In Zentralasien – unbekanntes Usbekistan (4) – zwei Tage in den Hügel, Tälern und Bergen um Boysun

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Dienstag 09. September 2024

Es ist Dienstag. Klar, gestern war ja Montag. Und bedeutet das was? Theoretisch schon … also nach Wipfs Fahrplan bedeutet das etwas. Es gibt nebst den bereits von gestern bekannten Zügen auf der Strecke noch mehr. Tadschikistan und Dushanbe ist über diese Strecke erreichbar. Und von da gibt’s Züge über diese Strecke. Teilweise nachts und immer Dienstags am Tag. Und zwar gleich zwei davon, einer am Mittag nach Osten und einer am späteren Nachmittag nach Westen. Aber alles mit SEHR VIEL Vorsicht zu geniessen. Wipf wurde bei der Planung des Tages nicht müde dies immer wieder zu erwähnen. Denn anscheinend sind Verkehrstage und Fahrzeiten bei den Tadschiken und Usbeken und Russen alles andere als konsistent. Und dann gibt’s aus Usbekistan fast keine Zeiten, und interpolierte Fahrzeiten zwischen zwei Bahnhöfen über 24h können auch um ein paar Stunden falsch sein. Wenn der Zug überhaupt fährt. Aber wir planten einfach mal mit dem Westfahrer … dass wir uns den ganzen Tag für ihn stellen und ihn nie aus den Gedanken verlieren. Wenn er kommt, hätten wir ihn, wenn nicht – dann hat die Info die Wipf als vertrauenswürdig erachtete einfach nicht gepasst.
Und deshalb, weil wir den Zug heute erwarteten, fuhren wir heute nicht wieder ins Tal hinein (im Nachhinein vielleicht falsch) sondern gingen zum Pass. Also in den Abschnitt zwischen Derbend und Okrabot. Wenn der Tadschike mega hübsch wäre, könnte man ihn so sogar noch etwas verfolgen … aber die Gedanken wurden nicht weiter ausgeführt.
Nach dem entdecken des Tals gestern entdecken wir also heute den nächsten Abschnitt der Strecke. Es begann um 06:15 Uhr. So früh weil wir den ersten Personenzug des 3-er Pakets nicht verpassten wollten. Der ist um 07:01 ab Derbend und das ginge mit der Sonne ohne Hügel im Rücken gerade so auf. Wir brauchen, wegen der Baustelle, gute 30min da hin und so blieben deren 15min um sich zu stellen. Einen potenziellen Platz hatten wir auch schon für Zug 1 und Zug 2.
Der Vorteil so früh, wie gestern schon, kein Mensch ist unterwegs und man hat die Baustelle für sich allein. Kein staubiger Gegenverkehr und auch kein Baustellenverkehr. Wir waren voll im Plan als wir etwa 2km östlich vom Bahnhof Derbend von der Strasse auf einen Dreckweg (also von grossem Dreckweg auf kleinen Dreckweg) abbogen. Und da konnte man auch stehen … nichts was man uuunbedingt gesehen haben muss, aber die Berge im Hintergrund sind klasse. Und wir erwarteten wieder eine O’ZEL am Zug, die kann man auch gerne mal näher dran machen.
Wir standen auf einen kleinen Hügel (ganz ohne geht’s dann doch nicht) und die Schatten zogen sich genug weit zurück als um 7:01 ein Trööt die Stille durchbrach. Es war kühl heute früh, ich packte sogar das erste mal meine Jacke aus. Ein Pulli habe ich gar nicht mit in dem Urlaub … platzsparend und optimistisch Gepackt würde ich meinen ;).

64- Wir stehen etwa 2km östlich vom Bahnhof Derbend und warten um 7 Uhr auf den ersten Personenzug des morgendlichen 3-er Pakets – Zug 80 von Tashkent nach Termez. Der war auch heute wieder mit einer O’ZEL bespannt, der 206.


Für den zweiten Zug fuhren wir zur Bahnhofsausfahrt von Derbend. Diese Stelle haben wir uns am ersten Abend bereits notiert. Für den zweiten Zug sollte die Sonne hoch genug stehen, denn er wäre erst um knapp vor 9 Uhr hier. Noch im Schatten sassen wir auf den Hügel und hofften auf Güterverkehr, wie gestern, da kam ja auch ein Güterzug zwischen P-1 und P-2.
Es war kühl auf dem Hügel im Schatten. Wir waren froh als die Sonne dann endlich die Bergspitze erreichte und auch unsere Position in die Sonne kam. Wir witzelten darüber, dass wir heute Nachmittag die Sonne dann verfluchen wenn der Wind wieder ausbleibt.
Es geschah nichts von vorne. Von hinten rollte ein Zug durch. Die Hoffnung er mache einem Gegenzug Platz im Bahnhof war in dem Moment gestorben als er nach der Einfahrweiche wieder beschleunigte. Der Fuchs hatte am Anfang echt den Eindruck gemacht als wolle er anhalten. So war dann der Personenzug unser erster Zug an der Stelle.

65- Zug 82F Tashkent - Saryasiya an der Bahnhofsausfahrt von Derbend. Es zieht wieder eine schöne 20’ZUY


Für den dritten Zug hatten wir nicht genau einen Platz definiert. Wir waren vielleicht auch deshalb etwas in Zeitnot geraten. Denn er folgt dem zweiten Zug mit 60min Abstand und wir fahren ihm noch fast 30min entgegen. Man hat von ihm aber eine Abfahrtszeit in Okrabot auf dem Pass. Ganz so weit wollten wir aber nicht. Wir wollten in den untersten Bereich des Abstiegs … da bräuchte er sicher 10min hin.
Das Luftbild dieser Gegend ist zwar genauso hochauflösend wie überall auf der Welt, aber was ist Einschnitt, was ist Damm, wie hoch sind die Hügel wirklich, wie Eng die Kurven? Was sieht man im Hintergrund, wo hängen die Tüdeldrähte rum? Das konnten wir uns alles nicht vorstellen. Das muss man echt sehen. Zwei potenzielle Standpunkte waren markiert wo Licht und Standpunkt gehen könnten. Um in diesen Bereich zu kommen, fuhren wir über die Hauptstrasse durch die Polizeikontrolle an der Bezirksgrenze (war zum Glück nichts los) und dann rechts rein auf die Dreckpiste. Die erschliesst sogar eine kleine Ortschaft und ist daher in einem respektablen Zustand.
Der erste erdachte Platz war nichts, es war ein Damm, Tüdelleitungen hingen direkt da, und da wo es ging, war die Kurve eng und das Licht schon fast raus. Also weiter hinauf, Zeit bliebe? Wir fuhren hinauf in die zweite Kehre. Da war der Einschnitt zwar auch tief, tiefer als vermutet ... und die Kurve verdammt Eng. Achja und die Masten waren auch etwas Eng gestellt. Viel vom Zug sieht man nicht, aber es musste gefallen. Ein Reiseteilnehmer mäkelte zwar rum, aber mir passte das ganz gut. Der Boden in dieser Kehre (und auch nur da) ist anders gefärbt … alles in allem eine schöne Sache. Ich versuchte dem unbegeisterten Reiseteilnehmer mal kurz die Situation zu erklären: JA, es ist nicht DIE Stelle an der Strecke … aber wenn wir schon über eine solche Stelle motzen? An vielenvielen anderen Orten auf der Welt wäre man froh so etwas zu finden, denn es ist einfach schön! Ich stiess auf eher taube Ohren ;).
Genau, Zug kam ja auch noch. Schon bei unserer Ankunft sah man den Personenzug zwei kehren weiter oben rumödeln. Es dauerte nicht lange bis er dann bei uns war, der Zeitplan ging auf.

66- Und der dritte Personenzug. 129 Andijan - Termez mit 20’ZUY 503. Wir stehen zwischen Okrabot und Oknazar. Luftlinie sind die beiden Bahnhöfe etwa 5km voneinander entfernt. Die Strecke macht locker doppelt so viel Strecke. Sie verliert ordentlich Höhe in dem Abschnitt. Der Bahnhof Okrabot liegt auf etwa 1575 Höhenmeter. Oknazar noch auf ziemlich genau 1300 Metern.


Und jetzt? Wir waren gerade etwas in einer Sinnlosdiskussion gefangen. Wir waren zu früh, aber nicht viel … wir blickten auf drei Stellen, die aber alle erst in ungefähr einer Stunde im Licht wären. Wir blickten auf die Kehre wo wir standen und wollten da nicht nochmal. Vor allem wenn jetzt ein Bergfahrer kommt. Das ging nicht wegen den Masten, das war alles viiiel zu dicht. Dann gäbe es noch eine Brücke wo man hinlaufen könnte. Da war aber ein Wachhaus zu sehen und Bahnmitarbeiter waren auch gerade am Werkeln. Muss man da rauf, um dann eine Stunde später wieder runterzulaufen? Alles schwierig.
Wie wir Diskutieren tauchte oben ein Güterzug auf und nahm uns die Entscheidung ab. Denn bis der bei uns wäre könnten wir dann auch an die andere Stelle die später ins Licht dreht. Kein Thema, Thema erledigt.

67- Keine 30min nach dem Personenzug folgte ihm 20’ZELR 413 mit einem Güterzug nach Osten.


Jetzt war die Strecke belegt, in 30min wäre Licht «drüben», jetzt können wir auch rüber. Wir fuhren ein paar Meter und bestiegen dann den Hügel. Das war fantastisch. Und, wir wagten es vorher gar nicht zu hoffen, man konnte sogar auf die Brücke schiessen. Auf dem Luftbild es wieder nicht ganz klar, wie hoch die Hügel wirklich sind. So standen wir an einer prächtigen Zweirichtungsstelle und warteten. So ab diesem Zeitpunkt hätte jetzt übrigens auch der Tadschikenzug kommen können. Aber als erstes rollte ein Güterzug von unten heran, auch diesen sieht man gut 5min bevor er an der Stelle auftaucht.

68- Einen Hügel weiter Talwärts standen wir dann an einem Zweirichtungsblick. Als erstes kam ein Bergfahrer mit zwei O’ZEL. Die Brücke die man rechts oben erkennt wir der Zug in etwa 5min überqueren.


Auf dem Bild erkennt man oben rechts eine Brücke. Das ist die Strecke weiter oben, in etwa 5min wird dieser Zug die Brücke überqueren. In diesem Abschnitt gewinnt die Strecke etwa 275 Höhenmeter auf eine Distanz von ~15km. Die direkte Linie zwischen den Bahnhöfen ist eher 5km. An dem Standpunkt von eben sind wir ungefähr die Kirche von Wassen – wenn wir das mal auf die Gotthard Nordrampe adaptieren (und es kommt relativ gut hin, ohne Tunnel … aber vom Streckenverlauf her ;).
Dann dürfte ja jetzt der Tadschike kommen! Eine Stunde dauerte es bis … bis … ein Güterzug kam. Aber immerhin Talwärts. Jetzt konnten wir mal aus den vollen schöpfen. Gleich drei Bilder knalle ich euch vor den Latz.

69- Es kommt ein Güterzug den Berg hinab gerollt. 20’ZELR 403 hängt davor. Wir blickten mit dem Tele auf die Brücke (jene die man im Bild oben sieht). Vielleicht sollte man das im Winter mal ohne das Hitzegeflimmer wiederholen?

70- Vom selben Standpunkt au ein zweiter Blick auf diesen Zug.

71- Und das dritte Bild von 20’ZELR 403.


Die Stelle vom letzten Bild wäre mit richtigem Licht klasse. Aber auch in der untersten Ebene blickten wir auf eine Stelle für Ostfahrer die jetzt ins Licht drehte. Wohin? Ausserdem kommt jetzt wieder ein Westfahrer? Und wann kommt der Tadschike? Fragen über Fragen.
Wir taten was wir immer tun; etwas anders ;). Wir wechselten einfach den Hügel. Beim Bild 68 sieht man ihn, da wollten wir auf. In der Geraden wäre schon Licht für den Tadschiken, also kann ja nix schief gehen! Und 20min würden reichen um rüberzukommen, das wäre etwa die Zugfolgezeit? Die anderen zwei liefen direkt rüber, ich nahm das Auto mit. Wer weiss ob man es nachher nicht plötzlich eilig hat (ihr erinnert euch, Zugverfolgung und so). Wir trafen trotzdem zeitgleich da oben ein. Und das mit den 20min passte ziemlich gut, aber nicht für einen Zug hinterher, sondern für einen Gegenzug. Unsere Hoffnung in den Einschnitt davor blicken zu können wurden belohnt, das klappte sogar sehr gut. Und das nächste Bild im Kasten.

72- Nach dem Stellenwechsel einen Hügel weiter kam sogleich der nächste Bergfahrer. Es zieht 20’ZELR 401.

73- Und gleich nochmal ein Bild von diesem Zug eine Ebene weiter oben.


Der mit der zweiten Ebene war eine spontane Idee. Zeit um weiter hinauf zu kommen auf dem Hügel hatte man genug. Das war suuuper! Und jetzt wäre wieder Pause. Zeit um sich mal einzurichten an der Stelle. Die Aussage von heute Früh kam uns wieder in den Sinn; da wo wir im Schatten froren. Denn es war jetzt heiss, ohne Wind und ohne Schatten. Wobei Schatten, da gibt es ein einziger Baum. Ein Stachlbaum ohne Blätter, aber besser als nichts. Wir quetschten uns irgendwie zu dritt in den Halbschatten und dösten vor uns hin. Ein Bild für die Götter.
Nur auf den Gleisen geschah nichts mehr, kein Tadschike und auch keine Chinesischen Doppelloks. Es war einfach still. Und gegen 15 Uhr drehte dann die Sonne unter uns raus. Vorne (Bild 71) ginge es auch nur mehr 30min bis es fertig wäre. Und die Stelle unten die wir gerne gemacht hätten war auch schon vorbei. Aber wir hatten für den Nachmittag sowieso noch Ideen. Von der Strasse aus kann man über das Tal auf die Bahn fotografieren. Genau wie, wo, was, war nicht klar, aber wir schauten es uns an. Wir gingen also in die maximal überhitzte Karre zurück und fuhren die Strasse hinauf. Zwei Anläufe brauchte es bis wir zufrieden waren. Das Auto stand zwar an der 4-Spurigen Strasse am Rand des Standstreifens, aber das würde schon passen. Wir selbst sassen etwa 100m weiter hinten etwas abseits der Strasse auf Steinen im Schatten des Hügels. Das war jetzt sehr viel angenehmer als auf dem Dreckhaufen vorhin. An dieser Stelle ging auch ein leichter Wind.
Nur Zug kam nicht, erst um 16 Uhr rollte etwas. Nicht von oben wie erhofft, sondern von unten. Es blieben 10min um uns umzupositionieren. Wir liefen der Strasse entlang Bergauf um den Zug besser im Abschnitt neben uns zu bekommen. Das war am Schluss auf dem Autobahneinschnitt etwas abenteuerlich, nichts für Menschen mit Höhenangst.

74- Wir mussten über 3 Stunden warten nach dem letzten Bild bis wieder etwas geschah. Wir stehen an der Strasse im Aufstieg und blicken über das Tal auf einen bergfahrenden Zug. Es zieht wie heute so oft eine 20’ZELR.

75- Wenn nicht viel läuft schlachten wir halt aus was wir können. Nochmal ein Bild, diesmal mit dem ganzen Zug.


Etwas gebrannt von den letzten Stunden wollten wir diesen Zug nun verfolgen. Oder zumindest mal in den Bahnhof von Okrabot auf der Passhöhe schauen ob ein Gegenzug (der Tadschike?) da steht? Und wenn nicht, diesem hinterher in den Abstieg auf der Westseite.
Wir waren zeitgleich mit dem Zug in Okrabot und die anderen beiden erkannten eine O’ZEL mit einem «Messwagen oder so» im Bahnhof stehen. Fahrtrichtung Osten. Also kreuzt was. Unsere angedachten Stellen für Ostfahrer waren aber eher auf einen langen Zug ausgelegt, so ein Messzug ginge total unter in der weiten Landschaft. Also folgen wir doch unserer 20’ZELR. Wir fuhren also über den Pass und dann im Ort Okrabot mal an eine potenzielle Stelle abseits der Hauptstrasse «im Ort». Die Luftüberwachung funktionierte und Wipf friemelte ein Bahnübergang am Ortsausgang raus.
Wir hätten den Zug gefühlt schon lange sehen müssen im Abstieg, aber da war nichts. Verpasst hatten wir ihn unmöglich. Also warten wir halt, selbst wenn er noch auf einen Ostfahrer wartet könnten wir ein schönes Bild machen, die Stelle taugte in beide Richtungen. Aber es geschah erstmal nichts. Also schauten wir uns die Dampflok auf dem Berg von Okrabot an ;). Da oben über dem Bahnhof gibt es eine riesige Dampflok aus Beton (vermutlich). Der Masstab stimmt nicht ganz, die Lok ist bestimmt 10m hoch und weit herum zu sehen. Sie ist angemalt wie die Flagge von Usbekistan.
Wie wir so auf die Lok glotzen bewegte sich etwas im Einschnitt neben dem Bahnhof. Eine Lok schaute raus und der Zug kam endlich, nach über 30min Stillstand. Oder doch nicht? Nein, es ist nicht unser Zug sondern dieser Messzug, der sich dann eher als Bauzug herausstellte. Der hat umfahren und den Güterzug hat man einfach mal stehen lassen.

76- Wir stehen in Okrabot im Ort und blicken auf 0’ZEL 305 wie sie mit ihrem Bauzug nach Westen den Pass runter fährt. Wir warteten ja eigentlich auf den Güterzug von gerade eben, aber den hat man halt einfach mal stehen lassen.


Wir warteten weiter, den zu Verfolgen mochten wir auch jetzt nicht. Der Tadschike kommt ja vielleicht noch (haha, daran glaubte niemand mehr mittlerweile) Und wir definierten schonmal ein paar Stellen für einen anderen Tag. Beim Bild von oben erkennt man zwei Brücken, die gingen beide wunderbar am Vormittag mit Personenzügen. Eine Gleisbaurotte kam angelatscht und wurde von einem urigen alten LKW aufgeladen. Und dann ziemlich genau eine Stunde nach dem letzten Zug ein Bergfahrer mit zwei O’ZELR. Na, nehmen wir halt die. Wir standen so lange weil es einfach angenehm war zu warten und die Sonne hielt.

77- O’ZELR 310+309 rollen mit einem Güterzug ostwärts. Das war zwar auch nicht was wir erwartet hatten, aber nehmen wir gerne mit.


Mit dem Zug hatten wir noch was vor, oder waren wir zu spät? Im Abstieg gäbe es so eine Stelle bei der man so spät wie möglich sein will, das letzte Licht wäre das beste Licht. Wir fuhren also über den Pass runter, drehten, fuhren wieder 1/3 hinauf und stellten uns hin. 15min Licht hätten wir noch, der Zug? Hmmm, dass er oben auf der Passhöhe angehalten hat war nicht unbedingt ein gutes Zeichen, er hätte gleich durchfahren sollen. Wir sahen ihn dann auch 10min später noch nicht. Das heisst, bis der bei uns wäre, wäre die Sonne eh schon weg. Also war’s das für heute. Folgt nur noch die Fahrt zum Hotel.
Auf dieser sahen wir zwei Personenzüge. Zwei? Das ist einer zu viel! Den ersten den wir vor Derbend sahen war klar, das war der erste des 3-er Pakets. Der zweite aber, den wir hinter Derbend bei einem kurzen Abstecher zur Strecke (ich wollte eine Stelle anschauen die man am Vormittag machen könnte) sahen war nicht der zweite der klassischen Züge. Ahhh, das war der Tadschike! Also nicht jener auf den wir den ganzen Tag vergebens gewartet haben, sondern jener in die Gegenrichtung. Dessen Fahrzeit stimmte dann mehr oder weniger. Hm, das war jetzt blöd. Im Tal (von gestern) wäre der mit diesen 20min Abstand zum ersten Personenzug sogar noch im Licht gewesen. Hier hinten natürlich nicht, also kein Personenzug am Abend. Merken wir uns den Zug vor für den nächsten Verkehrstag? Ja, ist aber erst in einer Woche – wenn wir dann noch hier wären, wäre irgendetwas schief gelaufen bei der Rückreise.
Durch Baustelle und Dämmerung erreichten wir wieder beim eindunkeln unser Hotel. Wir kannten das Programm: Wir kaufen ein, wir Duschen uns den Staub aus den Poren und gehen dann zum Essen. Stopp, was fehlt: Wir müssen das Hotel noch verlängern. Wir kauften es bis morgen, brauchen aber länger hier … oder wollen mehr Zeit hier verbringen. Zwei Tage? Zwei Tage bestimmt. Also wechselten nochmal 1.5 Millionen den Besitzer und wir waren sorglos. Wobei, das ist geflunkert. Klopapier, ihr erinnert euch. Der gute Reisende hat ja immer was dabei für die schlimmsten Notfälle. Ich habe meine Notfallrolle (schön weich) ins Bad gestellt damit man nicht alles immer nur mit Schleifpapier bearbeiten muss. Heute war das Zimmer gereinigt und aufgeräumt (gestern nicht). Und was fehlte? Die haben echt das Klopapier gestohlen?! Heieiei … ich nenne es Entwicklungshilfe und habe ein gutes Gefühl bei. Irgendjemand in dem Ort freut sich jetzt über eine ganz neue Erfahrung nach dem Besuch im stillen Örtchen. Es sei ihm gegönnt! :-).
Essen: Wir gingen nochmal da hin wo wir schon zweimal waren. Der Momosberg von gestern nahm die Lust auf dieses Zeug heute komplett. Bleiben wir bei den Spiesschen. UND wir hatten gestern Pommes gesehen auf einem Teller. Nach einer kurzen Verwirrung verstand der Wirt was wir wollten und brachte Pommes. Spiesschen, Zwiebeln, Pommes, Salat … das ist ja wie im Gasthaus bei uns. Lecker!
Morgen ist Mittwoch, morgen ist es so wie am Montag mit den Personenzügen. Morgen fahren wir deshalb nochmal ins Tal. Da ist noch bissle was offen und dann können wir noch 2 Tage an den Pass. So die Ideen. Aber dazu morgen mehr.
Abfahrt morgen wie letztes mal, 06:30 Uhr. Gute Nacht!

Mittwoch 10. September 2024

Der neue Tag beginnt mit Sonne. Das ist jetzt seit exakt einer Woche genau so. Und so bleibt es auch. Wir machen uns seit ein paar Tagen überhaupt keine Gedanken mehr über das Wetter … oder sollten wir? Nö, zwischenzeitlich hat Meteoblue für morgen Donnerstag mal ein paar Wolken angekündigt, mittlerweile hat man das aber wieder vergessen. So gefällt das!
Wir fuhren heute wieder ins Tal wie vorgestern schon. Der Personenverkehr ist genau gleich geordnet und das mit dem Güterverkehr würde man sehen. Wir hatten eigentlich nur ein Fixstelle im Kopf für den frühen Nachmittag. Sonst waren Ideen da, aber wie am Montag schon erwähnt, man kann sich einfach überall hinstellen. Ahja, und Wipf wollte für den Personenzug am Abend dahin wo wir am Abend letztes Mal den Zug verdaddelt haben. Stimmt, der Punkt ist auch ziemlich fix.
Wir holperten über die Baustelle ins Tal hinein und stellten uns für den ersten Personenzug noch etwas weiter draussen direkt an den Eingang. Da gibt’s halt wieder mehr als ein Bild ;).

78- Wir sind heute wieder im Tal zwischen zwischen Pulhakim und Tangimush unterwegs. Der Tag beginnt wieder mit dem täglichen Nachtzug 80 von Tashkent nach Termez. Heute zieht O’ZEL 203.

78.5- Und die Lok von nahem.


Es folgt der zweite Personenzug. Und fast zuverlässig ja noch ein Güterzug dazwischen. Wir fuhren nicht weit ins Tal hinein und stellten uns nah am Gleis hin. Und der Güterzug kam wie gewünscht knapp eine Stunde hinter dem Personenzug. Was auffällt, die Fernsicht wieder immer schlechter, vorgestern sah man die Bergkette im Hintergrund noch deutlich, heute nur mehr schemenhaft. Der über die Tage immer schwächer gewordene Wind trägt da wohl seinen Teil dazu bei. Ein Luftaustausch täte not …

79- 20’ZELR 413 zieht einen Güterzug nach Osten. Wir stehen bereits etwas im Tal drin südlich von Pulhakim.


Gut konnten wir die Stelle verlassen, denn für den Personenzug hatten wir noch eine andere Idee. Nur ein paar Ecken weiter hinten stolperten wir durch das breite Wadi und dann einen steilen Bergrücken hinauf. Vor uns wurde wieder gearbeitet, ein paar Eisenbahner zogen schrauben an. Das scheint eine ziemliche Sisyphusarbeit zu sein.

80- Wir arbeiteten uns langsam ins Tal hinein. Für den Personenzug #2 – den Zug 82F Tashkent – Saryasiya mit 20’OTY 501 standen wir wieder in die Höhe. Dieses Bild vor allem wegen dem dunstigen Hintergrund (die Fernsicht war auch schon besser) und wegen der Gleisbaurotte. Solche sind an der Strecke überall und immer wieder zu beobachten.

81- Das erste Bild war mit Tele, dann noch eins quer über das Wadi drüber.


Das war jetzt ganz nach unserem Gusto! Wir nutzten die belegte Strecke, um bis knapp vor dem Felsentor auf halber Strecke den nächsten Hügel zu besteigen. Das war vor allem mein Wunsch, diese grosse Aussenkurve ginge in beide Richtungen wunderbar – und war so ab jetzt perfekt im Licht. Wir parkten das Auto unten am Weg und sassen in die Hügel. Die Sonne knallte schon ordentlich und wärmte von oben und von unten. Ich hatte heute das erste mal meinen Schirm dabei, den ich als Sonnenschirm nutzte. Sieht zwar panne aus, aber hilft gegen den nächsten Sonnenbrand ;).
Es war uns jetzt egal von wo etwas kommt – zwischen Personenzug 2 und 3 kam ja auch schon was, das müsste heute nicht anders sein. Wollte aber nicht, der dritte Personenzug war die nächste Bewegung.

82- 20’OTY 508 zieht den letzten Personenzug des Vormittags nach Osten. Es ist jeden Tag derselbe, auch heute wieder Zug 129 Andijan – Termez.


Es war 11 Uhr … so ab 13 Uhr wollten wir an der Felsenstelle im südlichen Bereich stehen. Was machen wir dazwischen? Hm, wir könnten einfach sitzen bleiben und hoffen. So taten wir es, drei Kindle wurden wieder ausgepackt und drei Langnasen waren wieder am Lesen kurz darauf. So wirklich etwas passieren wollte nicht. So mau war’s ja noch nie. Erst um halb 1 kam wieder was, von Osten. Das war ganz schön spät. Aber gut, den 5min später wollten wir eh ungefähr los.

83- Am Felsentor ungefähr in der Streckenhälfte zwischen Pulhakim und Tangimush kam dann auch noch ein Westfahrer. Die 20’ZELR hätte auch gerne 2h eher kommen dürfen.


Die Strecke war belegt und wir fuhren die 20min durchs Tal bis wir da waren wo wir hinwollten. Angekommen nahmen wir sofort die Kameras zur Hand um «ein Ohr voll» Tal zu nehmen. Denn bei einer Kreuzung in Pulhakim hätte durchaus sofort etwas kommen können. Das war nicht der Fall. Also richteten wir das Auto in der Sonne aus und konnten endlich mal im Auto warten. In der Mittagshitze war das sehr gemütlich, 33°C zeigte das Thermometer – heute war es wirklich mal heiss.
Unser bestes Ohr, das Wipfohr, vernahm dann ein Tröt aus Tangimush. Wie der das immer hört. Auf jeden Fall stellten wir uns raus für einen Zug nach Westen. Das war auch ein netter Blick, noch nicht im Licht eigentlich, aber was will man machen ;).

84- 20’ZELR 413 westlich von Tanghimush auf dem Weg durchs Tal. Der Zug kam aus der falschen Richtung … tsts.


Die Sonne dreht um die Mittagszeit wie der Blitz. Bis 15 Uhr hätten wir Frontlicht an der Stelle die wir eigentlich wollten. Logisch, wir würden weiter warten, aber so ganz zufrieden wäre man dann nicht mehr. Aber immerhin wartete es sich im Auto maximal gemütlich. Wir warteten und warteten und wieder war es Wipf der einen Zug zu hören meinte. Es war 14:50 Uhr.

85- Kurz vor der Deadline dann endlich der Zug wie wir ihn wollten. 20’ZELR 406 fährt mit einem Zug nach Osten. In den ersten E-Wagen ist Kohle geladen, in den hinteren Schwellen. Auf den Flachwagen liegen Schienen und hinten kommt noch ein Kran und ein Mannschaftswagen. Darf man den Zug aus Bauzug bezeichnen?


Ob Bauzug oder nicht, wir hatten genau was wir wollten. Und wir nutzten die belegte Strecke wieder um flott weg zu kommen von da. Wir wollten heute für den Personenzug nämlich am westlichen Talende stehen. Und dazu müssen wir einmal quer durch, das dauert wieder seine 25min über diese miese Piste. Dabei will man erstens keinen Zug überfahren und auch nicht stressen müssen.
In der Region wo wir uns hinbewegen wollten wurden wir uns nicht ganz einig wo wir bis zum Personenzug hinstellen wollten. Irgendjemand hatte die Aussenkurven satt. Aber alternativen? Wir schauten uns einen Einschnitt an wo Gubi gerne in der Gegend geblieben wären. Wir Diskutierten etwas herum … hätten für die Stelle aber einen Ostfahrer gebraucht. Da kam gerade einer, ausserdem kamen am Abend die Westfahrer zahlreicher. Wie gross wäre also die Chance? Hmmm. Wie wir so einen Hügel anschauen und dann trotzdem weiterfuhren tauchte vor uns plötzlich die Front eines Chinesen auf. Gubi ärgerte sich zu recht ein bisschen …

86- Wir fahren ans westliche Talende für den Abend. Auf dem Weg dahin ploppte plötzlich eine Lokfront in einer Kurve auf. 20’ZELR 402 rollte auf uns zu. Der hätte in einem dümmeren Moment kommen können.


Auf dem Bild oben sieht man den nächsten Hügel den wir bestiegen. Es ist die Flanke an der nächsten Ecke. Das war irgendwie gar nicht so gut machbar. Wenn man so einen Hügel erklettert, hofft man immer darauf, auf der anderen Seite besser runterzukommen. Denn rauf ist vieles einfacher als runter ;). Was wir irgendwie nicht auf dem Radar hatten, als wir uns für heute Nachmittag in diese Gegend stellen wollten, diese Dröselleitung. Die hängt aber auch immer ziemlich dumm an der Bahn dran. Aber da oben ging es schon. Wir warteten bis der Personenzug langsam drückte, denn niemand wollte ihn da an dieser Stelle machen – wir warteten eigentlich auf einen weiteren Ostfahrer. Aber nichts geschah. Das ist eines der wenigen male überhaupt bisher in diesem Urlaub wo wir einen Hügel wieder verliessen ohne ein Bild – oder sogar das erste mal? Lasst mich überlegen … fast ;).
Wipf fuhr zu «seiner» Aussenkurve. Ich wollte in der Gegend hier bleiben und lief einen Hügel weiter nach vorne. Er sollte dann wieder zurück kommen um uns einzusammeln. Soweit der Plan.

87- Die Sonne sinkt und das Tal wird immer schattiger. Zug 130 von Termez nach Andijan geht aber gerade noch so. Es zieht wie immer bisher eine 20’OZY, die 508.


Wir liefen runter und dem Wipf auf dem Weg entgegen. Er raste wie ein bekloppter auf uns zu und wollte irgendwie nicht wenden. Seine Handzeichen waren für mich unverständlich, ich bin wohl schwer von Begriff. Was er mir sagen wollte; es hat getrötet in Pulhakim und da kommt gleich was runter. Aha! Da wo wir gerade waren, ging das mit ein bisschen Schatten, aber es ging. Und nur wenige Minuten später waren wir ein Bild reicher.

88- Der Personenzug hat in Pulhakim mit diesen beiden O’ZELR gekreuzt und Wipf hat das von seinem Standpunkt aus mitbekommen. So konnten wir uns für den Zug noch stellen, es führt die 310. Im letzten Licht im Tal für diesen Tag.


Obwohl wir uns nur sehr kleine Chancen ausrechneten das noch ein Westfahrer kommt im Licht, die Strecke war belegt und in Tangimush müsste gekreuzt werden, stellten wir uns nochmal hin. An der Stelle beim Bahnübergang hat man Licht bis die Sonne am Horizont untergeht. Da letztes mal hinter dem Personenzug noch ein Güterzug kam war die Hoffnung auch nicht ganz unbegründet. Um 18:12 Uhr wurden wir von unseren Steinen gejagt. Wir sassen gemütlich auf den Felsen, lasen in den Büchern und genossen die kühlere Luft um uns herum.

89- 20’ZELR 403 kommt mit einem letzten Güterzug im Licht nach Westen gefahren. Die Stelle hat bis zum Schluss licht, und der ist im Moment um 18:15 Uhr.


Ja äh, so … gut, das wars! Das wars auch im Tal nach aktueller Planung. Die Fahrt zurück nach Boysun beschäftigen wir uns genau mit dieser Frage. Wars das wirklich im Tal? Es wurde heute teilweise schon etwas repetitiv. Wenn das stört ist es ein Problem – mich störts nicht. Trotzdem konnte ich gut damit leben das wir dem Tal heute zum letzten mal Lebewohl sagten.
Restaurant: Heute hatten wir keine Lust auf unser Stammlokal. Die Karte war dann doch irgendwie zu eintönig. Also Karte, hatte er ja nicht … ;). Deshalb fuhren wir einen minimalen Umweg um zu schauen was es sonst noch so gibt. Und direkt an der Hauptstrasse, kaum 200m vom Hotel entfernt, gibt es ja auch noch was. Wir parkten am Hotel und machten erstmal Standardprogramm. Duschen und Einkaufen. Heute hat der Laden eine Lieferung erhalten, es gab wieder kleine Fanta und Wasser stand auch neues draussen. Ausserdem funktionierte der Cola-Kühlschrank plötzlich wieder. Die letzten Tage hat der geheizt anstatt gekühlt. Details ;).
Die Lokalität erreichten wir im Dunkeln und wir wurden begrüsst. Karte scheint es auch da nicht zu geben, wir wurden sofort in die Küche gebeten. Die, wir vermuten einfach mal, Frau des Gastgebers stand in der Küche und zeigte was in den Töpfen und im Kühlschrank steckte. Das war alles nett, mein Blick war aber auf eine Pfanne gerichtet .. da brutzelte Pasta mit Tomatensauce. So sah das aus. Und ich zeigte bestimmt in diese Richtung. DASDA!!! :-) Das war ja richtig Abwechslung.
Klar, das machte er gerne, 3x sogar. Bier gabs auch, aus dem kleinen Geschäft an der Ecke. Diesmal schauten wir der Bedienung sogar zu wie Bier für uns eingekauft wurde. Die Pasta war lecker, lecker trotz der halben Tonne Dill die man draufgeschmissen hat. Und die ganze Zwiebel. Es scheint hier ohne Dill und rohe Zwiebel nicht zu gehen. Zwiebel mag ich total gerne, Dill auch, aber auf jedem Essen, immer. Ist Saison oder macht das der Usbeke das ganze Jahr so? ;).
Beim Essen plauderten wir etwas über den Verkehr hier in der Gegend. Heute waren wir ja nicht so mit dem riesigen Verkehr gesegnet. Das ging schon viel besser. Ob das morgen so bleibt? Und was dann auch auffällt; schaut euch mal die E-Wagen in den ganzen Zügen an. Da ist oft Kohle drin. Und zwar in beide Richtungen. Hier wird also fröhlich Kohle von Ost nach West und von West nach Ost transportiert. Hä? Gibt es gute und schlechte Kohle die man so Austausch? Oder ist das die freie Marktwirtschaft, wo jede Kohlemine frei verkauft und so halt Kohle auch mal durchs halbe Land transportiert wird obwohl es gleich nebenan eine Mine gibt? Was es auch immer sein mag – wir finden es gar nicht schlimm, denn das generiert Verkehr ;).
Morgen ist Donnerstag … Donnerstag ist kein guter Tag für die Personenzüge. Denn es fehlt einer. Der Andijan Zug fährt nicht täglich, z.B. nicht am Donnerstag. Der Andijan Zug ist der letzte am Vormittag und der erste (und einzige) am Abend. Das heisst morgen gibt’s zwei Personenzüge weniger. Bleibt mehr Platz für Güterverkehr, oder mehr Platz für eine grosse Baustelle.
Da die ersten beiden Züge aber normal fahren planten wir wieder eine Abfahrt für den ersten Zug. Aber erst um 06:45 Uhr. Denn den wollen wir um den Bahnhof Boysun machen, da hin brauchen wir nur 15min und erst ist ja erst um halb 8 Uhr da. Also fast ausschlafen, suuper!