Durch das Chentii-Gebirge und die Wüste Gobi - Teil 7

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Sonntag 1.10.2023

Dann war er da: der letzte Tag auf Strecke. Wir mussten heute Abend in Ulaanbaatar sein und den Wagen abgeben. Wir hatten aber noch bis etwa Mitte Nachmittag Zeit um Fotos zu machen, bevor wir aufbrechen mussten. Der Morgen begrüsste uns mit Sonnenschein pur. Bereits kurz nachdem die Sonne den Talabschnitt zu unseren Füssen beleuchtete kam passend für uns ein Nordfahrer weit hinten um die Ecke gebogen. Kamera in Betrieb nehmen, Drohne in Betrieb nehmen und etwas weiter nach unten fliegen:

eine unerkannt gebliebene 2TE116UM mit einem Kohlezug bei Ynjegt


eine unerkannt gebliebene 2TE116UM mit einem Kohlezug bei Ynjegt (✈)


Erfreut ab dem Start wechselten wir auf einen angrenzenden Hügel um passend für einen Südfahrer zu stehen. Wir hatten nämlich gesehen, dass der soeben fotografierte Zug im weit hinten sichtbaren Bahnhof ins Ausweichgleis fuhr und stoppte. Auch hier gab es wieder die Kombination aus Drohne (tief) und grosser Kamera von oben herab.

2TE116UD-077 mit einem Kohlezug bei Ynjegt (✈)


2TE116UD-077 mit einem Kohlezug bei Ynjegt (✈)


2TE116UD-077 mit einem Kohlezug bei Ynjegt


Wir wechselten vorerst mal zurück zum Auto. Bis wieder was zu erwarten war, dauerte es nun mindestens 20-30 Minuten. So hatten wir Zeit unser Camp abzubrechen, die Zelte zu verpacken und ein letztes Mal sämtliches Material im Auto zu verstauen. Danach wechselten wir wieder auf den angrenzenden Hügel und hofften auf einen Südfahrer. Er kam zu unserer Freude dann auch:

2TE116UM-030, sowie eine halbe 2Zagal schleppen gemeinsam einen Containerzug nach Süden (✈)


2TE116UM-030, sowie eine halbe 2Zagal schleppen gemeinsam einen Containerzug nach Süden


Der Plan war nun weiter ins Tal vorzurücken. Zwei Gründe: einerseits sah es von oben her aus, als dass dort auch gute Fotostellen waren. Andererseits sahen wir einen eventuell möglichen anderen Rückweg, welcher Distanzmässig kürzer wäre als via Zuunkhara. Und wenn der optisch noch als besser befahrbar taxiert werden kann, dann wäre das einen Versuch wert. So fuhren wir mal runter in Richtung Tal und damit in Richtung der Haltestelle Narst. Bis zum von oben sichtbaren Talknick war die Erdpiste problemlos fahrbar. Und genau dort wollten wir uns mal hinstellen und auf einen weiteren Südfahrer hoffen.
Zuerst wurden wir aber von einem Zug nach Norden überrascht. Wirklich zu hören war der erst kurz bevor er auftauchte. Für einen Stellenwechsel um was mit der grossen Kamera zu machen war es zu spät, immerhin reichte es aber noch die Drohne steigen zu lassen.



2TE25KM-0462 mit einem Containerzug bei Narst (✈)


Wohl auf Kreuzung in Zuunkhara kam dann aber der erhoffte Südfahrer, welcher sich sehr gut in der Landschaft machte:

2TE25KM-0358 mit einem Containerzug bei Narst


2TE25KM-0358 mit einem Containerzug bei Narst


2TE25KM-0358 mit einem Containerzug bei Narst (✈)


Wir fuhren weiter in Richtung Narst. Leider wurde aber der Weg hinter dem Talknick sehr schnell sehr viel schlechter. Es war mehr ein Schlammloch als eine fahrbare Erdpiste. In Narst galt es die Bahn zu unterqueren. Immerhin kamen wir von der Höhe her durch. Das Schlammloch vor/hinter der Unterführung war auch bewältigbar. Mühsamer wurde es dann aber mit der Querung des nächsten Bachlaufes. die wohl einst vorhandene Querung war gespickt mit Felsblöcken und quasi nicht fahrbar. Ersatzweise haben wir dann bei einem Drohnenflug eine Furt entdeckt, aber auch dort liessen wir es dann bleiben und entschieden uns auf dem bekannten Weg zurück zu fahren. Vorher stellten wir uns aber mal an die Strecke, denn demnächst sollte der Personenzug nach Ulaanbaatar in Narst sein. Passend zu dessen akustischer Anmeldung liessen wir auch die Drohnen steigen, so dass es einige Bilder gab:

2TE116UM-025 mit dem Personenzug 272 Suhbaatar - Ulaanbaatar in Narst (✈)


2TE116UM-025 mit dem Personenzug 272 Suhbaatar - Ulaanbaatar in Narst


2TE116UM-025 mit dem Personenzug 272 Suhbaatar - Ulaanbaatar in Narst (✈)


2TE116UM-025 mit dem Personenzug 272 Suhbaatar - Ulaanbaatar in Narst (✈)


Wir liefen dann zurück zum Auto und wollten gerade losfahren, als es von der anderen Seite her trötete und ein Güterzug an uns vorbei rumpelte. Nochmals liessen David und ich die Drohne steigen, da wir für von unten schlicht zu weit weg von der Strecke standen:

2TE116UD-073 mit einem gemischten Güterzug bei Narst (✈)


Danach war aber wirklich Zeit aufzubrechen. Wir holperten den Weg zurück in Richtung Zuunkhara. Als wir nach einer halben Stunde Narst passierten, sahen wir anhand der Signale, dass ein Südfahrer in die Ablenkung soll. Es reichte uns noch eine passende Stelle hinter Narst zu finden, bevor der Zug dann auftauchte:

2TE25KM-0460 mit einem Kohlezug bei Ynjegt (✈)


2TE25KM-0460 mit einem Kohlezug bei Ynjegt


So zügig es ging versuchten wir noch einige hundert Meter weiter in Richtung Zuunkhara zu gelangen, denn die Kreuzung war angekündigt und es sollte der Personenzug in den Norden auftauchen. Zeitlich reiche es, aber eine passende Stelle zu finden war nicht einfach ist die Bahn in dem Bereich doch recht eingewachsen. Wir haben das gestern schon festgestellt. Auch fehlt einem meist etwas die Höhe. Immerhin fanden wir dann ein paar Meter freies Schussfeld. Wir hörten es dann auch mal tröten, waren uns aber nicht sicher ob das jetzt schon die Abfahrt des Zuges in Narst war. So warteten wir noch mit dem Start der Drohnen - ein Fehler: plötzlich tauchte der Zug direkt vor uns aus dem Wald auf. Immerhin gab es dann mit der grossen Kamera ein Bild.

M62UMM-006 mit dem Personenzug 271 Ulaanbaatar - Suhbaatar, bei Ynjegt


Weiter ging es in Richtung Zuunkhara. Wir versuchten nochmals eine Variante in der Route welche uns einige Kilometer Umweg erspart hätten, verendeten dann aber recht bald an einer zu tiefen Unterführung. Diesseits der Bahn hätte es zwar weitere irgendwelche Wege im Gelände gegeben, aber deren Lage in der Talmitte liess eine Schlammschlacht erwarten, so dass wir es vorzogen den bekannten und bereits getesteten Weg zurück zu fahren. So holperten wir die nächste Stunde nach Zuunkhara zurück. Eingangs Dorf beim Bahnübergang gab es noch eine kurze Verschnaufpause: gerade rechtzeitig um noch ein allerletztes Bahnfoto zu machen, kam doch passend nochmals was in Richtung Norden. Auch die Sonne gab sich nochmals etwas Mühe den inzwischen aufgezogenen Schmodder mindestens halbwegs zu verbruzzeln. Neel und ich verbrannten noch die letzten Reserven aus den Drohnenakkus, so dass es noch ein Doppelbild zum Abschluss gibt:

2TE25KM-0459 mit einem Containerzug kurz vor Zuunkharaa (✈)


2TE25KM-0459 mit einem Containerzug kurz vor Zuunkharaa


Dann packten wir endgültig alles Zusammen und machten uns auf den Weg nach Ulaanbaatar. Via die direkte Zufahrt nach Zuunkhara gelangten wir wieder auf die Nord-Süd Hauptstrasse. Zu unserem Erstaunen war der Verkehr heute sehr dicht. Die Fahrt runter nach Ulaanbaatar wurde einfach nur mühsam. Wir waren praktisch dauernd in Kolonnenverkehr. Dass der gemeine Mongolenfahrer da nicht drin sein möchte versteht sich von selbst. Also überholen bei jeder sich (nicht) bietenden Gelegenheit Autos von weit hinter einem in horrendem Tempo die Schlange, um dann bei aufkommendem Gegenverkehr auf der Strasse in die nicht vorhandenen Lücken rein zu drängen. Der Handorgeleffekt war damit programmiert. Mehrmals sträubten sich mir als Beifahrer die Nackenhaare und David als heutiger Fahrer fluchte wohl innerlich...
Das änderte dann auch nicht in Ulaanbaatar, wo wir ebenfalls wieder im Stau standen. Anstatt veranschlagt etwa um 1830, kamen wir dann erst kurz nach Acht beim Hotel an. Wir hatten uns strategisch passend für Morgen im Ibis eingebucht. Bald nach der Ankunft tauchte auch der Autovermieter auf. Die Fahrzeugrückgabe war absolut unproblematisch. Der Wagen sah zwar aus wie Sau (wir haben ihn die letzten zwei Tage nochmals so richtig eingesaut), aber das war problemlos. Noch vorhandener Abfall wurde ebenso mitgenommen. Und so war der (bis auf die gebrochenen Blattfeder) unproblematische und treue Begleiter der letzten zwei Wochen weg. Nach dem Zimmerbezug gab es noch ein Nachtessen direkt im Hotel, bevor dann schon bald Feierabend war.


Montag 2.10.2023

Pünktlich um sechs standen wir alle drei mit gepackten Taschen in der Hotellobby. Der gestern schon gebuchte Taxifahrer stand schon bereit. Durch die frühe Abfahrtszeit konnten wir erneut weitgehend dem erst aufkeimenden Verkehr entfliehen. Kurz vor sieben waren wir dann beim Flughafen. Um die Zeit bis zum CheckIn totzuschlagen gab es dann mal in einem Restaurant ein Morgenessen. Gegen halb neun gab es dann CheckIn und anschliessend die Sicherheitskontrolle bevor wir dann gegen 10 Uhr Boarding hatten. Leider war der Flieger diesmal deutlich besser gefüllt und so blieb es bei einem Sitz pro Person. Immerhin bot das Bordunterhaltungssystem für den Rückflug etwas mehr als beim Hinflug. Eine Handvoll mongolischer Filme aus Anno Tobak, dazu eine paar Staffeln "Voice of Mongolia" und ähnliches - nicht dass jetzt wirklich was für mich dabei gewesen wäre. Aber immerhin war das Angebot nicht mehr schlicht inexistent - sprich eine Steigerung war da...
Ansonsten war der Flug unspektakulär. Viel zu sehen gab es nicht - ich hatte einen Gangplatz und die Fenster der 787-8 wurden eh automatisch verdunkelt, wobei es gemäss Neel draussen eh weitgehend bewölkt war. Gegen ein Uhr landeten wir in Frankfurt. Der Flughafen bot dann schon beim Aussteigen wieder ein Müsterchen, wieso ich ausgesprochener NICHT-Fan von ihm bin (nebst einigen Urlaubsreisen war ich eine Zeit lang regelmässig geschäftlich via Frankfurt unterwegs und da hat geprägt. Die Erlebnisse reichen hin bis zu einem Fast-Crash mit einem Enteisungsfahrzeug...). Dass man noch vor der Einreise in den Schengenraum eine mobile Passkontrolle macht -> Ok, kann man machen. Wieso man das aber quasi im Zugangsgang von der Gangway ins Terminal macht und so die Gänge so verstopft, dass Reisende von der Rolltreppe quasi in die gestaute Menge prallen -> ???
Man könnte ja die Reisenden auch so lenken, dass diese in einen separaten Kontrollbereich kommen wenn man schon solche Spässchen macht.

Nach Erhalt der Koffer - David seiner war quasi der letzte der geliefert wurde - hatten wir mehr als genug Zeit um ein Mittagessen einzunehmen. Wir hatten etwas Reserve eingeplant und so war unser Zug zurück in die Schweiz planmässig erst um halb fünf ab Frankfurt Flughafen. Und dass wir nicht zu sehr in Stress gerieten, dafür sorgte dann die DB mit angekündigten +30. Schon eher für Stress und Nervfaktor Anlass bot dann mal wieder der Flughafen selber. Wir waren in Terminal 2, zum Flughafenbahnhof geht es einerseits mit dem Bus im Viertelstundentakt oder dann via Skytrain. Ein voll gepferchter Bus fuhr uns vor der Nase ab und angesichts der noch vor uns stehenden Personen liessen wir das bei einem Viertelstundentakt dann bleiben. So gab es dann Skytrain, welche derzeit wegen Bauarbeiten für ein neues System auch reduziert fährt. Über die Reisendenlenkung und Beschilderung sowohl in Terminal 2 zur Skytrain, als dann auch in Terminal 1 von ebendieser zum Flughafenbahnhof gibt es nur 1 Wort: Verschissen.
Immerhin war dann die Verspätung des ICE aus Hamburg nicht noch angewachsen und sie blieb auch bis Basel relativ konstant bei +30.
In Basel trennten sich dann unsere Wege. David und Neel verliessen Basel in Richtung Zürich, ich in Richtung Thun. Anderthalb Stunden später war ich dann auch zu Hause.


Rückblick:
Landschaftlich bietet das Land durchaus viel, verkehrstechnisch auf der Bahn läuft einiges. Passt eigentlich - wäre da nicht die Zugangsthematik in Form von Erdpisten und deren Zustand. Der Zeitaufwand für einzelne Stellen - wenn man die richtige Zugangsstrasse überhaupt findet - ist enorm. (Ja, es hätte Local Guides die das wüssten und via die man solche Touren buchen könnte, aber eigentlich ging es auch ganz gut ohne...). Vom Strassenverkehr in der Hauptstadt reden wir nun mal nicht. Die möchte man am liebsten einfach grossräumig umfahren (wenn man den könnte). Drive Mongolia als Anbieter von Auto + Campingausrüstung fand ich Ok. Klar war es nicht gerade eine Autoübergabe wie bei Europcar/Sixt/Hertz/... am Flughafen xy, aber es ist halt auch nicht ein 0815 Mietauto, zumal die Campingausrüstung noch dazu kommt. Kommunikation mit DriveMongolia war unkompliziert mit Email und dann vor Ort mit Messengern. Und auch bei den Problemen mit der Blattfeder war man durchaus für eine Lösung besorgt.
Eigentlich hatte ich mir im Vorfeld viel mehr Abenteuer erwartet als es dann schlussendlich war. Ich hab zu Hause schon mal vorgemeldet, dass gewisse Kommunikationslücken vorhanden sein könnten. Aber nee, entlang der Bahn hat man eigentlich immer 4G... Und auch sonst war trotz der Sprachbarriere nie wirklich was von abenteuerlichen Problemen merkbar. Das einzige Abenteuer war schlussendlich 25 Jahre nach Beendigung meiner aktiven Pfadfinder-Zeit wieder einmal in Schlafsack und Zelt zu übernachten (und ja: da merke ich die 25 Jahre deutlich...). Und trotz diesem Mini-Abenteuer: es war sinnvoll, liessen sich doch so einige Anfahrtswege vermeiden.
Kurz: Rundum zufrieden und gerne wieder einmal!