Zu Gast bei Brille und Bardotka - Teil 3
Von Pascal Zingg
Dienstag, 11. Oktober 2022, Prievidza – KošiceDa das Wetter an diesem Morgen eher bescheiden war, konnte ich mich nicht motivieren für den Pn 68321 (Nováky - Horná Štubňa) nach Handlova zu fahren. Stattdessen schlief ich aus und verschob mich dann nach Nitrianské Pravno. Dort hin sollte an diesem Tag eigentlich ein Nahgüterzug unterwegs sein. Dies war jedoch nicht der Fall. So fuhr ich nach rund einer Stunde des Wartens und Dösens noch zu einer Stelle bei Turčianske Teplice. Dort hätte man eigentlich einen Strommasten besteigen müssen, um ein gutes Bild des Ecocell-Zuges zu machen. Da es aber noch zu früh war für den Ecocell war, verschob ich mich nach Horná Štubňa. Hier stand ein bisschen was rum, so dass ich trotz des mässigen Lichtes mal meine Kamera zückte.
Nach diesem Bild ging es wenig motiviert ins Auto, wobei mir relativ schnell die Augen zufielen. Geweckt wurde ich ca. 30 Minuten später, als 751 049 mit einem weiteren Güterzug in den Bahnhof rollte. Ich zückte die Kamera und hielt die Rangieraktionen fest.
Es kommt Bewegung in den Bahnhof von Horná Štubňa. 751 049, 075 und 084 sind mit Rangierarbeiten beschäftigt.
Wie es schien, sollte zumindest ein Zug als Pn 63820 nach Nováky fahren. So verschob ich mich nach Sklené pri Handlovej. Da ich der Meinung war, dass man in Horná Štubňa nun Gas geben würde, stellte ich mich in aller Eile auf. Wie sich herausstellte, wartet man aber erst noch auf den Regionalverkehr. So musste ich ein Zeitchen warten, bis mit 861 112 endlich eine Zugbewegung stattfand. Das Positive daran war die Tatsache, dass es am Himmel nun blaue Löcher hatte und der Os 5620 nach Prievidza damit sogar im Licht kam.
Leider war die Wetterbesserung nicht wirklich nachhaltig, so schoben sich nach der Durchfahrt von Os 5620 wieder Wolken vor die Sonne. Da es immer wieder lichte Momente gab, entschloss ich mich jedoch auf den Pn 63820 zu warten. Ein Unterfangen, dass sich nicht lohnen sollte. Der Zug kam im gepfleckten Halblicht, wobei die beiden Bardotkas nur einen Flachwagen dabei hatten. Alles in allem derart unbefriedigend, dass ich den Bahnhof von Sklené pri Handlovej lieber mit dem Ekocell-Zug in Erinnerung behielt, den ich hier 2018 festhalten konnte.
Rückblick ins Jahr 2018, damals konnte ich am 10. Oktober den Ekocell-Zug (Pn 55721) mit 751 118 und drei weiteren Bardotkas bei der Durchfahrt in Sklené pri Handlovej festhalten.
A propos Ekocell, dieser hatte an diesem Tag offensichtlich Ausfall, so dass mich nun nichts mehr in der Region von Horná Štubňa hielt. Bereits auf der Wiese an der Ausfahrt hatte ich ein Zimmer in der Penzion Slovakia in Košice gebucht. Diese kannte ich noch von meinem letzten Besuch im Jahr 2018. Trotz besser werdenden Wetters, machte ich mich deshalb an die rund drei Stündige Autofahrt in den Osten des Landes. Dort angekommen, gab es noch einen Besuch im sehr empfehlenswerten hoteleigenen Steakhouse, ehe es an die Planung für den nächsten Tag ging.
Mittwoch, 12. Oktober 2022, Košice – Moldava nad Bodvou
Zu meiner Freude zeigte sich das Wetter an diesem Morgen wieder von der besseren Seite. Zwar shatte es in Richtung Westen einiges an Wolken zu haben, doch schien zumindest bis Turňa nad Bodvou sonnig zu sein. Nach einem kurzen Stopp bei einem lokalen Supermarkt, fuhr ich deshalb voller Freude eine Stelle bei Cestice an. Doch was war das? Die werden doch nicht? Doch! Da waren tatsächlich Fahrleitungsmasten. Etwas verwirrt erklärte ich diese Stelle für unbrauchbar und verschob mich weiter in Richtung Turňa nad Bodvou. Dabei zeigte sich, dass die Masten bis zur Haltestelle von Moldava nad Bodvou gingen. Da sich dieser neuerstellte Haltepunkt auf einer Nebenstrecke befindet, war schnell klar, dass die Elektrifikation der dortigen S-Bahn geschuldet war. Auf meinem weiteren Weg in Richtung Turňa nad Bodvou folgte ich nun der Bahnlinie, wie sich zeigte war die Stellensuch schwierig, weil die Strecke hier vor allem flach ist. Eine Aussicht auf genügend Höhe brachte einzig ein Hochspannungsleitungsmast. Da mich die Stelle aus der Ferne aber auch nicht zu überzeugen vermochte, fuhr ich weiter. In Turňa nad Bodvou angekommen, sah ich zwei Güterzüge. Ich dachte mir erst nicht viel und wollte mir eine Stelle in Richtung Hrhov anschauen. Diese Stelle an der Ausfahrt Dvorníky-Zádiel war aber noch nicht richtig im Licht, so dass ich mich entschied zu drehen. Beim Blick auf die Uhr erinnerte ich mich, dass es wohl gerade Zeit war für den Mn 82211 nach Veľká Ida war. Es ist dabei müssig zu sagen, dass der Zug bei meiner Rückkehr schon weg war. Etwas verärgert über mich selbst fuhr ich zum Bahnhof um festzustellen, dass 751 171 und 026 am zweiten Güterzug eingeschaltet und besetzt waren. Da dies eindeutige Zeichen dafür waren, dass dieser Zug ebenfalls in Richtung Košice fahren musst, entschied ich mich den verschmähten Masten bei Moldava nad Bodvou aufzusuchen. An der Stelle angekommen, wurde mir bewusst, dass wohl erst der Regionalný Rýchlik von hinten kam. So hatte ich keinen Stress die Stelle auf dem Strommast zu erkunden. Zufrieden nahm ich zur Kenntnis, dass die Stelle sehr wohl etwas taugte. Noch mehr heiterte sich meine Mine auf, als ich realisierte, dass hinter den beiden Bardotkas eine ansehnliche Schlange an Zementwagen hing.
Weiter ging es nun zur Strassenbrücke Dvorníky-Zádiel. Da ich im Bahnhof von Turňa nad Bodvou keinen Kalkzug gesehen hatte, bestand die Hoffnung, dass dieser Vielleicht noch vom Pass runterkommen würde. Nicht das erste Mal, hatte eine beinahe sichergeglaubte Güterzugleistung jedoch einen Ausfall. Da man mir statt des Prophezeiten Kalkzuges jedoch einen Zementzug der Central Railway und den RR 915 nach Košice schickte, lohnte sich der Ausflug zur Brücke doch noch.
742 193 der Cental Railway passiert mit ihren Zementwagen gerade die Strassenbrück bei Dvorníky-Zádiel.
Weil das Licht nun rum und die Hoffnung auf den Kalkzug eher klein war, entschied ich mich im Anschluss an RR 915 über den Pass nach Rožňava zu fahren. Ein Blick in den dortigen Bahnhof verriet, dass wohl gerade kein Zug aus Belinar gekommen war. Stattdessen fuhr eine leere Bardotka durch den Bahnhof in Richtung Turňa nad Bodvou. Ich entschloss mich daher zur Brücke bei Jovice zu fahren. Schliesslich hatte ich mit dieser Brücke noch eine Rechnung offen. Beim letzten Besuch vor vier Jahren, hatten wir nämlich mehrere Versuche unternommen dort einen Güterzug im Licht zu fotografieren. Zwar gelang uns beim letzten Versuch ein solches Bild, doch hatten wir uns damals mehr als nur eine Bardotka mit drei Wagen vorgestellt.
Ein Blick zurück ins Jahr 2018. Damals gelang uns an der Brücke in Jovice dieser Schuss von der 751 199 mit nur drei Wagen.
In Jovice angekommen stand unmittelbar bei der Brücke bereits ein Auto. Wohl auch ein Fotograf dachte ich mir. Diese Vermutung wurde durch ein Ostdeutsches Kennzeichen erhärtet. Der Kollege meinte, dass die leere Bardotka wohl nach Turňa gerufen wurde um den Kalkzug zu schieben. Ebenfalls berichtete er, dass die Wirtschaftslage in der Slowakei dank Ukrainekrise und Russland-Sanktionen dieser Tage so schlecht war, dass tägliche Leistungen wie der Kalkzug nur mehr ein bis zwei Mal pro Woche fuhren und die Nahgüterzüge eher kurz waren. Während mich der Kollege über das Geschehen bei den slowakischen Eisenbahnen aufdatierte, hatten wir permanent mit einer Fotowolke zu kämpfen. Das Teil wohnte ganz offensichtlich vor der Sonne und verhinderte damit brauchbare Bilder vom Regionalný Rýchlik, dem täglichen Ölzug oder dem Nahgüterzug, der an diesem Tag aber sowieso nur eines der leere 752 041 bestand. Erst als sich auch der Rest des Himmels in einen tiefen Schleier gelegt hatte, verschwand die Fotowolke. Ideale Lichtverhältnisse gab es damit auch beim Kalkzug nicht. Immerhin sorgte aber etwas Streulicht dafür, dass man den Zug einigermassen brauchbar ins Bild setzen konnte.
Obwohl das Licht nach dem Foto vom Steinzug nicht mehr viel hergab, entschied ich mich nach Plešivec zu fahren um dort den Nahgüter aus Lubenik zu suchen. Da ich diesen nicht fand, wurde der Tag ohne weiteres Foto beendet. Wie ich bei Booking.com gesehen hatte, gab es in Moldava nad Bodvou ein neues Business Hotel. Die Unterkunft mit Namen Primma stellte sich als gute Basis für die Region heraus. So war das Hotel nicht nur näher an den Stellen rund um Turňa nad Bodvou und Rožňava, nein es war auch preiswerter als die Unterkünfte in der Stadt. Während das Zimmer zu überzeugen wusste, musste ich als einzigen Kritikpunkt feststellen, dass es im Hoteleigenen Restaurant leider nur Flammkuchen auf der Speisekarte gab.
Donnerstag, 13. Oktober 2022, Moldava nad Bodvou – Moldava nad Bodvou
Wieder ging es an diesem Morgen nach Turňa nad Bodvou. Für einmal stellte sich an diesem Morgen ein neues Phänomen ein. Auf Grund des klaren Himmels hatte sich an diesem Morgen Nebel breit gemacht. Da sich die Bahn im Bereich von Hrhov jedoch dem Hang entlang schlängelt, gab es zumindest dort Hoffnungen auf ein Sonnenbild. Leider zerschlug sich meiner Hoffnung, dass der Nahgüter die Stelle noch nicht passiert hatte. Stattdessen präsentierte sich 757 013 mit RR 911 im besten Licht.
Weil sich der Nebel nach dem Regionalný Rýchlik wieder verdichtete, entschied ich mich für einen Ortswechsel nach Dvorníky-Zádiel. Um das Lichtproblem bei der Brücke zu lösen lief ich etwas weiter in die Kurve hinein. Dabei brauchte ich nicht lange zu warten, bis es am Berg klapperte. Etwas unerwartet kamen nun 751 206 und 129 mit Pn 63113, welcher eigentlich in der Nacht fahren sollte.
In der Hoffnung der Zug würde in Turňa nad Bodvou einen Halt einlegen, ging es im Anschluss in eben diesen Ort. Dort stand allerdings nur ein Bauzug. Ich entschied mich daher nochmals an die Stelle bei Moldava nad Bodvou zu fahren, um beim bekannten Mast ein Foto von der 730 629 mit ihren Schotterwagen zu machen.
Beim Blick an den Himmel erkannte ich, dass es in Richtung Rožňava einiges an Wolken hatte. Ich entschied mich daher den Nahgüter aus Medzev zu suchen. Im Wald von Počkaj wurde dieser auch gefunden. Ich fuhr an der Haltestelle vorbei und drehte bei nächster Gelegenheit. Als ich wenige Augenblicke später zurückkehrte, war der Zug allerdings schon weg. So musste ich in aller Eile wieder in Richtung Moldava nad Bodvou fahren. Leider drehte die Strecke bei Jasov voll in die Richtung der Sonne. So wollte der erste Bahnübergang nicht so recht funktionieren. Etwas besser sah dies beim Zweiten aus. Hier war ich so frech und liess mein Auto auf der Fahrbahn stehen, um den Zug bei der Durchfahrt am BÜ festzuhalten.
Da sich der Hauptbahnhof von Moldava nad Bodvou als unfotogen erwies, fuhr ich nach Hrhov. Dies in der Hoffnung, dass die E-Wagen vom Nahgüter aus Mezdev, bzw. Počkaj vielleicht am Sammler hängen würden. Bevor der Güterzug kam, machte jedoch erst einmal die gelbe Gefahr Mittagspause.
Wie erwartet, passierte danach rund eine Stunde nichts. Dies war aber nicht halb so ärgerlich, wie die Tatsache, dass Mn 82210 an diesem Tag nur aus 752 041 und einem mickrigen Zementwagen bestand.
Der Sammler nach Plešivec war auch an diesem Tag wieder kurz. 752 041 erklimmt die Rampe bei Hrhov mit nur einem Wagen.
Mein Ärger war noch nicht verklungen, da Schepperte es bereits wieder von unten. Nun kam auf dem anderen Gleis der Öler mit zwei Brillen angeschlichen. Das war nun definitiv der bessere Zug fürs Motiv. Dabei machten sich auch die beiden frisch revidierten 756 008 und 009 sehr gut im Bild.
Da das Wetter nun auch auf der anderen Seite des Passes besser war, entschloss ich mich nochmals nach Jovice zu wechseln. Einmal mehr hatte ich an der bekannten Brücke jedoch mit den Wolken zu kämpfen. So kam RR 918 nur im Halblicht. Noch weniger Licht gab es anschliessend bei den beiden leerfahrenden 751 129 und 206, die ich am Morgen noch mit Licht und Zug erwischt hatte.
Etwas enttäuscht, dass es an diesem Nachmittag wieder nicht mit Sonnenbildern in Jovice geklappt hatte, ging es danach zurück ins bekannte Hotel in Moldava nad Bodvou.
Freitag, 14. Oktober 2022, Moldava nad Bodvou – Košice
Die Geschichte dieses Tages ist schnell erzählt. Das Wetter zeigte sich leider nicht von der besten Seite. Ich war am Morgen deshalb nicht motiviert früh aufzustehen. Als ich mich gegen zehn Uhr bei Dvorníky-Zádiel aufstellte, kam statt dem erhofften Kalkzug die leerfahrende 742 193 im Nichtlicht. Das mit dem Nichtlicht galt dabei auch für die andere Seite des Passes. So fanden auch die Zugfahrten bei Vidová ohne Licht statt. Da an dieser Stelle die leerfahrende 751 123 an mir vorbeibrummte, hatte ich Hoffnung, dass am diesen Tag der Mn 82230 Dobšiná – Plešivec verkehren würde. Die Fahrt nach Dobšiná verriet jedoch, dass dem nicht so war. Ohne Sonnenbild ging es Nachmittag nochmals nach Jovice, wobei auch RR 918 im Nichtlicht kam. Etwas entnervt machte ich mich deshalb auf den Weg nach Košice. Dort hatte ich mir nochmals ein Zimmer in der Penzion Slovakia reserviert. Nach erneut sehr guten Essen, gab es danach noch Live-Eishockey aus der Heimat, welches ich auf einem tschechischen Sportsender verfolgen konnte. Als Entschädigung für den erfolglosen Tag, gewann dort wenigstens das richtige Team.