Entlang dem Highway 1 - Teil 1

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Rückblende: Dezember 2019:
Meine Partnerin Desi und ich sind mal wieder am Ferien planen. Amerika soll es werden, haben wir doch beide noch ein gültiges ESTA. Und nachdem es im Herbst an die Ostküste ging (siehe hier: Reisebericht: Ich war noch niemals in New York...: New York wir kommen! (Teil 1) ), zog es uns nun für den Spätsommer 2020 wieder an die Westküste. Den Entscheid dazu trafen wir bereits im Acadia Nationalpark in Maine, als wir einen Annual Pass für den Eintritt in alle Nationalparks der USA erwarben. Den Yellowstone NP zusammen mit anderen Nationalparks auf dem Weg dahin liessen wir nach einigen Planungsrunden fallen. Die verfügbaren 2 Wochen reichten dafür eher knapp. So kristallisierte sich dann schlussendlich die Fahrt von Seattle entlang des Highway 1 runter nach San Francisco als finale Reiseroute heraus. Um Weihnachten 2019 buchten wir unsere Flüge via Ebookers bei United. Im Februar 2020 verzog ich mich mit einem Kollegen noch für 3.5 Wochen Eisenbahnferien in die USA (siehe hier: Reisebericht: Im Winter im Westen (1) - Personenverkehr in der Bay Area ). Und ja, dann kam Corona.
Irgendwann im April 2020 meinte Ebookers, dass wir gratis unsere Flüge stornieren könnten. Wir nahmen das Angebot schlussendlich an, da an USA Reisen zu dem Zeitpunkt nicht zu denken war. Die Grenzen waren dicht, man kam ausser vielleicht als Diplomat schlicht nicht rein und eine Öffnung war nicht absehbar.
Was nicht ganz in unseren Kram passte: Ebookers stornierte zwar, vergütetet aber keinen Betrag, sondern stellte uns Guthaben-Gutscheine bei United aus.

Schnitt: Spätsommer 2021
Ebookers meldet sich mal wieder. Info: Ihr müsst euer Guthaben aufbrauchen sonst verfällts. Und als Randnotiz: Bis Ende März 2022 muss das Guthaben verflogen (!) sein, daher es reicht nicht bis dahin zu buchen und dann im Sommer zu verreisen. Desi konnte in Absprache mit ihrer Firma im März zwei Wochen frei schaufeln. Mit März war aber die mal angedachte Reiseroute etwas Makulatur: Kalt, durchaus noch viel Schnee so dass Dinge wie die Nationalparks in Washington State und Oregon noch fast alle wegen zu geschlossen sind. Wir planten mal wieder um. Finaler Plan: Mit United/Swiss nach San Francisco, dann den Highway 1 runter bis nach San Diego. Zurück geht es dann mit United/Lufthansa via Frankfurt Zürich. Mehrere nervenaufreibende Telefonate mit der Ebookers-Hotline später - Guthaben lassen sich natürlich NICHT online einlösen, sondern nur via telefonischer Hotline (*wie dämlich ist dass denn....*) - hatten wir alles gebucht. Zum Glück hat Desi die Nerven dafür so etwas zu machen ;)

Schnitt: Dezember 2021:
United meldet sich mit einer lapidaren SMS, dass wir irgendwas bezüglich eines unserer Flüge unternehmen müssen. Über Umwege finden wir dann auf der Lufthansa-Webseite mit unserer Buchungsnummer heraus, dass Lufthansa kurzerhand den Flug San Diego - Frankfurt aus dem Programm genommen hat. Danke... (*ich finde solches Gebaren der Fluggesellschaften zum k*****. Flüge anpreisen und dann einfach stornieren. Schaue selber wie du jetzt dorthin kommst).
Desi greift erneut zum Hörer und einige Telefonate später haben wir nun United Flüge von San Diego via Washington nach Zürich. Hoffen wir dass es nun so bleibt.
Passend dazu kam auch die Info seitens der USA, dass Reisen in die USA als Geimpfte nun wieder möglich sind.
Wir machten uns somit noch an die Buchung eines Mietwagens. Dass die teurer sind als auch schon hatten wir durchaus mitbekommen, aber 1500.-$ für einen Wagen der Unteren Mittelklasse ist heftig. Für nur etwas mehr hatten wir im Februar 2020 für 3.5 Wochen einen SUV mit allem Schnickschnack und rundumsorglos Paket Versicherung erhalten. Aber zurück gab es nun keines mehr. Wir bissen in den sauren Apfel.



Und dann schrieben wir endlich Sonntag den 6. März 2022:

Schon um 0736 fuhr unser Zug nach Zürich. Dank Bauarbeiten mit Totalsperre in Mägenwil, kurvten wir via Brugg nach Zürich und mussten dort noch auf einen Anschlusszug zum Flughafen umsteigen. Erster Anlaufpunkt war das dortige Testcenter. Trotz Impfung war noch die Vorlage eines Negativen, max. 24h alten Tests notwendig. 20min später hatten wir einen Espresso schlürfend unsere Resultate: San Francisco: wir kommen :)
Übel war nur noch die Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle. Die Erstreckte sich bis vor das Gate wo die Bordkarten kontrolliert wurden. Rund 40min später waren wir dann endlich durch. Schon bald nach Erreichen des Dock E begann das Boarding der Triple-7 der Swiss. Kurz nach 1 Uhr Nachmittags hoben wir ab.
Die Reiseroute war für einmal recht ungewöhnlich. Meist geht es hoch bis zur Südküste von Island, dann über den südlichsten Zipfel von Grönland rüber nach Kanada und dann schräg runter nach San Francisco. Diesmal querten wir Island komplett in Süd-Nord Richtung.

Blick auf den Vatnajökull


Grönland passierten wir etwa in der Mitte.
Bereits auf Höhe Edmonton waren wir an den Rockies angelangt und hatten so wunderbare Ausblicke auf den Glacier NP und den Icefield Parkway:

Im Bereich des Icefield Parkway


Entlang der Cascade-Vulkane ging es nach Kalifornien rein:

Der Mount Shasta von oben


Wir gelangten dann schon auf Höhe der Point Reyes National Seashore an die Küste.

Point Reyes National Seashore


Kurz vor 1600 Local Time waren wir gelandet. Die Schlange vor der Border Control war recht kurz und so waren wir rund 45min später eingereist und auf dem Weg zum Rental Car Terminal.
Bei Alamo gab es dann einen 2021er Nissan Kicks in blau. Bald danach waren wir auf dem kurzen Weg rüber nach Pacifica, wo wir für die erste Nacht ein Motel gebucht hatten. Nach dem Checkin reichte es gerade noch runter an die Küste um den ersten Sonnenuntergang der Ferien zu erleben:

Sonnenuntergang in Pacifica


Anschliessend suchten wir uns noch ein Lokal für einen kleinen Happen und landeten im Paisanos Pacifica, wo wir uns eine Ladung Spaghetti gönnten. Im Safeway um die Ecke besorgten wir uns noch gleich ein paar erste Vorräte, danach war aber die Müdigkeit da und wir waren schon bald im Bett.



Montag 7. März 2022

Wie üblich waren wir schon früh, respektive sehr früh wach. Draussen war es noch dunkel. Bis wir dann aber los kamen wurde es draussen auch Hell. Morgenessen gab es infolge Corona-Massnahmen nicht und so schauten wir mal im nächsten Starbucks vorbei. Unser heutiges Etappenziel war Sacramento. Ich fuhr inzwischen dreimal dort durch und nie besuchte ich das dortige California State Railway Museum. Diesmal aber war es auf der Agenda auch wenn es einen Tag Abstecher bedeutete via San Francisco ging es rüber nach Oakland und dann auf recht direktem Wege nach Sacramento. Da wir bereits kurz nach neun vor Ort waren, hatten wir noch die Gelegenheit der Amtrak Station einen Besuch abzustatten. Das Gebäude selber stammt noch aus alten Zeiten, der frühere Perronbereich ist aber inzwischen nur noch für die Light Rail in Gebrauch. Man konnte sich so eine recht enge Kurve am Ende der Perrons einsparen. Hier noch zwei Bilder aus früheren Zeiten:

F40PH #301 und #314 mit dem San Francisco Zephyr im Bahnhof Sacramento


F40PH #241 mit einem Capital Corridor Service abfahrbereit in der alten Station von Sacramento



Für den aktuellen Personenverkehr wurde vor einigen Jahren etwas Abseits ein neuer Perronbereich erstellt, welcher nach längerem Fussweg erreichbar ist. Es war zwar kurz zuvor ein Capital Corridor Service eingefahren, jedoch stand der voll im Schatten des Perrons abgestellt. So blieb es dann bei einer Innenaufnahme in der Bahnhofshalle:

Im Innern der Sacramento Valley Station


Danach ging es schnurstracks ins California State Railway Museum. Schon dreimal dort durchgefahren und nie besucht, holten wir das nun endgültig nach.
Fazit nach 2h: Definitiv einen Besuch wert, auch wenn ich es mir etwas grösser vorgestellt hatte. Ich war der Meinung, dass die ehemaligen Southern Pacific Workshops auch dazu gehören. Aber auch ohne die: der Besuch lohnt und sei es nur wegen der Cab Forward:

Central Pacific 4-4-0 #1 im California State Railway Museum


4-4-0 #12 der North Pacific Coast im California State Railway Museum


Die letzte existierende "Cab Forward" der Southern Pacific - die 4294 - im California State Railway Museum. Die Lok ist nur unwesentlich kleiner als ein Big Boy!


Virginia & Truckee #13 "Empire" im California State Railway Museum


Anschliessend an den Besuch schlenderten wir noch etwas durch Old Sacramento und gönnten uns dann etwas zum Essen.

Old Town Sacramento


Old Town Sacramento


Da wir mit dem Museum doch früher fertig waren als gedacht war die Frage nun: was machen wir noch? Ich schaute mal noch was der tägliche Westbound California Zephyr macht - er war mit etwa +4h unterwegs, was es erlauben würde den noch am Donner Pass zu fotografieren. Bevor wir aber dorthin fuhren, gab es zuerst noch einen Besuch in einem Safeway. Wir hatten den 230V Adapter zu Hause vergessen und mussten nun entsprechend Ersatz besorgen. Danach ging es noch kurz in die beste Eisdiele von Sacramento:

Gunther's Ice Cream - eine Institution in Sacramento.


Gunther's Ice Cream - eine Institution in Sacramento.


Mit einem richtigen Brain-Freeze ging es dann los in Richtung Donner-Pass. Inzwischen drängte die Zeit etwas, dauerte die Fahrt dorthin doch auch noch gut 1h. Überschlagsmässig rechnete ich aus, dass mit wenig Wartezeit eine Stelle rund um den Yuba Pass / Emigrant Gap passen sollte. Bei ersterem stellte ich mich dann mal hin. Als aber nach 30min immer noch nichts durch war, reifte die Erkenntnis: Mist: verpasst. War nun etwas blöd, aber was solls. So fuhren wir noch weiter bis auf den Donner Pass wo wir etwas die Aussicht genossen. Wir beide finden die Gegend um den Donner Pass wunderschön.

Am Donner Pass - Blick auf den Donner Lake


Die Kälte - es windete recht stark und die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt - trieben uns dann aber bald wieder ins Auto und wir machten uns an den Rückweg. Auf der Höhe von Troy sichtete ich dann so aus dem Augenwinkel am Hang über mir drei Loks die nach Westen fuhren. Da keine Wagen dran waren interpretierte ich die Loks als Schlussloks eines Güterzuges, konnte aber nichts genaueres ausmachen, da die Strecke in dem Bereich eher schlecht einsehbar ist. Ein paar Kilometer weiter sah ich dann einen hochfahrenden Güterzug. Damit war klar, dass ich genug Zeit hatte mich beim Yuba Pass nochmals kurz hinzustellen. Gesagt getan, dort wieder auf den Felsen hinaufgeklettert um festzustellen: das wird eine Enge Kiste mit der schnell fallenden Sonne. Die ideale Position musste ich nach einigen Minuten warten aufgeben. Es reichte dann aber noch so knapp vor Schluss für ein Foto. Was angefahren kam war nicht ganz das erwartete:

Gleich 11 Loks rollen beim Yuba Pass talwärts in Richtung Roseville: AC4400CW #6507, ES44AC #7976, ES44AC #8005, ES44AC-H #2767, AC45CCTE #5542, AC4460CW #7046, AC45CCTE #7856, SD70M #4199, AC44CWCTE #5863, SD70M #4185, AC45CCTE #8092


Gleich 11 Loks rollen beim Yuba Pass talwärts in Richtung Roseville: AC4400CW #6507, ES44AC #7976, ES44AC #8005, ES44AC-H #2767, AC45CCTE #5542, AC4460CW #7046, AC45CCTE #7856, SD70M #4199, AC44CWCTE #5863, SD70M #4185, AC45CCTE #8092


Es erklärt aber das Fehlen von Güterwagen. Gesehen hatte ich in dem Fall die letzten drei Loks des Lokzuges. Anschliessend ging es endgültig zurück in Richtung Sacramento, wo wir ein Hotel für die Nacht gebucht hatten. Fürs Nachtessen ging es dann zu einem Mexikaner beim Jachthafen, der uns von einem Bekannten empfohlen worden war - war ganz passend :)
Danach waren wir schon bald einmal im Bett.