Mit Dampf, Diesel und Strom durch die Rockies (3)

Von Peter Hürzeler

Sonntag 13.10.2024

Für heute Sonntag hatten wir ein konkretes Ziel: der Craig Local. Jan hat auf Drehscheibe Online davon im Winter 2024 schon Bilder veröffentlicht. Im Vorfeld konnte ich noch etwas genauere Informationen dazu finden. Grundsätzlich ist die Crew um 0900 On Duty in Phippsburg. Sonntags fährt der Zug dann von Bond nach Phippsburg hoch. Montags geht es ab Phippsburg bis nach Craig und zurück nach Phippsburg, Dienstags dann wieder runter nach Bond. Sonntags ist die Abfahrt in Bond in der Regel so gegen Mittag zu erwarten. Die Zustellung der Wagen für den Local wird vorgängig ab einem durchlaufenden Manifest ab Denver erledigt, entsprechend passiert die Abfuhr auch mit einem Manifest in Richtung Denver. Gestern bei der Durchfahrt in Bond stand schon was das nach Craig Local aussah bereit. Dazu haben wir da noch einen Kesselwagenzug der BNSF in Bond abgestellt gesehen.
Wir waren wie die letzten Tage gegen 0800 abfahrbereit und legten entsprechend los. Es ging ab Kremmling wieder in Richtung Bond. Bis dorthin haben wir keine Zugsbewegung gesehen. In Bond selber war sowohl der nach Craig Local riechende Zug der UP, wie auch der BNSF Kesselwagenzug unverändert abgestellt. Dazu war etwas weiter auf dem Bahnhofsgelände noch eine weitere Lok der UP abgestellt. Da wir vor 11 Uhr nicht viel Action beim Craig Local erwarteten platzierten wir uns ein paar Meilen in Richtung Kremmling mal an eine Zweirichtungsstelle und warteten auf mögliche Züge.



Die Hoffnung lag einem Eastbound, aber man konnte auch mit einem Westbound was anfangen. Kurz vor halb elf kam dann endlich was vorbei:



Da wir schon nahe bei unserer Deadline um 11 Uhr angelangt waren, fuhren wir mal zurück nach Bond. Inzwischen war dort klar Betrieb auszumachen. Das Loktrio des BNSF Kesselwagenzuges war nun komplett in Betrieb. Beim vermuteten Craig Local war die Lok auch im Leerlauf vor sich hin am dieseln. Zudem war auch war Personal sichtbar. Wir schauten dem Treiben etwas zu. Es gab dann auch bald Action: die zweite UP Lok wurde dem vermuteten Craig Local zusätzlich vorgespannt. Etwas unschön - das Ding war im Lack doch ziemlich abgekämpft, während diejenige die bereits am Zug hing recht frisch im Lack war:



Für uns war das der Startschuss für den Craig Local. Wir verschoben uns um ein paar hundert Meter zum Bahnübergang des Craig Branch über den Highway 131. Kurz nach Mittag verkündete dann ein Tröten die Abfahrt eines Zuges - es war wie erwartet der Craig Local, welcher bald darauf um die Felsnase bog und zu uns auf den Branch schwenkte. Direkt vor dem Bahnübergang hielt er an:







Kurz darauf tauchte dann ein schon zuvor im Yard gesichteter Pickup auf und entlud noch eine weitere Person die sich auf die Loks begab. Jan hat ähnliches auch schon beobachtet. Ich vermute, dass da nach Ausfahrt des Zuges noch Handweichen / Entgleisungsvorrichtungen zurückgestellt werden müssen. Uns war das Recht, gab es so doch noch ein Foto mehr. Dazu hatten wir mehr als genügend Zeit die Drohnen in die Luft zu bringen. Bald danach ging es für den Zug weiter:



Wir nahmen unverzüglich die weitere Verfolgung auf. Erstes Ziel waren die Crater Loops. Wir platzierten uns mal bei der mittleren Ebene hin. Lichtmässig war das die beste Option. Es dauerte eine paar Minuten bis der Zug bei uns war. Erneut waren auch die Drohnen in der Luft und dafür hatte ich mir eine nette Stelle mit den bunten Bäumen erflogen:







Weiter ging es bis zum legalen Ende des Strässchens beim Steinbruch. Mit einem frischen Akku ausgestattet schickten wir wieder die Drohnen in die Luft. Die Linie fährt hier in zwei Schleifen das Tal des Rock Creek und einen Nebenarm davon aus. Zugänglich ist das eigentlich nicht - ausser eben mit der Drohne. Es ist aber festzuhalten, dass wir dabei an die Grenzen des möglichen gingen. Da man keinen hohen Standpunkt hat verlor ich ein paar mal kurzfristig den Kontakt. Am Schluss am Gegenhang kratzte ich am Höhenlimit der Drohne und der Akku war nach dem Flug komplett leer. Die Bilder aber durchaus passend:







Fast hätte ich mir übrigens bei der Landung meine Drohne geschrottet. Die missglückte Landung auf der Motorhaube mit anschliessenden abrutschen auf den sandigen Boden (genau das wollte ich mit der Landung auf der Motorhaube verhindern) führte dazu, dass mir Sand in einer der Motoren gelangte. Nach viel pusten und vorsichtigem manuellem Drehen lassen sich die Propeller nun wieder drehen. Wenn mal Zeit ist heute, muss ich mal einen vorsichtigen Flugversuch starten. Jetzt aber war nicht die Zeit dafür, denn wir wollten dem Zug hinterher. Wir hatten einen deutlichen Rückstand und erst noch einen deutlich längeren Weg vor uns, mussten wir doch zurück bis McCoy und von dort hoch nach Toponas. Wir waren uns nicht ganz sicher ob wir ihn schon überholt haben als wir kurz vor Toponas wieder auf die Strecke stiessen und beschlossen in Toponas mal Signalbeobachtung zu machen. Ein weiser Entscheid, denn wie wir in Toponas ankamen, sahen wir am anderen Ende des Sidings Wagen in flotter Fahrt verschwinden. Der war jetzt aber deutlich flotter unterwegs als gedacht und erhofft - andererseits war er halt auch recht kurz und gut motorisiert. Wir fuhren direkt hinterher. Da wir unbedingt beim Finger Rock ein Foto machen wollten fuhren wir gleich dorthin. Leider war inzwischen viel Schlonz am Himmel. Und vor Ort mussten wir feststellen, dass wir noch arg im Gegenlicht waren - aber für einen Wechsel war es zu spät denn der Zug war schon hörbar:



Schnell zurück ins Auto und hinterher. Hinter Yampa hatten wir ihn wieder überholt. Er wurde nun kontinuierlich langsamer. Die Crew liess den Zug wohl nach Phippsburg ausrollen. So konnten wir uns noch dreimal hinstellen:







In Phippsburg zog der Zug bis fast zur Ausfahrt vor. Nach Abhängen einiger Wagen zogen die Loks mit den restlichen Wagen sogar über die Ausfahrweiche raus. Uns ermöglichte das nochmals ein Foto:



Wir liessen den Craig Local danach rangieren und beschlossen angesichts der Zeit - es war erst kurz nach zwei - nochmals runter nach Bond und in den Dotsero Cuttoff zu fahren. Vielleicht fährt da ja noch was. Die beiden California Zephyr haben wir mit Sicherheit verpasst, aber heute war auch noch Rocky Mountaineer Tag mit der Hinfahrt ab Denver nach Glenwood Springs. Und ansonsten kommt ja vielleicht noch ein Güterzug? Wir fuhren wieder runter und bogen bei McCoy direkt auf die Schotterpiste in Richtung Dotsero ab. Ein sehr sehr weiser Entscheid. Wie wir auf die Strecke trafen und ich das dortige Signal beäugen wollte, sah ich nur ein paar Meter weiter hinten ein Spitzenlicht. Jackpot: es war der Rocky Mountaineer! Schnell lotste ich Alessandro zur nächsten möglichen Fotostelle. Sogar die Sonne drückte gerade stark durch den noch immer vorhandenen Schlonz:



Das war jetzt einfach nur perfektes Timing! Als Aussichtszug war der Rocky Mountaineer deutlich langsamer unterwegs als dies der California Zephyr war (den wir hier im Sommer 2022 verfolgten) und so konnten wir ihm auf der Schotterpiste problemlos folgen, respektive ihn auch entsprechend überholen und uns mehrmals an passenden Stellen hinstellen:











In Dotsero war die Frage im Raum ob wir noch weiter bis Glenwood Springs fahren wollen oder nicht. Wir mussten sicher tanken, denn sonst wäre es knapp geworden mit dem noch vorhandenen Tankinhalt bis zu unserem Übernachtungsort Steamboat Springs zu fahren. Da es in Dotsero keine Tanke hatte war eh eiene Fahrt entweder nach Gypsum oder eben nach Glenwood Springs nötig. Wir entschieden uns dann für letzteres. So gab es kurz vor Glenwood Springs nochmals ein Foto:



Und auch im Bahnhof schauten wir noch vorbei:



Anschliessend war aber fertig für heute. Nach einem Tankstopp hiess es den ganzen Weg von Glenwood Springs via Dotsero, McCoy, zurück nach Phippsburg und dann weiter nach Steamboat Springs zu fahren. Kurz nachdem wir in den Dotsero Cutoff eingefahren sind, kam uns dabei der BNSF Kesselwagenzug entgegen, den wir gestern Abend und heute Morgen in Bond sahen. Wir liessen ihn unfotografiert ziehen. Bei McCoy gab es dann einen Fahrerwechsel. Steamboat Springs erreichten wir schon beide Dunkelheit. Nach dem CheckIn im gebuchten Motel war kurz die Frage im Raum ob wir uns heute ein Steak gönnen wollen oder nicht. Irgendwie waren wir aber beide zu müde und so ging es nur noch für einen kurzen Happen zum lokalen Ableger von KFC. Der Abend war dann auch nicht mehr allzu lang.


Montag 14.10.2024

Der Wecker klingelte heute wie die letzten Tage um halb sieben. Nach dem Morgenessen machten wir uns kurz vor acht Uhr auf den Weg in Richtung Phippsburg. Da die Crew gemäss unseren Infos um 0900 On Duty ist, sollte eine Ankunft dort so gegen halb neun ja nicht verkehrt sein - dachten wir jedenfalls. Dachten wir jedenfalls...
Vor Steamboat Springs folgt die Strecke zwischenzeitlich von der Strasse her nicht nicht einsehbar dem Oak Creek. Der Highway 131 macht in dem Bereich eine L förmige Ausbuchtung. Wie wir über den Hügel ins Tal des Oak Creek gelangten war ich der Ansicht ich hätte ganz kurz am Horizont ein Spitzenlicht hinter den Bäumen aufblitzen gesehen. Kann doch nicht sein - oder doch? Doch! Bei genauerer Betrachtung kam uns der Local in flotter Fahrt entgegen. Das war jetzt so nicht geplant. Eigentlich hatten wir in Phippsburg eine Stelle bei der Ausfahrt machen wollen, danach bei Oak Creek eine weitere Stelle im entsprechenden Tal. Beides Makulatur durch die aus unserer Sicht viel zu frühe Abfahrt. Egal - das hier und jetzt zählte und so wendeten wir unverzüglich und stellten uns noch kurz hin:



Danach wieder rein ins Auto und unverzüglich zurück in Richtung Steamboat Springs. Wir hatten uns da vorgestern kurz vor Steamboat Springs einen fetten Kringel auf der Karte markiert. Sah vorhin bei der Durchfahrt auch lichtmässig passend aus. Trotz des Umwegs waren wir deutlich vor dem Zug an der Stelle und konnten so nicht nur die grosse Kamera in Aktion treten lassen, sondern auch noch die Drohnen steigen lassen. Da er auf den Ort hin deutlich verlangsamte reichte es sogar noch für eine Verfolgung mit der Drohne - das war quasi dann der finale Testflug ob das Teil noch geht nach dem Malheur gestern:










Wir waren happy und vor Allem froh, dass wir den Zug überhaupt gesehen und erwischt haben. Wäre blöd gewesen wenn der schon im nicht einsehbaren Teil gewesen wären und wir in Phippsburg dann den leeren Bahnhof bestaunt hätten. Wir fuhren im hinterher. Ausgangs Steamboat Springs hatten wir ihn eingeholt und sahen, dass er auf Höhe des ehemaligen Depot angehalten hat. Wir drehten kurz um - der Versuch dort was zu machen war aber nicht erfolgreich und so fuhren wir dann bald wieder weiter. Wir stellten uns dann etwa Mittig zwischen Steamboat Springs und Milner an einen Bahnübergang. War zwar flach, aber immerhin hatte man so die Berge im Hintergrund. Und da ausserhalb der Airport Sperrzone konnte man auch die Drohne fliegen lassen. Eine Viertelstunde später gab es dann Action:







Nach Durchfahrt sind wir im natürlich weiter hinterher. In Milner waren wir wieder gleichauf. Mittig zwischen Milner und Hayden stellten wir uns wieder an einen Bahnübergang im Tal. Die Stelle war nichts extrem spannendes, aber die Alternative wäre Stehen hinter einem Rotlicht einer Baustelle gleich oberhalb von uns gewesen. So konnten wir die Warterei quasi mit einem Foto überbrücken:



Zurück auf der Strasse hatten wir dann gerade eine Grünphase - alles richtig gemacht also :) Eile hatten wir aber gerade nicht, denn der nachfolgende Bahnübergang war eh noch durch den Zug belegt, welcher plötzlich deutlich langsamer wurde. Da gleich der Abzweig zum Kraftwerk von Hayden kam vermuteten wir einen Signalhalt oder sowas ähnliches. Wir konnten den Zug dadurch locker überholen und stellten uns mal ans westliche Ende des Dawson Siding (wir standen am Samstag am östlichen Ende). Der Zug liess sich nun aber Zeit - viel Zeit. Schlussendlich warteten wir deutlich über eine Stunde! Da von unserem Punkt der Bereich des Anschlussgleises zum Kraftwerk nicht einsehbar war, wussten wir nicht so recht was da gemacht wurde. Zurückfahren war aber auch problematisch, da die Strecke nicht komplett einsehbar ist von der Strasse. So harrten wir der Dinge. Als der Zug dann doch noch auftauchte war auch klar was die gemacht hatten: Eine der Loks des Hayden Shuttle war nun an dritter Stelle des Craig Local eingereiht.



Zwischen Hayden und Craig gelang es uns den Zug noch ein paar mal zu erlegen, bevor wir uns dann bei der Einfahrt zum Bahnhofsgelände von Craig platzierten:











In Craig selber wurde die Sache dann aber schwierig. Südlich des Bahnhofgeländes hat man meist ein Zugangsproblem, lichtmässig ist man aber auf die Seite angewiesen. Ein einzelnes Foto der Rangierarbeiten gab es dann noch:



Danach liessen wir den Local aber sich selber überlassen. Wir steuerten eine Tanke an, danach setzten wir uns in ein Altersheim aus den 1980er Jahren - äh sorry, war die lokale Wendy's Filiale - und assen einen Happen.


Ob uns der Burger bekömmlich war und wie wir wieder in die Neuzeit unterwegs gelangten, das wird dann der nächste Teile der Serie erzählen.