und jetzt bewegten wir uns auf bekanntem Terrain. Vor drei Tagen hatten wir ja ähnliches schonmal gemacht. So wussten wir auch, dass der Zug in Sandıklı viel Zeit verliert. Und wir ohne weiteres in der Ebene südlich vom Ort stehen können, ohne das Bild im Zwiebelbahnhof zu gefährden.
Genau so war es dann auch. Die Ampeln von Sandıklı waren uns auch extrem freundlich gesinnt, nicht einmal musste ich anhalten durch die ganze Ortschaft. Huii, so eilig hatten wir es eigentlich nicht ;). Nördlich von Ekinova standen wir dann zum ersten mal (diesmal ohne Wolkenschaden) und fuhren dann sofort weiter zum Bahnhof von Karakuyu. Das war heute alles viiiiel schöner als im Halblicht. Und die Verspätung von 15min gingen sich gerade noch so aus, auch wenn es eine Minutenangelegenheit war, wie man dem Schatten auf dem Bild ansieht.

174- Kurz vor Ekinova nochmal ein Bild in der grossen Ebene. Nichts was man gemacht haben muss, aber das Bild nicht zu machen hätte uns auch nichts gebracht.

175- Schon den ganzen Tag fix geplant war der Bahnhof von Karkuyu für das zweitletzte Bild. Die Verspätung wurde zum Glück nicht mehr und so klappte es mit der Sonne gerade so.


Und dann noch auf zum letzten Bild. Also wieder runter vom Hügel hin zum Auto. Durch Dinar fuhren wir ja nicht zum ersten mal, so taten wir routiniert. Und auch wo wir hin wollten war schon im vornherein klar, zu den Herbstpappeln von Kabaklı. Das war zwar wieder auf Kante genäht, aber die 3min Luft bis zum Zug waren ja da.

176- Die Verfolgung von der DE24 225 endet mit diesem Bild bei Kabaklı.


Das sollte es dann gewesen sein mit Fotos für heute. Worum wir uns noch gar nicht gekümmert haben, war ja kein Zeit niemals, war das Hotel für die Nacht. Beziehungsweise überhaupt … wo wollen wir morgen sein? Nach dem Tag heute waren wir uns einig nicht nochmal hier bleiben zu wollen. Denn es wurde eine Wettergrenze angekündigt – und Afyon und Kütahya wären gerade so noch auf der falschen Seite der Wolkenkante. Östlich davon will man sein.
Ich bin ja jetzt ein ausgesprochen grosser Fan von Neubaustrecken. Also gibt es nichts naheliegenderes. Die NBS nach Ankara führt östlich von Eskişehir grösstenteils durch viel nichts in der Plätte. Aber nicht nur, ein paar Hügel werden durchquert … und das sah auf dem Luftbild bei genauer Betrachtung fein aus. Also war der Plan für morgen gefixt, wir fahren zu den Velaros und CAFCAFs.
Wo übernachten? Da in der Gegend gibt es gaaaar nichts, einfach nicht. Eskişehir wäre am nächsten, aber da noch hoch? Denn von Afyon meinte Google nur 20min mehr Fahrzeit. Dafür heute fast 2h weniger. Muss man da überlegen? Afyon, fragt sich nur … in welches Hotel sollte man da wohl? HA, wer jetzt aufmerksam gelesen hat weiss was kommt. Das Hilton. Woohoooo! :-).
Am Stadtrand kehrten wir gleich noch ein zum Essen. Wir waren schon müde und hatten richtig Hunger. So viel Hunger das wir nicht mehr warten wollten. Es gab Burger am Strassenrand!
Das Hotel zu finden war kein Problem, wir schnappten uns den letzten freien Parkplatz und wurden einquartiert. Sehr zu unserer Enttäuschung in einem Zimmer auf der nördlichen Seite des Flurs. So war nix mit Streckensicht nach Süden. Wir hätten gerne gesehen ob die beiden Züge heute Abend wieder auf der mittleren Strecke fahren oder ob das nur Zufall war.
Gesättigt waren wir schon, aber wir müssen noch auf den Tag anstossen. Da wir ja relaiv abstinent Leben in dem Land durfte es ein Bier sein. In der Rooftop Bar. Die hatte geöffnet, bot aber nicht den erhofften Ausblick. Aber ein paar Chipsli und Bierli gingen trotzdem wie Sahne die Kehle runter. Und dann mussten wir ins Bett … man muss früh raus wenn man zeitig an der NBS sein will. Also gute Nacht!