Wolkenlotto im Jura
Von Pascal Zingg
Am Samstag den 27.9 wurde die grösste Schweizer Dampflok, die C 5/6 „Elefant“, mal wieder aus dem Depot geholt. Dies wollten David und ich natürlich im Bild festhalten, so haben wir uns dann um 6:30 Uhr in Zürich getroffen und sind nach Biel gefahren, wobei wir die Zeit im Zug mit Ausschlafen tot schlugen, denn am Abend zuvor waren wir noch an einem Vortrag von Georg Trüb über die Eisenbahnen in Südamerika, entsprechend kamen wir beide nicht sehr früh ins Bett. Als wir dann einigermassen ausgeschlafen waren, erreichte unser ICN den Bahnhof von Biel, wo wir den Regio nach Sonceboz-Sombeval nahmen. Ebenfalls in diesem Regio war ein alter bekannter, nämlich der Georg, der uns eben am Vorabend noch von Südamerika erzählte. In Sonceboz angekommen, gingen wir dann auf Stellensuche, wir schauten uns erst unterhalb von Sonceboz um, fanden jedoch keine Stelle, so dass wir dann zur Schleife oberhalb von Sonceboz gelaufen sind. Als wir so auf dem Weg waren, merkten wir, dass es nun wohl knapp werden würde, also gaben wir Gas. Als wir dann kurz vor dem Punkt waren wo die Strasse auf die Bahn trift, hörte ich den Elefant pfeifen! Nun hiess es die Beine in die Hand zu nehmen und einen letzten Spurt einzulegen. Gerade noch schaffte ich es mich zu positionieren und die Einstellungen zu machen, da kam der Zug auch schon um die Kurve.David hatte es auch noch knapp geschafft, hatte das Motiv in der Eile allerdings verhauen. Was für uns bei diesem Foto noch selbstverständlich war, war die Sonne, denn ausser ein paar Wolkenfetzen war der Himmel klar, dies sollte sich aber bald ändern ... Nach dem Foto hiess es dann zurück zum Bahnhof laufen. Dort sahen wir den Zug nach Biel schon früh einfahren. Erst dachten wir, dass sei nur der Anschlusszug aus Delémont, der in Sonceboz endet, dann kam aber der RM GTW aus Moutier und uns wurde klar, dass der andere Zug unserer war. Wir rätselten dann, ob wir die illegale Abkürzung über die Geleise nehmen sollten, rannten dann aber durch die Unterführung und verpassten den Zug um haaresbreite. So entschieden wir uns dann nach La Chaux de Fonds zu fahren, und dort den Regio nach Neuchatel zu nehmen. In Neuchatel angekommen, gings gleich wieder weiter in Richtung Val de Travers, genauer nach Travers selbst. Da die Strecke hinter Travers etwas südlich führte, wollten wir es dort versuchen. An der Stelle angekommen begann dann das bange hoffen, denn es hatte hier nur wenige blaue Löcher. Wie zu befürchten war, kam kein blaues Loch, als der Zug durchfuhr.
Wir sind dann anschliessend zur Haltestelle in La Presta gelaufen, wo der Zug hielt. Wir schafften es allerdings nicht an ihm vorbei, ehe er wieder ausfuhr. Dies war ärgerlich, weil er beim Ausfahren plötzlich in der Sonne war. Zu allem Überfluss fuhr dann auch kein Zug in Richtung Fleurier, so dass wir ins nächste Kaff, nach Couvet, liefen. Der Ärger war gross, als uns unterwegs eine NINA der trn überholte: Woher kam die denn? Später fanden wir heraus, dass nur jeder zweite Zug in La Presta hält. Wie wir dann in Couvet ankamen, war der Zug, anders als erhofft, nirgends zu sehen, man hatte die Lok wohl in Fleurier umgesetzt. Mit einem Riesenfrust im Bauch gab es nur eines: Runter nach Neuchatel zum Frustfressen! Nach dem wir uns beim goldenen M mit Chicken Nugets den Frust von der Seele gefressen hatten, war die Frage: Was nun? Schliesslich sollte noch etwas Zeit bleiben, bis der Zug wieder zurück kam. Wir sind dann mit der S5 mal Richtung Bern gefahren und haben nach Stellen gesucht, da gabs aber nicht viel, also sind wir in Ins raus und in Richtung Sugiez gelaufen. Die dortige Strecke besitzt eine spezielle Fahrleitungskonstruktion. Dabei besitzt die einspurige Strecke links und rechts einen Fahrleitungsmasten, diese sind jeweils auf zwei Schwellen abgestützt. Die Konstruktion rührt anscheinend daher, dass man beim Bau Angst hatte, das Ganze könnte sich zu fest setzen. Als wir der Strecke entlang liefen, fanden wir dann einen Wagen mit Harassen für die Ernte von Obst oder Gemüse. Wir stellten uns auf die Harassen und schauten uns das Motiv an. Dies wäre eigentlich gar nicht so schlecht gewesen, wenn da nicht die ganze Strecke verwachsen gewesen wäre. Da das Wetter im Seeland doch beständig gut schien, entschlossen wir uns den Bahndamm zu roden, bzw. das Schilf niederzutrampeln, was wir rund 30 Minuten später dann auch geschafft hatten. So konnte dann dem Sonnenpic des RBDe 537 der tpf nichts mehr im Wege stehen.
Die Triebwagen sind innerlich übrigens baugleich zu den Vor-NPZ der BLS. Anders ist lediglich der Kasten, wobei die Front die gleiche ist wie bei den SOB BDe 55-59. Nach dieser doch erfolgreichen Aktion machten wir uns dann wieder Gedanken über den Dampfzug. Wie uns Georg am Morgen erzählt hatte, kam die Lok bis Biel tendervoran, was das Ganze ziemlich abwertete. Ab Biel gings dann richtig rum den Pierre-Pertuis rauf. So sind wir dann mit der BTI, bzw. der asm, wie die Bahn ja nach der Fusion heisst, von Ins nach Biel gefahren. In Biel nahmen wir dann wieder den Regio hoch in Richtung Sonceboz, dabei trafen wir wieder auf den Georg, der es auch noch mal dort oben probieren wollte. Bereits beim Rauffahren zeigte sich allerdings, dass es dort oben wieder zum Wolkenlotte werden würde. Nichts desto trotz sind wir dann in La Heutte (man spricht es übrigens La „Öt“ aus, nicht etwa La Morgen oder so ;) ) raus. An der Bahnhofsausfahrt gab es eine nette Kurve, wo der Zug gut kommen sollte, denn die Fahleitungsmasten standen richtig, es hatte eine Steigung und die Hochspannungsleitung neben der Strecke begann erst kurz hinter unserer Fotostelle. Nur eben, es hatte auch Wolken. Genau so eine Wolke legte sich dann vor die Sonne und waberte rund 30 Minuten vor dieser rum. Dann war die Wolke aber fast durch, und wir hofften der Zug würde ein bisschen Verspätung haben. Wir wurden leider nicht erhört, denn als die Wolke noch da war, begann der BÜ zu klingeln und der Zug kam im Schatten. Super! Das Bild konnte man gleich in die Tonne treten, und zu allem Frust lachte uns fünf Minuten später die Sonne wunderbar ins Gesicht, es war eben wie immer … Tja das wärs dann eigentlich gewesen, dachten wir uns und fuhren via Biel zurück nach Zürich. Bei der Anfahrt auf Zürich, überholten wir dabei auf der Höhe des RBL den RAe 4/8. Eventuell könnte man den ja noch in der Halle machen, dachten wir uns, und warteten im Zürcher HB rund 15 Minuten, der RAe kam jedoch nicht. Als wir dann den Werbe-DPZ im Bahnhof Sihlpost stehen sahen, wollten wir diesen noch machen. Da der DPZ ja fürs Nachtnetz wirbt, wäre es ein Gag gewesen den im Dunkeln festzuhalten. Das Licht beim Gleis 51 spiegelte sich allerdings so stark im DPZ, dass es auch hier kein gescheites Bild gab. So fuhr ich dann nach Hause, wo ich nach ziemlich genau 15 Stunden Abwesenheit wieder aufschlug. Dass drei Bilder von so einem 15-Stunden-Tag eine magere Ausbeute sind, brauche ich wohl nicht zu betonen …