Schwitzen im Stiefel - Teil 2
Von Peter Hürzeler
Sonntag 30.7.2023Nachdem uns die Fischplatte gestern Abend noch Bauchschmerzen verursacht hat, haben wir immerhin im Anschluss gut geschlafen. Das Hotel - und das Restaurant noch viel mehr - wird aber nicht als Empfehlung in die Unterlagen eingehen. Wir waren schon früh weg, so früh, dass wir die Putzfrau im Restaurant überraschten. Morgenessen gab es noch nicht und hätten wir wohl auch sonst gerade dankend abgelehnt.
Bevor wir aber wirklich weg kamen, schauten wir noch kurz beim Leuchtturm vorbei, welchen wir gestern Abend beim Essen gesehen hatten und setzten diesen mit dem Ätna in Szene.
Unsere erste Anlaufstelle war das Capo Bruzzano, von welchem wir den ersten der beiden Nordfahrer IC erlegen wollten. Der sollte kurz vor neun hier sein. Genug Zeit um sich schon wieder in der Sonne rösten zu lassen, knallte doch die Sonne gnadenlos runter und es war schon wieder gegen die 30°C. Der Zug kam dann mit ein paar Minuten Verspätung wie gewünscht durch.
Wir wechselten gleich auf die Andere Seite, kreuzte der IC doch in Bianco einen Regio, welcher alsbald bei uns auftauchte. Es war ein einzelner ALn668. Wir hatten uns was längeres gewünscht, aber immerhin war er sauber und sticht so durchaus auch aus der Landschaft.
Nun hatten wir etwas Zeit, war die nächste Zugsleistung doch erst um 1100 Uhr angesagt. Wir nutzten die Zeit einerseits für etwas Stellenkunde, andererseits vor Allem auch für ein Morgenessen und um noch etwas die Vorräte aufzufüllen. Gerade Flüssiges war inzwischen Mangelware und dringend nötig bei diesen Temperaturen. Via Palizzi (einkaufen) ging es dann bis Bova Marina, wo wir beim Bahnhof ein spätes Morgenessen in Form von Cornetti con Crema zu uns nahmen. Danach verschoben wir uns wieder in Richtung Palizzi für einen Blick mit Ätna, wo wir einen Regio nachschiessen wollten. Wir trafen dort auf ein frisch geschottertes Gleis - man investiert derzeit recht in die Strecke. Der Regionale 5647 kam dann in Form des ATR 220 026
Für den Gegenzug in einer halben Stunde wechselten wir auf die andere Seite von Palizzi. Auch der Regionale wurde mit einem ATR 220 gefahren:
Wir hatten nun etwas Zeit - nicht viel aber genug - um kurz mal die Badehose zu montieren und einen Sprung ins (nicht ganz so kühle) Nass des Ionischen Meeres zu wagen. Danach gab es einen Wechsel nach Bova Marina, wo wir uns auf dem Tunnelportal des Tunnels durch den dortigen Felsvorsprung platzierten. Mit ein paar Minuten Verspätung fuhr dann der IC 562 bei uns durch:
Für den nächsten Regionale aus Reggio Calabria waren wir etwas planlos und suchten daher mal entlang der Strecke nach Möglichkeiten. Schlussendlich landeten wir aber zuerst in Brancaleone in einer Gelateria und gönnten uns dort einen Riesenbecher Gelati zur Abkühlung. Als es dann langsam Zeit wurde verschoben wir uns mangels Möglichkeiten direkt zum ehemaligen Bahnhof von Capo Spartivento, wo wir auch den nachfolgenden Südfahrer IC fotografieren wollten. Die beiden Züge kreuzen sich in Brancaleone, so dass auch nicht allzu viel Zeit für einen Wechsel zwischen den beiden Zügen war, so dass dies sicher ein guter Entscheid war:
445.1092 mit dem Intercity IC558 im ehemaligen Bahnhof von Capo Spartivento. Im Hintergrund der Leuchtturm Faro Capo Spartivento
Bis zum nächsten Regionale hatten wir nun wieder 2h Zeit. Unser Plan war den bei Bova Marina zu erlegen, jedoch gingen die Ansichten über den Standort auseinander. Wir fuhren mal dorthin. Es war aber noch mehr als ausreichend Zeit um nochmals die Badehose zu montieren und nun ohne Hast das abkühlende Nass zu geniessen. Gegen 1600 verschoben wir uns dann langsam an unsere gewählten Stellen. Während ich auf einen einzelnen ALn 663 hoffte, wäre Pascal froh gewesen um einen etwas längeren Zug. Ich war ziemlich erfreut, dass mein Wunsch in Erfüllung ging:
Pascal stand hinter dem Tunnel:
Ich sammelte Pascal danach wieder ein. Uns gelüstetet es erneut nach einer Gelati und wir wurden beim Bahnhof von Bova Marina fündig. Fast vergassen wir dabei den nächsten Regionale. Gerade rechtzeitig erinnerten wir uns aber noch an den und so reichte es noch zum Bahnhof von Capo Spartivento. Inzwischen hatte das Licht mehrheitlich gedreht. Ideal war es zwar noch nicht, doch hatten wir quasi keine andere Stelle die uns gefiel für den nächsten Regionale nach Reggio Calabria. Mit etwas mehr Tele war das noch knappe Seitenlicht verschmerzbar:
Es standen nun noch je ein Regio aus Reggio Calabria, sowie der zweite Südfahrer IC aus Taranto auf dem Plan. Für letzteren suchten wir nun eine passende Stelle die noch Licht hatte. Trotz Sommer war das gar kein allzu einfaches Vergnügen. Die recht steilen Klippen warfen schon vielerorts Schatten auf die Strecke und sonst ist die Strecke halt auch stark eingewachsen. Hinter Brancaleone fuhr uns dann der Regio vor die Linse:
Für den eine Stunde später auf dem Tapet erscheinenden IC landeten wir schlussendlich wieder beim Bahnhof Capo Spartivento. Die Idee vom Rand der Klippe runter zu fotografieren scheiterte an militärischem Sperrgebiet. Die Strasse zum Leuchtturm hoch ist entsprechend gesperrt und den Abhang hinaufkraxeln ist angesichts des Bewuchses quasi ein Ding der Unmöglichkeit. So standen wir wieder wie für den Regionale zuvor. Die Schatten näherten sich dann aber zu schnell dem Gleis und 20min vor Durchfahrt des Zuges rissen wir die Leine und fuhren dem Zug - in der Hoffnung dass es reicht - entgegen zu einer zuvor gesehenen Notstelle näher an Brancaleone. Wir hatten dann etwa 2min Spatzung, bevor der IC bei uns durchfuhr:
Montag 31.7.2023
Der Wecker ging früh - noch vor Sonnenaufgang. Einerseits hatten wir die Idee den Sonnenaufgang mitzuerleben, andererseits war unser Ziel auch früh beim Capo Bruzzano zu sein. Ersteres scheiterte dann daran, dass die Sonne zu weit nordöstlich aufging und wir sie vom Hotel aus nicht sahen. Unser frühes Aufbrechen veranlasste den Portier (und wohl Besitzer) des Hotels wie schon gestern Abend zu Stirnrunzeln, insbesondere der verzicht auf das bezahlte Frühstück. Uns war das egal und so waren wir schnell weg und bald schon beim Capo Bruzzano. Bereits bruzzelte uns die Sonne wieder gnadenlos und wir waren schon bald bachnass. Als erste Zugsleistung kam ein Regionale in Richtung Reggio Calabria, welcher in Form eines sauberen Aln 663 an uns vorbei fuhr.
Eine halbe Stunde später gab es dann innert kurzer Zeit gleich zwei Zugsleistungen, kreuzten sich doch zwei Regionale im nahen Brancaleone. Wir hofften, dass mindestens einer zur Abwechslung in Form eines ATR 220 Triebzuges daher kam, wurden aber diesbezüglich enttäuscht. Beide Garnituren bestanden aus einem einzelnen Aln 663, hier der in Richtung Norden fahrende:
Unser nächstes Ziel war der erste IC in Richtung Taranto, welchen wir in Bova Marina erlegen wollten. So ging es flugs in die Richtung. Es kam uns aber noch ein weiterer Regionale entgegen. Wirklich plan dafür hatten wir keinen, aber mit offenen Augen der Strecke entlanggefahren sahen wir beim Capo Spartivento eine ganz passende Stelle wo man sogar noch den Faro Capo Spartivento mit ins Bild nehmen konnte. Wir waren in Erwartung eines ALn 663 oder allenfalls eines ATR 220. Wir waren aber recht überrascht, als ein HTR 412 auftauchte. Der Einsatz der Hybridzüge auf Sizilien war uns bekannt und konnten wir ja auch schon fotografieren. Hier sollen die Züge per Ende Jahr ja auch die lokbespannten IC's ablösen, dass aber schon solche Triebwagen im Einsatz sind war uns nicht bekannt.
Lange hatten wir nicht warten müssen und so waren wir bald darauf schon in Bova Marina. Die genaue Stelle hatten wir bald gefunden und so gab es bald darauf dann ein Bild des IC 564 nach Taranto:
Für den bald drauf folgenden Regionale in gleicher Fahrtrichtung blieben wir gleich hier, veränderten aber etwas die Position. Es kam ein einzelner ALn 663, welcher gut in die Lücke zwischen zwei Kandelaber passte:
Nun war Zeit für ein späteres Morgenessen, da die nächsten Zugsleistungen erst in 2h zu erwarten waren. So ging es zurück nach Bova Marina zur Bar Desirée beim Bahnhof, wo wir gestern schon zweimal Köstlichkeiten genossen haben. Während wir da kurz die Fahrpläne checkten bemerkten wir, dass wir einen Regionale nach Reggio Calabria vergessen hatten. Wäre zwar ein Nachschuss, aber würde eventuell gerade noch so reichen um an der vorherigen Stelle bei Capo Spartivento nachzuschiessen. Und vielleicht wäre es ja ein ALn 663...Flugs dorthin gewechselt, hingestellt und nur Minuten später kam der erhoffte ALn 663 vor unsere Linse:
Anschliessend ging es wieder zurück nach Bova Marina, wo wir uns beim Tunnelportal hinstellten, noch etwas Grünpflege betrieben und dann auf den nächsten Regionale in etwa gut einer Stunde warteten. Er brauste dann in Form eines ALn 663 durch:
Dass der Lichtstand noch nicht ideal war, war uns klar. Nichtsdestotrotz erschraken wir etwas ab der schlechten seitlichen Ausleuchtung - die Kurvenüberhöhung hatten wir definitiv nicht eingerechnet. Eigentlich wollten wir den nachfolgenden Regionale aus Reggio Calabria auch hier machen - quasi der Hauptschuss - doch entschieden wir uns nun was anderes zu suchen. Wir hatten da zuvor mal noch eine Stelle bei Palizzi ausgekundschaftet. Es war zwar auch keine Überstelle, aber immerhin war durch die Aussenkurve die seitliche Ausleuchtung sicher besser. Es kam dann ein ATR 220:
Erneut ging es zurück nach Bova Marina. Vor der nächsten Zugsleitung - dem nächsten IC nach Taranto - blieb aber noch etwas Zeit für eine schnelle Abkühlung. Schnell die Badehose montiert und ab ins Meer. Rund eine halbe Stunde später nach erneutem Kleiderwechsel stellten wir uns hoch oben beim Santuario della Madonna del Mare hin und warteten auf den zweiten IC, welcher bald danach auch durchfuhr:
Nun hiess es für uns aber langsam in Richtung Norden aufzubrechen. Entlang der Küste ging es wieder zurück zum Capo Bruzzano, wo wir uns mangels schattenspendender Bäume (wenn es gehabt hätte, dann sind sie abgebrannt) in praller Sonne hinstellten und auf den nächsten Regio von Reggio Calabria her warteten. Etwas unerwartet wurde es plötzlich zur Lotterie, da einige Quellbewölkung genau über unserer Stelle entstand und herum waberte. Der HTR412 ging dann prompt auch im Halbschatten durch. Eigentliches Ziel war aber der erste IC 558 nach Reggio Calabria. Der spannte uns etwas auf die Folter, hatte er doch rund 30min Verspätung aufgelesen. Auch hier war es knapp und wir waren noch eine Minute vor Zugsdurchfahrt im Schatten gestanden:
Kurz darauf kam dann auch noch ein Regionale ebenfalls nach Reggio, welcher zuvor in Bianco durch den IC überholt wurde und nun auch 10min Verspätung hatte. Zu unserer Freude war es ein einzelner Aln 663:
Nun war es aber Zeit für einen grösseren Sprung nordwärts. Unser Ziel war es für den nächsten IC nach Reggio Calabria in der Nähe von Catanzaro zu stehen. Dies bedeutete nun rund 2h Autofahrt der Küste entlang hoch. Wir überfuhren dabei einige Regios, die wir - falls wir gerade was an Stellen finden - mitnehmen wollen ohne gross Zeit zu verlieren. Schlussendlich gab es aber genau 0 Bilder. Einer fuhr uns 2 Minuten zu früh für uns in einem voll verbuschten Bereich entgegen - ein paar hundert Meter später hätten wir uns passend hinstellen können. Für einen zweiten wollten wir uns gerade hinstellen, als er hinter ein paar Häusern auftauchte. Tja, schlechtes Timing, aber alle drei Züge wären eine reine Zugabe gewesen. Kurz vor Squillace Lido waren wir am Ziel und wir stellten unser Fahrzeug am Fusse einer Industriebrache am Hang hin. Nun hiess es noch die genaue Stelle finden, dazu begannen wir mal den Berg hoch zu kraxeln. In die Industriebrache kamen wir aber nicht wirklich. Der Bewuchs durch Gestrüpp war fast mannshoch und man kam nicht durch. Dafür konnten wir im angrenzenden Wald gut hoch wandern und fanden dann auch einen passenden Ausblick nachdem wir noch ein paar dürre und verkohlte Äste beseitigt hatten. Vor dem IC kam aber zuerst noch ein Regionale, gebildet natürlich wieder von einem einzelnen ALn663:
Wie wir dann weiter auf den rund eine halbe Stunde verspäteten IC warteten begannen dann plötzlich Schleierwolken reinzuziehen. Sie waren Teil einer Wolkenbank die uns auch für das eigentlich angedachte Programm von Morgen nochmals etwas nachdenken lässt (schon seit 2 Tagen). Wir wollten ursprünglich wieder auf die andere Seite des Stiefels wechseln und noch etwas hoch nach Praia a Mare, wo einige sehr nette Morgenstellen liegen. Nur: dort soll es Wolken haben, während es im Bereich in Richtung Taranto morgen gut aussieht. Nur fehlen uns da die Stellen und die Suche nach passenden Stellen noch weiter in Richtung Absatz des Stiefels hat auch nicht gerade viel hervorgebracht. Die verschiedenen Meteodienste meinen inzwischen aber, dass das gröbste in der Nacht durchgeht und dann am Morgen früh nur noch aufgelockerte Bewölkung da ist, welche rasch verschwindet. Wir glauben denen jetzt mal und so buchten wir noch ein Hotel in San Nicola Arcella. Damit hatten wir noch knapp 3h fahren vor uns. Angesichts der Verspätung des IC liessen wir die Idee via Cosenza zu fahren sein. Man hätte dort noch eine mögliche Abendstelle für die schmalspurige FC gehabt.
Der IC kam dann in einem durchaus lichten Moment durch:
Wir hatten wirklich Glück - 5min später als wir beim Auto waren, war gerade wieder eine Phase mit kaum mehr Schattenwurf. Zufrieden düsten wir ab und fuhren via E848 rüber auf die andere Seite des Stiefels.
Während wir auf der E848 meist im dunkeln rüber fuhren, schien an der Küste wieder die Sonne, so dass wir uns entschlossen bei Campora San Giovanni noch kurz hinzustellen. Wir erwarteten einen .italo nach Norden - nach einer haben Stunde mussten wir aber einsehen: den haben wir wohl knapp verpasst. Von Norden war in der Zeit auch nur ein einzelner Regionale durchgefahren:
Da wir noch knapp 2h Fahrt vor uns hatten, machten wir uns dann auf den Weg, kaum ein paar Meter in Richtung Auto gelaufen fuhr uns dann ein weiterer Regionale um die Ohren. Das war jetzt aber blöd gelaufen - den Zug hatten wir trotz Check zuvor komplett nicht auf dem Radar gehabt. Es reichte für eine Notschlachtung, aber mehr auch nicht mehr:
Schade und etwas ärgerlich! So fuhren wir dann los. Die Fahrt auf der Küstenstrasse bis nach San Nicola Arcella war mühsam, hatten wir doch quasi auf der ganzen Strecke irgendwelche Schleicher vorne dran. Gegen San Nicola hin sahen wir dann auch Ungemach für morgen: in der Nacht orange leuchtende Bergrücken haben nichts gutes zu bedeuten - es wütete ein Buschfeuer.
Wir kamen kurz vor 10 Uhr abends ziemlich ausgelaugt an, nur um dann im Dorf in ein komplettes Chaos zu geraten. Ausgerechnet heute Abend war Notte Bianco im Dorf - das Zentrum gesperrt, überall bis in die Morgenstunden Musik und Festivitäten auf der Strasse. Pascal lief dann zu Fuss mal zum Hotel und mit Hilfe des Besitzers konnte ich dann auch mit dem Auto durch die Massen bis zum Hotel fahren. Nach dem Einchecken ging es dann noch zu einer nahen Pizzeria, hatten wir doch den ganzen Tag durch noch nichts anständiges gegessen. Es wurde dann fast Mitternacht bis wir im Bett waren. Trotz des Lärms draussen schliefen wir beide tief und fest.