Sommerrunde mit Ecken und Kanten - Teil 6

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Freitag, 29.07.2022

Während die letzten Reste der Schlechtwetterfront auf das breite Panoramafenster tropfen, schäle ich mich langsam und ohne großen Elan aus dem Bett. Laut Wetter App soll es so gegen 11.00 Uhr in der Ecke um Aachen wieder aufreißen und da will ich vor Ort sein.

Erstmal geht es zum Frühstück hinüber in die Sportsbar. Das Buffet ist reichlich und lässt keine Wünsche offen. Neben etlichen Familien sind erstaunlich viele Väter mit ihren Söhnen hier. Wohl alle Fohlen Fans, so wie sich die Juniors die Köpfe verdrehen, kaum das im Durchgang vom Stadion her sich ein Trikotträger nähert. Und das passiert in steter Wiederholung, gilt es doch den Bus zu füllen, der draußen vor dem Gebäude wartet. Fachkundig werden Namen genannt und ausgetauscht, von denen mir der ein oder andere bekannt vorkommt, ohne dass ich ein Gesicht hätte zuordnen können.

Schweren Herzens checke ich aus. Ist doch das Hotel eines von der Sorte, die mich begeistern können. Aber es als Standort für ein paar Tage zu nutzen, kommt aus zwei Gründen nicht in Frage. Erstens fährt hier nichts, was mich unbedingt zum Verweilen zwingen würde, zweitens sind die Aussichten wettertechnisch so trübe, dass einem nur das Tropfenzählen auf besagter Scheibe bliebe. Also tappere ich brav, mit über das Pflaster ratterndem Koffer, hinüber zum Auto, um mich wenig später auf den Weg nach Süden zu machen.

Die anschließende Fahrt ist recht unspektakulär, sieht man davon ab, dass man einmal auf verschlungenen Wegen, die das Navi nicht kennt, ein Tagebaugebiet umfährt, in dem sich majestätisch einer dieser großen Braunkohlebagger erhebt. Spätestens in der Region um Aachen habe ich endgültig alle Orientierung verloren, bis ich, nur mehr stur dem Navi folgend, endlich das belgische Hergenrath, gleich hinter der Grenze zu Deutschland gelegen, erreiche. Dann wird es eine knappe Kiste. Mit kurzem Sprint erreiche ich nur gerade so die anvisierte Brücke, bevor das Doppel aus Gleichstromtriebwagen unter mir durchrollt.





Noch geben die Wolken die Sonne nicht frei, sodass R 5032 im Trüben Herzogenrath erreicht. An diesem Tag gebildet aus dem führenden 663 und dem 648.




Mittlerweile gut über 50 Jahre im Einsatz, sind die Triebzüge der Reihe AM66-70, mit ihrem Straßenbahnsound beim Anfahren, das letzte Überbleibsel aus den guten alten, vergangenen Eisenbahnzeiten. Zeiten in denen Eisenbahn noch brummte, summte, rumpelte und in denen jedes Land seine ganz eigenen, charakteristischen Fahrzeuge hatte. Zeiten, die ich in der Ära von europaweitem Traxx und Vectron Einheitsbrei immer schmerzlicher vermisse.

Knapp 30 Minuten später, pünktlich zur nächsten Durchfahrt, nämlich der des ICE aus Brüssel, hat sich dann auch die Sonne durchgekämpft. So gibt es, nach dem Dunkelbild von eben, für mein zweites Fahrzeug auf der Wunschliste, einen durch aus als Sonnenbild einzuordnenden Schnappschuss auf das einstige Paradefahrzeug der Deutschen Bahn im Schnellverkehr gen Westen.





Planmäßig von Bruxelles Midi nach Frankfurt/Main Hbf ist ICE 15 unterwegs. An diesem Tag wird 406 583 aber, aufgrund diverser Störungen auf dem weiteren Laufweg, nur bis Köln kommen.






Mit Baujahr 1997 und später, deutlich jünger als die Gleichstromer der SNCB und auch in einer ganz anderen Liga spielend, läuft ihre Lebensuhr dennoch ebenso in absehbarer Zeit ab. Einst stolze Renner, werden die Mehrsystem Züge nun von einer Pannenserie erschüttert, die von Ausfall bis zu spontaner Selbstentzündung reicht und die die Reihen bereits gelichtet hat. Und so ist ihr Dasein mittlerweile so unglücklich, wie das ihrer quasi „Vorgänger“ auf den Routen nach BeNeLux, den Vierstromloks der Reihe E410 bzw. 184. Spätestens nach erfolgter Zulassung der neuen ICE 3neo der Reihe 408 werden sie wohl aufs Abstellgleis rollen oder im besten Fall, noch einige Zeit innerdeutsche Lücken füllen. Somit würde ihnen der zweifelhafte Ruhm zu Teil, die erste Reihe aus der ICE Flotte zu sein, die von den Schienen verschwindet.

Ich bleibe noch einen kleinen Moment, steht doch gleich die Regionalleistung nach Aachen an, natürlich wieder gebildet aus einem Veteranen der SNCB. Quasi das perfekte Kontrastprogramm.





Triebzug 662 ist es diesmal, der sich als R 5010 hinüber und hinunter nach Aachen macht.






Zeit mal den Standort und damit die Aussicht zu wechseln. Viele Möglichkeiten dazu gibt es auf dem kurzen Abschnitt zwischen Grenze und Hergenrath ja nicht. Nur eine Brücke weiter vorne, zu der ich jetzt laufe, bietet sich an.

Warum ich überhaupt auf diesem kurzen, fotografisch nicht unbedingt überaus reizvollen, Abschnitt stehe? Nun, nur hier gibt es AM66-70, 406er und Thalys auf einer Linie, zweigt doch gleich hinter dem Haltepunkt des Ortes die Schnellfahrstrecke von der Bestandslinie ab. Will man also zumindest etwas Verkehr, bleibt nur der Teil. Den mehr wie die genannten drei Baureihen, die in teils großzügigem Takt verkehren, verirren sich nicht auf diese Linie.

Nicht lange muss ich hier, mit Blick auf Deutschland, warten, bevor der nächste Dreierpack für Action sorgt. Gut so, denn mittlerweile ist es heiß und drückend geworden, und das Herumstehen macht so gar kein Spaß. Das es um die Uhrzeit auch nur giftiges Hochlicht gibt, bei dem so mancher Fotograf die Kamera lieber im Rucksack lassen würde, ignoriere ich auch. Man muss bei einer solchen Großwetterlage mitnehmen, was man bekommt.





Mit Essen Hbf ein eher ausgefallenes Ziel für einen Zug im europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr, hat THA 9423. Nur noch wenige Meter legt Thalys 4306 dabei auf belgischen Schienen zurück, bevor es hinüber geht ins Nachbarland.






Nur wenige Minuten und sie hätten sich gekreuzt. ICE 16 nach Bruxelles hat gerade die deutsch-belgische Grenze überfahren. Jetzt ist 406 511-6 auf der Höhe von Hergenrath.






Zeit für Regionalverkehr. Auf dem Weg nach Aachen Hbf ist 663 der SNCB als R 5011.






Nun heißt es flinke Füße bekommen. Kommt doch der 663 in 20 Minuten als Rückleistung wieder von Aachen hoch. Das will ich nutzen, um beim Halt in Hergenrath einige Detailaufnahmen von der altehrwürdigen Kiste zu machen. Danach nochmal Thalys von der Brücke, dann ist hier gut und ich such mir was an der Strecke bzw. an den Strecken. Hab ja Bestands- und Schnellfahrstrecke zur Auswahl.





Von Aachen Hbf kommend, hat 660 als R 5034 den Haltepunkt Hergenrath erreicht. Zeit sich während des kurzen Zwischenstopps den einäugigen Banditen mal genauer anzuschauen. Gehört er doch zu jenen Triebzügen, bei denen das linke Frontfenster mit einem Blech verschlossen wurde.






Sicherlich keine Komfortzone, erst Recht nicht bei den herrschenden Temperaturen, der Führerstand des 660.






Wie schon bei den Nez Cassès in Bad Bentheim fällt auch hier der wuchtige Schleifer des Stromabnehmers ins Auge. Auch bemerkenswert, die kleinen Fenster oberhalb der eigentlichen Scheiben. Ob diese winzigen Öffnungen an heißen Sommertagen wirklich für so etwas wie Lüftung und Zirkulation sorgen können, sei mal getrost dahin gestellt.






Ausfahrt frei! Platz machen für den nachfolgenden Thalys. Ein Klack, ein kurzes Schütteln, dann setzt sich der Triebwagen mit typisch malendem Motorengeräusch wieder in Bewegung. Ich schaue noch kurz hinterher, wie er nach rechts abbiegt, dann heißt es auch für mich starten, hoch auf die Brücke.

Nasenschuss auf Thalys. Das einzige was lichttechnisch gerade so geht. Aber die Brüstung hier ist sogar für mich zu hoch, daher wird es ein Bild am gestreckten Arm, mit intuitivem Auslösen, im Versuch dabei möglichst keine Mastschäden oder Verschattungen zu produzieren. Dafür, finde ich, ist es am Ende doch noch recht ansehnlich geworden.





Auf die Nase gekuckt. Thaly 4331 als THA 9448 auf dem Weg von Köln Hbf nach Brüssel.






Für mich ist es Zeit etwas raus zu fahren und mir eine Stelle für den nächsten Nahverkehrstakt von Aachen her zu suchen. Bei Astenet lässt sich eine Brücke finden, kurz nachdem sich die Bestands- und die Neubaustrecke trennen. Leichter Bogen, im Hintergrund die Brücke der Schnellfahrlinie. Eigentlich perfekt, würde da nicht diese Wolkenschatten genau mit der Zugspitze mitziehen, als nach brütendem warten in der prallen Sonne endlich das Triebzug Doppel um die Ecke kommt.





663 und 648 sind gerade als R 5035 von Aachen Hbf nach Spa unterwegs. Im Hintergrund die Brücke der Schnellfahrstrecke, die wenige 100 m vorher aus der alten Linie ausfädelt.






Jetzt schnell rüber zur Neubaustrecke. Wird ne enge Kiste, steht doch dort der nächste Zug. Gut, dass es nur ein Stück zu laufen ist. Das Auto ist auch schnell in einer breiten Abzweigung versorgt, sollte also passen. Jetzt noch meine Kiste geschnappt, die im Zweifel für die entscheidenden Zentimeter Höhe sorgen kann, und so den Unterschied zwischen verdecktem Fahrwerk und „freier Sicht“ machen kann, dann geht es im Geschwindschritt los.

Aber keine Kiste der Welt hilft gegen dieses üppige Grün, was dort oben am Damm entlang der Gleise wuchert. Kettensägen wären hier eher angesagt. Und eine Woche Zeit. So bin ich nur deprimierter Zuschauer, als wenig später der Zug nach Brüssel hinter dem grünen Vorhang vorbei saust.

Schon so doof, wenn man Leistungen verpasst. Noch doofer, wenn es nur, wie hier, wenige davon gibt. Also wieder zurück zur Altbaulinie mit ihren Gleichstrom Triebwagen? Nein, da ist die Gefahr groß, dass die gleichen Fahrzeuge kommen, wie heute Vormittag. Und zudem, so ein Thalys ist ja auch ganz hübsch. Und auf die 406er hab ich es ja sowieso abgesehen.

Also an der Neubaustrecke suchen. Und siehe da, hier gibt es einen Weg der parallel zur Bahntrasse führt. Und man kann sogar stehen. Nur kommt kein Zug! Denn sowohl die nächste Leistung nach, als auch die von Köln fallen heute aus! So eine Sch….!

Dass keiner der ICE bis nach Frankfurt durchfährt, ist mir ja egal. Hauptsache sie kommen hier. Aber dass nun auch hier Lücken sind, ist schon höchst ärgerlich. Also hier in der Sonne abhängen? Nein, definitiv nicht. Erstmal eine neue Stelle suchen. Denn beim nächsten Takt ist die Sonne schon, wenn auch nur dezent, auf der anderen Gleisseite.

Gut, wenigstens der Programmpunkt geht schnell. Etwas weiter hinten ist eine Brücke. Nicht gemütlich, weil man gefühlt fast auf der Autobahn sitzt, dafür kann man sein Auto abstellen, ohne jemand zu behindern. Dreht man sich um, gibt es zudem noch Sicht auf die Strecke nach Spa. Sollte man sich merken, für morgens, sofern es einen hier nochmal her verschlägt.

So weit, so gut. Aber was nun tun in den knapp zwei Stunden, die hier noch bleiben? Ich entschließe mich hinüber nach Montzen zu fahren. Vielleicht geht ja von der Brücke runter noch ein Güterzug oder zwei.

Soviel sei schon mal gesagt: Geht nicht! Vielleicht doch schon etwas angeknockt von Sonne und schwüler Wärme, bilde ich mir ein, die Brückenstelle ohne detailierte Navi Unterstützung zu finden. So quasi aus dem Gedächtnis. Ist ja schließlich nur rund 15 Jahre her, als ich das letzte Mal hier herum gegeistert bin. Also nur Montzen eingegeben, den Rest macht der Spürsinn!

Und so irre ich erstmal ziellos durch die Lande, quetsche mich durch diverse Wohnstraßen, immer schwankend zwischen „ich bin gleich da“ und „keine Ahnung, wo ich hier gerade herumgurke“! Als ich mich dann endlich aufraffe die Zeit zu investieren, die es braucht die richtige Stelle auf der Karte im Navi zu taggen, merke ich, dass ich mich ordentlich verfranzt und jede Menge wertvolle Zeit verloren habe.

Angekommen an der Fotobrücke, gibt es dann zu allem Überfluss auch nichts mehr zu fotografieren. Warum auch immer, hinter dem Geländer prangt eine hohe Blende, die jegliche Aufnahme auf die Bahnhofsausfahrt und die daneben liegenden Durchfahrtsgleise unmöglich macht. Somit sind Fotos wie das nachfolgende, nicht nur aufgrund der schon längst ausgeschiedenen Fahrzeuge, Geschichte.





Quasi links liegen, lassen 225 029-8 und 028-0 an diesem 08.05.2008 den Rangierbahnhof Montzen. Mit einem gemischten Güterzug sind sie, nachdem sie die Rampe von Aachen West herauf bezwungen haben, auf dem Weg nach Westen.






Auch im einst so geschäftigen Rangierbahnhof unten sieht es mehr als traurig aus. Statt Gleisen voller ankommenden und abfahrenden Güterzügen, die hier meist umgespannt werden mussten, Rangierfahrten Loks unterschiedlichster Bauarten und Epochen, abgestellten Maschinen, die auf ihr Ende oder einen zweiten Frühling warteten, nur leere, verwaiste Anlagen, ohne Betrieb.





5537 hat am 08.05.2008, zusammen mit der mit elektrischer Zugheizung versehenen 5531, einen Güterzug von Aachen West her die Rampe heraufgebracht. Nun setzen die beiden dieselelektrischen Maschinen ab, um den Platz für Elloks frei zu machen, die ab hier die Traktion übernehmen.






In der Gegenrichtung sind an diesem Tag 2339 und 2381 unterwegs. Die beiden Veteranen bringen einen Stahlzug mit Ziel Deutschland in den Rangierbahnhof.






Während ich noch in Erinnerung an die guten, alten Zeiten schwelge, manifestiert sich eine Überlegung aus dem hier und jetzt, und beginnt zu drängeln. Nämlich die Frage: „Und was jetzt?“

Irgendwas muss ich jetzt sinnvoll umsetzen, damit sich die elends Kutscherei hier her lohnt. Ansonsten hätte ich ja gleich weiter gemütlich an der Schnellfahrstrecke in der Glut der Sonne verdörren oder zumindest in Welkenraedt, mit weniger Aufwand, etwas schlaues umsetzen können.

Lass mal überlegen. Nicht weit von hier ist doch das Steinviadukt. Gut, dass war das letzte Mal schon recht verwachsen. Aber die Zeit ist vergangen und vielleicht gabs es ja zwischenzeitlich einen Freischnitt.

Diesmal nicht auf Spürsinn und Erinnerung verlassend, bin ich auch, geleitet vom Navi, recht bald da. Das mit dem Freischnitt war wohl nichts. Üppiges Grün verdeckt den Großteil des 390 m langen Bauwerks aus dem Jahr 1917. Gebaut wurde es im Übrigen, wie die komplette Montzen-Linie, von den deutschen Besatzern im 1. Weltkrieg.





Leider hat sich noch niemand gefunden, der das „Viaduct van Remersdaal“, gelegen an der Montzen-Linie von Aachen West nach Tongern, mal frei schneidet. Und so sind die Möglichkeiten es mit einem Zug umzusetzen, zumindest vom Boden aus, nur begrenzt vorhanden. Vor allem, wenn wie hier der Zug noch aus der falschen Richtung kommt. 186 144-2, eingestellt bei Akiem, passiert mit einem Kesselzug gen Osten das Bauwerk aus Stampfbeton.






Noch etwas kann ich warten, dann geht es zurück zur Neubaustrecke, steht doch dort die nächste 406er-Leistung an. Hat sich der Tripp hier her gelohnt? Auf jeden Fall! Querschuss auf eine hellgraue Traxx auf eingewachsenem Viadukt! Dafür investiert man doch gerne mal ein, zwei Stunden. *Ironiemodus aus*

Zurück an der Schnellbahn gibt es dann wenigstens ein kleines Trostpflaster, hat doch DB Fernverkehr einen „Holländer“ ins Rennen nach Brüssel geschickt.





Einer der „Holland ICE“, nämlich 406 553-8, auf dem Weg als ICE 14 nach Bruxelles. Aufgrund von Problemen im Betriebsablauf ist er an diesem Tag erst in Aachen Hbf gestartet.






Irgendwie werde ich gerade nicht vom Glück verfolgt. Als würde mir dort oben jemand die Zunge zeigen, hat sich im letzten Moment der Ausläufer einer Wolke vor die Sonne geschoben.

Ich habe jetzt so rund eine Stunde Zeit, mir, schattensuchend am Boden sitzend und ans Auto gelehnt, Gedanken zu machen, wie es mit der Tour weiter geht. Eigentlich war ja der Plan, über Luxembourg, die Ecke um Saarbrücken, ins Elsass zu gondeln und von da weiter in die Schweiz. Aber der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Spätestens Sonntagabend soll die Großwetterlage für einige Tage kippen. Regen, Regen, Regen, wohin man schaut. Gut, sowas ließe sich in einem netten Hotel auch aussitzen. Aber mindestens zwei, eher wohl drei Übernachtungen löhnen, nur um die Zeit tot zu schlagen? Kein guter Ansatz.

Alternative? Gen Süden fahren, am Sonntag mit einer Freundin Treffen, die aus der Oberpfalz ins Saarland gezogen ist, und dann nachmittags heim, um abends pünktlich fürs Endspiel auf der Couch zu sitzen. Nach zwei Tagen, die für Wäsche waschen und Bilder speichern und Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen genutzt werden können, geht’s dann weiter in die Schweiz.

Klingt nach einem Plan, auch wenn dafür das Elsass mit seinen letzten 67400er Leistungen, wieder mal, wegfällt. Ich glaube, auf denen liegt ein Fluch. Und wenn es so weiter geht, werde ich wohl nie ein Bild von den Einsätzen schießen können. Versuche doch schon seit Jahren mal hinzufahren und immer wieder kommt etwas dazwischen.

So, aber weiter im Text. Einmal Nachricht in die Schweiz, dass und wann ich mich bei ihnen in der Gegend herumtreibe, einmal Nachricht ins Saarland, mit der Frage, wie es am Sonntag aussieht, Treffpunkt Saarbrücken.

Nächster Schritt Hotel. Und jetzt wird es schwierig. Kurz gesagt, zwischen hier und der Mosel ist nichts frei. Oder nicht bezahlbar. Oder mitten in der Stadt, ohne Parkmöglichkeit. Oder, ganz wichtig an so einem brütend heißen Tag, es gibt keine Klimaanlage. Oder Du willst da schlicht und einfach nicht übernachten. Mit wachsendem Blutdruck wühle ich mich durchs Buchungsportal. Immer wieder schauend, welche Alternativen denn noch so auf meinem Weg liegen könnten, welche Streckenvarianten für die Anfahrt es denn noch gäbe. Krönung, als ich endlich ein Etablissement gefunden habe, gelegen sogar ideal in Trier, welches akzeptablen Preis, Parkplatz und Wohlfühleffekt aufs idealste zu verbinden scheint, und welches mir als frei angezeigt wird, scheitert jeder Buchungsversuch an der Mitteilung, dass leider schon alle Zimmer ausverkauft wären. Nur um wenig später, auf der Übersicht, wieder als frei zu erscheinen.

Schließlich buche ich Bonn! Wohl der irrwitzigste Umweg, den ich jemals für eine Übernachtung gefahren bin. Aber die Alternative wäre „Auto auf Waldweg“ gewesen, und darauf hatte ich nun noch weniger Lust.

Ach ja, und zwischendrin gab es ja auch noch ein Eisenbahnbild.





4306 als THA 9472 von Essen nach Paris.






Mit überschaubarer Begeisterung mache ich mich auf den Weg in die ehemalige Bundeshauptstadt. Zwischenzeitlich ist die Rückinfo aus dem Saarland eingetroffen. Sie freut sich, was mich freut. So steht wenigstens der weitere Plan für die nächsten beiden Tage. Die Schweiz schweigt noch. Aber das hat ja auch noch Zeit.

Durch den Feierabendverkehr geht es zum Rhein. Kurz noch tanken und Getränke auffüllen, dass ich morgens gleich früh starten kann, dann weiter zum Hotel. Was ich schon befürchtet habe, das hoteleigene Parkhaus ist voll. Rot leuchtet mir die Anzeige entgegen. Und leider hat man auch keine Alternative auf dem Gelände, mitten in der Stadt, wie mir der äußerst freundliche Mitarbeiter an der Rezeption erklärt. Dafür kann er mir aber in Sachen Tipps, das gastronomische Angebot betreffen, umfangreich weiterhelfen. Würde ich nur die Hälfte der von ihm genannten Lokale besuchen, mein Überleben für die nächsten zwei Wochen wäre gesichert.

Nachdem ich mein Gepäck aufs Zimmer und das Auto in ein nahes, öffentliches Parkhaus gebracht habe, von dem er mir versichert hat, dass mein fahrbarer Untersatz dort unbehelligt die Nacht verbringen kann, geht es für mich zurück und unter die Dusche. Auch wenn heute fototechnisch nicht viel passiert ist, geeignet für Ansammlungen im öffentlichen Raum bin ich aufgrund der schwülen Hitze definitiv nicht.

Kurzzeitig erfrischt und locker bekleidet geht es in die Stadt. Zwei, drei der Empfehlungen lasse ich nach kurzer Inaugenscheinnahme links oder rechts liegen, um mich wenig später an einem Tisch mitten in der Fußgängerzone wieder zu finden. Nicht dabei bei den Empfehlungen, kann ich den Italiener meinerseits aber durchaus empfehlen. Da Essen ist lecker, das kühle Bier läuft wie von selbst, und dass es bis zur ersten Bestellung etwas gedauert hat, liegt einzig und alleine am Betrieb der herrscht. Und so sehe ich es eher als Glückfall an, dass ich in der belebten Flaniermeile überhaupt noch einen freien Platz bekommen habe. Da nimmt man etwas Warten doch gerne in Kauf.

Zurück am Zimmer geht es nochmal duschen, denn die Schwüle hat nicht nachgelassen. Klima an, Ohrenstopfen rein, um die vorbeiquietschende Straßenbahn und fröhlich lärmende Passanten auszublenden, und schon sinke ich in einen traumlosen Schlaf. Bis mich der Wecker früh am nächsten Morgen unbarmherzig aus den selbigen reißt. Aber das ist schon wieder ein anderer Tag.