Im Land der Mitternachtssonne Teil 1: Pleiten, Pech und Pauarbeiten

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Prolog

Das 2024 war bisher auslandstechnisch keine Erleuchtung - Wir hatten es bis im Mai tatsächlich nicht geschafft, einen Urlaub abseits der Schweiz (oder überhaupt einen Urlaub) zu planen. Das Ferienkontingent wuchs und wuchs, das Verlangen, dem Alltag mal zu entfliehen, ebenfalls. Spanien war mal kurz angedacht, wir brachten es aber irgendwie nicht auf die Reihe.

Was macht man so, wenn man fünf Wochen Zeit hat und sonst gerade keine kreativen Ideen? Richtig, Skandinavien/Finnland geht immer!

Skandinavien? Sagt mir irgendwie was. Ich glaube, da waren wir schon mal?

Mai/Juni ist dafür gar keine schlechte Zeit. Man kommt noch vor der Hochsaison durch, und lange Tage und vielleicht sogar Mitternachtssonne, das hatte ich zwar schon mal, aber nur kurz, das wär auf jeden Fall interessant!

Zudem gabs da noch mindestens zwei weitere Punkte, die einen Besuch interessant erschienen liessen:
Die Brücke bei Ringebu war noch immer in Arbeit. Es war zwar nicht so klar, bis wann der Güterverkehr über die Rørosbahn laufen würde, aber es bestand zumindest die Chance, dass das im Mai/Juni noch so war.
Ausserdem gab es auf der Bergenbahn einen neuen Fahrplan mit zusätzlichen Zügen, welche insbesondere im Bereich Myrdal - Finse neue Möglichkeiten schafften, die vorher so schlicht noch nie da gewesen waren.

Neel war ebenfalls für die Pläne zu begeistern, wobei er „nur“ drei Wochen Zeit hatte; es sollten die drei am Ende sein. Ich müsste also alleine hoch und die Rückreise würden wir gemeinsam machen.

Wie schön so oft sollte Hin- und Rückreise mit dem Zug geschehen, zumindest für mich. Die Frage war aber erst mal: Wohin?
Die Auto-Suche beantwortete diese Frage mit „Göteborg“. Dort war bei Hertz was zu haben für knapp 900 CHF für fünf Wochen (also ca 1200 CHF mit allen Zusatzkosten), das war sehr akzeptabel.

Göteborg hatte zudem den Vorteil, dass es tagsüber per Zug erreichbar war. Es gab da eine durchaus nette Verbindung 05:36 ab Uster auf 00:20 in Göteborg mit Übergangszeiten von etwas über einer Stunde in Hamburg und etwas unter einer Stunde in Kopenhagen. Natürlich eine etwas heisse Kiste, aber schlimmstenfalls konnte man auch irgendwo unterwegs übernachten (z.B. Malmö) und dann am nächsten Morgen früh nach Göteborg fahren, so dass das Risiko überschaubar schien. Supersparpreis 1. Klasse gebucht inkl. Reservation für 155 CHF für den Hinweg, war annehmbar. Den Rückweg wollten wir stückeln und in Malmö übernachten, weil es sonst zeitlich schlecht aufging. Auch das war in der 1. Klasse für rund 130 CHF pro Person erhältlich. Es konnte losgehen!

Einige Wochen später

Die DB hatte nun aber andere Pläne. Und zwar stellte man wohl fest, dass die Baustelle nördlich von Frankfurt nicht rechtzeitig fertig werden würde, so dass mir die DB irgendwann mitteilte, dass mein ICE 78 zwischen Frankfurt und Kassel über die Altbaustrecke verkehren würde und zwei Stunden (!) später in Hamburg wäre. Oooops.

Also umgeplant, Übernachtung in Halmstad (weiter konnte ich nicht mehr kommen). Das hatte den Vorteil, dass der Übergang in Hamburg sogar etwas länger wurde, dafür reduzierten sich meine Optionen für Unvorhergesehenes und ich muss darauf hoffen, dass die DB meine nicht stornierbare Hotelbuchung erstattet (selber schuld, ich weiss). Egal, es konnte losgehen!

Freitag, 17. Mai

S15 19518 Uster 05:36 - Zürich HB 05:50

Die SBB enttäuschte nicht und brachte mich pünktlich nach Zürich.

ICE 78 Zürich 05:59 - Hamburg 15:32 +20

Die Fahrt verlief zunächst problemlos. In Basel überlegte ich kurz, ob ich auf den ICE 202 umsteigen sollte, welcher Basel ein paar Minuten nach dem 78 verlässt und rund 15 Minuten früher in Hamburg wäre. Dieser fährt via Köln statt Kassel und ist von den Bauarbeiten nicht betroffen. Die Nichtverfügbarkeit reservierbarer Plätze hielt mich von diesem Vorhaben ab. Zudem hätte das planmässig genau gar nichts gebracht. Der einzige Vorteil wäre gewesen, dass eine Verspätung des von mir eigentlich geplanten ICs Hamburg - Kopenhagen, den ich planmässig nicht mehr erreichen konnte, u.U. dazu geführt hätte, dass ich diesen dennoch erreiche. Aber daran glaubte ich sowieso nicht, und so blieb ich im 78.

Kaum in Deutschland wurde mitgeteilt, dass der Speisewagen geschlossen war. Bei über 9h Fahrzeit war das ein bisschen schade. Ich hatte zum Glück mit dieser Eventualität gerechnet und mit Getränken und Snacks vorgesorgt.

Bis Frankfurt dann das übliche Trauerspiel, wie man es erwartet. Hier drei Minuten rum stehen, da fünf Minuten, dort gehts nach dem Halt nicht weiter. Schlussendlich hatten wir in Frankfurt +30.

Bis Kassel ging es über die nicht enden wollende Altbaustrecke. Der prognostizierte Verspätungsabbau blieb dabei aus. Allerdings konnten wir hinter Kassel auf die NBS, obwohl der Fahrplan offensichtlich für die Altbaustrecke geplant war, so dass die Verspätungsminuten bis Göttingen verpufften. Schön!

Zwischendurch beobachtete ich ein bisschen den 202. Dieser stiess offenbar auf irgendwelche Probleme, denn es regnete im Südwesten Deutschlands an diesem Morgen in Strömen. Prognostiziert wäre mit dem 202 mein Anschluss in Hamburg nur noch knapp erreichbar gewesen, sprich über eine Stunde Verspätung.

 Nun, ich war zum Glück nicht im 202 sondern im pünktlichen 78, yay! Bis Hamburg Harburg. Dort gabs eine Türstörung und 20 Minuten lang wurde rumgebastelt. Kurz bevor ich aussteigen und mit dem nächsten Metronom weiterfahren wollte, ging die Fahrt dann doch noch weiter. Mir wars egal, Zeit hatte ich in Hamburg genug.

EC 390 Hamburg 16:55 +7 - Kopenhagen 21:34 +95

Nun, der vorhergehende EC 392 fuhr pünktlich ab Hamburg, so dass es keinen ausserplanmässigen Anschluss gab. Auch der 390 wurde pünktlich bereitgestellt. Es war eine DB-IC-Komp mit DSB-Vectron mit einem einzigen 1.-Klasse-Wagen. Wir fuhren mit ein paar Minuten Verspätung los.

In Schleswig folge eine Durchsage: „Wir kriegen ein paar Minuten Verspätung, wir müssen noch eine Scheibe abkleben“. Öfter mal was Neues! Nach rund 15 Minuten war das auch erledigt und mit 20 Minuten Verspätung ging es weiter nach Padborg.

In Padborg zog sich dann alles hin. Erst mussten wir einen Gegenzug abwarten, irgendwann holte uns dann die kaputte Scheibe wieder ein, denn offensichtlich war diese nicht zur Zufriedenheit des dänischen Zugpersonals abgeklebt. Irgendwann fuhren wir dann doch weiter, mit reduzierter vmax 80 km/h bis nach Tinglev, wo bei einem ausserordentlichen Halt die Scheibe nochmal abgeklebt werden sollte. In Tinglev wurde das dann auch erstaunlich schnell erledigt und nach kaum mehr als 5 Minuten ging es wieder mit 180 km/h weiter. Trotzdem hatte die Verspätung nun 55 Minuten erreicht, unschön für meinen 53 Minuten-Anschluss in Kopenhagen. Da mein Anschluss dort aber der letzte Öresundzug nach Norden weiter als Lund war, war ich sicher nicht der einzige betroffene Reisende, und so hatte ich die Hoffnung, dass man den ein paar Minuten warten lassen würde.

Zunächst ging es auch flott weiter, aber irgendwann liefen wir wohl auf einen Güterzug auf, und die Verspätung wuchs auf über eine Stunde. Nach dem grossen Belt-Tunnel folgte auf offener Strecke eine Schnellbremsung, Ursache unklar. Deren Behebung dauerte weitere 20 Minuten. Nachdem es wieder weiterging, führte das Zugpersonal Buch darüber, wer denn alles weiter als Lund musste, und organisierte eine Ersatzlösung. Daran, dass man den letzten Zug inzwischen eine halbe Stunde würde warten lassen würde, glaubte aber niemand mehr; sprich die Ersatzlösung war wohl ein Bus. Da zog ich es dann vor, stattdessen in Malmö zu übernachten.

Immerhin wurde der Zug an denselben Perron wie der nächste Öresundzug geleitet, so dass ein rascher Umstieg ohne weiteren Zeitverlust möglich war. Dummerweise war der Perron auf der anderen Seite als geplant, so dass das Zugpersonal manuell im ganzen Zug die jeweils anderen Türen absperren bzw. öffnen musste! Offenbar funktioniert die seitenselektive Türsteuerung der DB-IC-Wagen nicht mit den DSB-Vectrons?

Nach einer extrem mühsamen Fahrt erreichte ich so nun aber doch noch Kopenhagen mit 95 Minuten Verspätung. Oder eher 215 Minuten Verspätung, gegenüber meinen eigentlichen Plänen! Unnötig.

Chronik des Scheiterns


Öresundzug 1152 Kopenhagen 23:14 - Malmö 23:54

Immerhin der Nahverkehr enttäuschte mich heute nicht und so kam ich dann doch noch nach Malmö. Das Hotel war das Comfort Inn in Bahnhofsnähe, dieses hatte (relativ) günstige Zimmer und war unkompliziert. Ab ins Bett, morgen musste ich bereits wieder 6:12 in Malmö auf den Zug. Zwischenzeitlich stellte sich noch die Frage, ob ich morgen mit meinem Sparpreis mit aufgehobener Zugbindung auch den X2000 nutzen könnte, denn dieser wäre 30 Minuten schneller von Malmö nach Göteborg. Es war beim besten Willen aber keine klare Antwort online zu finden. Zudem hätte ich eine Reservation kaufen müssen, was über die SJ-App nicht ging, und zu diesen Zeiten einen offenen Bahnschalter zu finden war auch aussichtslos. Ich plante daher mal mit dem Öresundzug, und wenn dieser ausfallen sollte, konnte ich noch immer schauen, ob ich beim X2000 mitfahren kann. So, nun aber gute Nacht!



Samstag, 18. Mai

Ich war kaum richtig eingeschlafen, schon klingelte mich der Wecker um 05:40 aus dem Bett. Rasch aufgestanden und klar gemacht, ich hatte noch ein paar Minuten Zeit für einen Besuch am Frühstücksbuffet. Dieses war zwar noch nicht richtig bereit, für Frühaufsteher waren aber ein paar Sachen schon verfügbar, sehr nett! Anschliessend ging es gleich rüber zum Bahnhof, und kaum war ich auf dem Bahnsteig fuhr die Öresund-Gumminase schon ein.

Öresundzug 1010 Malmö 06:12 - Göteborg 09:20

Die Fahrt nach Göteborg wäre angenehm gewesen, hätte da nicht ein Ventilator mit Lagerschaden permanent einen infernalischen Lärm veranstaltet. Davon abgesehen lief aber alles glatt, und pünktlich stand ich in Göteborg am Bahnsteig.

Dort erwartete mich eine Überraschung: Gegenüber stand eine Rc mit Wagen abfahrbereit als “SJ Regional” nach Karlstad. Das war ja mal nett, vielleicht kann ich da heute noch was damit anfangen?

Der Weg zur Autovermietung war aufgrund einer riesigen Baustelle etwas wirr, aber auch Frau Hertz war dann mal gefunden und händigte ein Auto aus. Citroen C4, nett! Richtige Grösse, etwas mehr Bodenfreiheit, passt. Lustigerweise noch mit Winterreifen - Nun ja, es ist ja nicht unmöglich, dass wir mal noch auf ein bisschen Schnee oder Eis treffen. Auch wenn das hier in Göteborg bei 25° gerade etwas sinnlos wirkte.

So genaue Pläne, was ich nun machen wollte, hatte ich nicht, aber ich hatte vorhin im Zug ein paar offene Abschnitte südlich von Trollhättan rausgesucht, und da fuhr ich mal hin.

Der erste Abschnitt war schnell gefunden und war auch problemlos umsetzbar. Ich stellte mich mal auf und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Da der Zugradar ja seit einigen Monaten keine Güterzüge mehr kennt, ist das nun alles irgendwie Blindflug.

Wobei, Güterverkehr hatte es durchaus. Nach kurzer Zeit kam schon eine HectorRail-Vectron mit leerem Holzzug von hinten, komplett unfotografierbar. Gleich darauf folgte ein Vy-Flirt aus Oslo von vorne.

BM 74 134 der Vy zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


Nun gings mit Reginas weiter. Von vorne, hinten, auf dem Gegengleis, wieder von vorne…

X52-3 9077 der VTA zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


Nur “was gscheits” wollte nicht mehr kommen, auch keine Rc mit Personenzug. Ein weiterer Güterzug kam, Rc mit Schiebewandwagen, aber wieder von hinten.

Etwas frustriert zog ich ab, als das Seitenlicht langsam den Geist aufgab. Ich hatte auf dem Luftbild eine andere Stelle ausgemacht, die ich als nächstes anpeilen wollte. Leider dauerte es noch ein bisschen, bis das im Licht war. Deshalb stellte ich mich unterwegs noch kurz an eine andere Brücke, aber auch da kam nix von vorne.

An der angedachten Stelle angekommen hatte ich noch etwas Zeit, mich hinter meine Vorräte zu machen, bis dann irgendwann auch das Licht soweit war. Es kam… eine Regina.

X52-3 9076 der VTA zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


Etwas später gefolgt von einem BM 73. Sehr nett, das hätte ich nicht erwartet!

BM 73 045 der Vy zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


Nur Güterzug kam keiner.

Ich dampfte ab und stellte mich an noch einer anderen Brücke auf, welche eine schöne Nachmittagsseite hatte. Auch da kamen nur Reginas vorbei, wenn auch in unterschiedlichen Farbgebungen. Herrgottnochmal, eine davon hätte doch ein lokbespannter “SJ Regional” aus Karlstad sein müssen?!?

X52-3 9079 der VTA zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


X53-2 3266 der VTA zwischen Velanda Södra und Lödöse Södra


Nachdem ich etwas tiefer in den Daten rum gegraben hatte wurde das Ausmass der Misere sichtbar: Zwischen Kil und Karlstad wurde wohl gebaut, Strecke unterbrochen. Na wunderbar. Da war es nicht erstaunlich, dass kein Güterverkehr auftauchen wollte, und um keine lokbespannten Züge wenden zu müssen wurde wohl alles mit Triebwagen gefahren. Und das Beste: Morgen sollte es genau so weiter gehen. Erst ab Montag gabs wohl wieder das normale Programm.

Dennoch buchte ich mich mal in ein Hotel in Vänersborg ein, denn so richtig klar, wie ich morgen weitermachen sollte, war es nicht. Bevor ich dort aufschlug, besuchte ich aber noch eine weitere Fotostelle, welche zwar auf dem Luftbild super aussah, in Realität aber die Erwartungen nicht erfüllte.

BM 74 124 der Vy zwischen Trollhättan und Velanda Södra


X50-3 3289 der VTA zwischen Velanda Södra und Trollhättan


So langsam hatte ich es irgendwie gesehen. Es hätte zwar noch lange Sonne gehabt, aber die Schatten waren schon auf dem Gleis und die Aussicht auf irgendwelchen interessanten Verkehr war bei Null. Deshalb erklärte ich den heutigen Fototag für beendet und begab mich zum Frust-Mampf zum goldenen M, und anschliessend gleich zum Hotel. Zum Abschluss gab es einen kleinen Spaziergang der Küste lang.

Der letzte Knackpunkt war nun die Planung der nächsten Tage.

Morgen? Hier in der Gegend lief der Verkehr wohl wie heute. Richtung Norwegen? Rørosbahn fährt nix (Bauarbeiten), Dovrebahn auch nicht (nicht mal nach Lillehammer, Bauarbeiten), Grenzverkehr Schweden - Norwegen arg dezimiert (Bauarbeiten). Das Einzige brauchbare, was aufzufinden war, war ein HectorRail-Zug, der am frühen Nachmittag über die Grenze bei Charlottenberg kommen sollte.

Für den Montag gab es 2, vielleicht 3 Güterzüge im Angebot auf der Rørosbahn. Das ist zwar nicht gerade viel, aber doch viel mehr als die Tage darauf (gar keiner, weil die Dovrebahn wieder offen sein sollte). Es war daher relativ naheliegend, morgen Abend in Røros zu sein, um sich dann montags den wenigen Güterzügen widmen zu können.

Und danach? Naja, so weit planen wir nun auch wieder nicht. Zwei Tage in die Zukunft muss reichen!

So, das war nun genug für heute.


Sonntag, 19. Mai

Guten Morgen Sonnenschein! Ja, die pfunzelte schon ganz heftig ins Zimmer, als mein Handy klingelte. Der Plan für heute sah eigentlich nur vor, irgendwo hinter Charlottenberg einen Hector Rail-Zug abzulichten und dann nach Røros abzudampfen. Aber da ging sicher noch mehr, nur hatte ich gestern keinen Bock mehr auf Detailplanung.

Nach dem Frühstück (lecker mit Waffeln) fuhr ich mal der Strecke nach in Richtung Kil, denn die sah auf dem Satellitenbild sehr nett aus, da müssten sich Morgenstellen finden lassen. Und tatsächlich wurde ich völlig problemlos fündig. Ich musste auch nicht lange warten, da kam auch schon ein Güterzug von der richtigen Seite - Nur für die Drohne reichte die Vorwarnzeit leider nicht.

Rd2 1091 der GC zwischen Frändefors und Brålanda


Es folgten zwei Reginas, weiterer Güterverkehr war leider nicht im Angebot. Wobei ich erstaunt war, dass überhaupt was kam, denn die Strecke war hinter Kil noch immer dicht.

X52-3 9077 der VTA zwischen Brålanda und Frändefors


X52-3 9077 der VTA zwischen Brålanda und Frändefors


X52-3 9080 der VTA zwischen Frändefors und Brålanda


Ich legte mir inzwischen den weiteren Plan zurecht: Ich konnte hier noch den ersten Zug aus Oslo abwarten und dann hätte ich noch immer rund 50 Minuten Reserve auf den Güterzug hinter Charlottenberg. Der erste Teil des Plans klappte dann auch hervorragend mit einem BM 73.

BM 73 042 der Vy zwischen Brålanda und Frändefors


BM 73 042 der Vy zwischen Brålanda und Frändefors


2.5h mässig interessante Stunden später stand ich bei Åmotfors an der Stelle, und die ging tatsächlich wunderbar. Nur leider verriet ein Blick ins norwegische Online-Tool, dass der Zug vor gut einer Stunde schon durch war, fast zwei Stunden vorzeitig. Bei sowas hilft alle Reserve nichts, und mit dem Licht hätte es dann hier auch noch nicht geklappt. Sehr schade.

Um die Fotostelle trotzdem abhaken zu können, wartete ich auf den nächsten Personenzug. Es war, wenig spektakulär, eine Regina.

X52-3 9050 der VTAB zwischen Åmotfors und Ottebol


Der Blick in den Fahrplan verriet, dass ich vor Kongsvinger auf den 8944 Oslo - Stockholm treffen würde. Ich friemelte eine mässige Fotostelle aus Google Maps und steuerte diese mal an. Auf dem Weg dorthin kam aber Bewölkung auf im bisher strahlend blauen Himmel, und diese Wolken blieben mir treu bis an die Fotostelle. Ich musste kaum 15 Minuten warten, bis der Zug kam. Und was wars? X2000? Vy-Flirt? Ähm nein, eine zweiteilige Regina macht diese Verbindung zweier Hauptstädte! Irgendwie peinlich. Aber auch nur mässig tragisch angesichts dessen, dass die Wolken mir das Bild sowieso verhagelten. Eine Minute später war wieder Sonne, wie es halt so sein muss.
Diese sinnlose Übung hatte mich wenigstens nicht viel Zeit gekostet, und so machte ich mich auf den weiteren Weg nach Røros. In Elverum gabs einen Verpflegungsstopp und viereinhalb mühsame Stunden später erreichte ich dann doch noch das Hotell Røros in Røros.

Blieb einmal mehr nur noch die Planung für morgen. Um 7 sollte der erste Güterzug ab Støren gegen Süden fahren. Bei genauerer Betrachtung kam ich jedoch zum Schluss, dass es sich dabei vermutlich eher um Baugerödel handelt, deshalb wollte ich mir da keine besondere Mühe mit früh aufstehen machen; aber eine passende Fotostelle bei Ålen konnte man ja probieren. Der zweite Güterzug sollte erst nach 1600 ab Støren fahren, und wenigstens der sollte was “richtiges” sein. Dazwischen würde ich rausfinden, was denn auf den Personenzugsleistungen so im Einsatz ist. Vielleicht noch ein BM 92?

Unterm Strich war ich jedoch etwas gefrustet, dass ich das Güterzug-Vollprogramm um eine Woche verpasst hatte und heute nicht mal ein reduziertes Sonntagsprogramm fuhr, sondern einfach gar nichts. Aber man kann nicht immer alles haben…


Montag, 20.Mai

Der Tag startete mit einem Blick auf balise.no. Der erste Zug des Tages war dort nicht aufzufinden; das bekräftigte mich bei meiner Vermutung, dass es wohl eher Baugerödel war. Aber auch Baugerödel kann interessant sein, wir hatten da schon alles von Y1 als Personal-Shuttle bis Schotterzug mit MZ. Aber eigentlich rechnete ich mit einem Robel-Hobel.

Nun, das Baugerödel hat so die Angewohnheit relativ pünktlich zu sein, so gings erst mal zum Frühstück und eine halbe Stunde später machte ich mich auf den Weg nach Ålen. An der angedachten Fotostelle gabs auch nichts auszusetzen; das einzige Problem war, dass sie in einer Kuhweide lag, und die könnte natürlich auch in Gebrauch sein. Heute waren aber keine Kühe drin und das Tor offen.

Eine halbe Stunde später, genau nach Plan, tauchte weit hinten was auf. Was genau war nicht so klar, aber lang wars auf alle Fälle nicht. Kurz darauf war das “Etwas” bei mir.

Robel 54.22 Serie 25 der BANE NOR zwischen Ålen und Reitan


Zählt das jetzt als Schotterzug? Die Fotostelle gefällt jedenfalls, die kann man gerne mal wiederholen!

Die nächste Bewegung war ein FLIRT aus Heimdal (die Strecke ab Trondheim ging wohl erst im Verlauf des Vormittags wieder auf) Richtung Süden. Dafür verschob ich mich noch etwas weiter nach Norden, in den Bereich, wo die Bahn dem Fluss folgt. Nach einiger Wartezeit klappte das dann auch wunderbar.

BM 76 006 der SJN zwischen Langlete und Haltdalen


BM 76 006 der SJN zwischen Langlete und Haltdalen


Nun hatte ich einige Stunden zu vertüdeln, denn es passierte nun länger nichts. Die nächste Bewegung war wieder ein FLIRT, diesmal aus Trondheim. Gegen Norden lief die ganze Zeit nichts; wohl noch immer Auswirkungen der diversen Bauarbeiten. Ich stellte mich direkt beim Haltepunkt Langlete auf die Brücke.

Unterdessen beobachtete ich mein eigentliches Ziel, den Grenland Rail-Güterzug 8377, aufmerksam. Ich erwartete einen leeren Holzzug mit MZ, sowas hatte ich im Herbst hier mehrfach fotografiert. Dieser war vorzeitig in Leangen weg und noch vor dem Regio in Støren. Er wurde dort aber stehen gelassen. Die Frage war nun: Würde man den Güterzug dem Regio gleich hinterher schicken? Wieviel Abstand hätte er wohl? Aufgrund der Abstände der Ausweichbahnhöfe mussten es mindestens 25 Minuten sein, das sollte reichen, um die Fotostelle zu wechseln. Und tatsächlich, der Güterzug wurde 25 Minuten nach dem Regio losgeschickt.

Etwa eine Viertelstunde später war der Regio bei mir, und das Bild klappte wie gewünscht.

BM 76 003 der SJN zwischen Singsås und Langlete


BM 76 003 der SJN in Langlete


Schnell ins Auto und Fotostelle gewechselt, etwas weiter in Richtung Støren. Man konnte dort am Fluss unten ganz gut stehen.

Der Güterzug war mit -67 unterwegs, was bedeutete, dass er ca. 15:48 bei mir sein sollte. :42 ging die Drohne hoch. Nur geschah nichts. Knapp 20 Minuten später war der Akku alle, wechseln, Drohne wieder hoch, es geschah wieder nichts, bis auch der zweite Akku leer war. Ohmaaaaaan was basteln die denn wieder? Eine Stunde Pause in Singsås? Einen weiteren Drohnenakku hatte ich nicht dabei und zum Auto zurück laufen wär jetzt auch nicht die beste Idee gewesen. Dann halt ohne Drohnenbild.

Es hätte auch nichts genützt, einen weiteren Akku zu verbraten, denn der Zug kam auch in den nächsten 45 Minuten nicht. Erst etwas nach der eigentlich angedachten Planzeit tauchte er auf. Zu meiner Überraschung war es kein Holz-Leerzug, sondern eine ex-NS-6400 mit Weichen-Transportwagen. Auch nicht schlecht.

6449 der GRAS zwischen Singsås und Langlete


Das war schon das ganze Programm für heute. Jawohl, vier Züge! Immerhin alle gegen Süden…

Die leidige Frage “wie weiter”, welche mich schon den ganzen Nachmittag umtrieb, hatte ich leider noch immer nicht definitiv beantwortet. Das Wetter sagte “geh nach Norden”, aber eigentlich wollte ich eher an die Bergenbahn, und jetzt an die Nordlandsbahn hoch fahren und in ein paar Tagen wieder runter war eine sinnlose Ödelei. Ich spielte mit dem Gedanken, mich für Mittwoch - Samstag in Vatnahalsen (bei Myrdal) einzuquartieren, aber die Wetterprognosen wurden für diese Tage eher schlechter als besser. Wobei, das konnte auch noch ändern. Wirklich gut waren die Prognosen für morgen und übermorgen im Bereich Dovrefjell, und dort sollte ja dann wieder alles fahren. Der Kompromiss war daher, in Dombås zu übernachten. So war das Bergenbane-Programm ab Mittwoch in Reichweite, ich konnte alternativ aber auch was an der Dovrebanen machen. Schnell Hotel gebucht und 2.5 h später war ich schon in Dombås. Es hätte noch lange Licht gehabt für Fotos, aber nur fuhr heute ja weit und breit kein einziger Zug. So gabs Abendessen im Hotel und anschliessend ab aufs Zimmer, Fahrpläne wälzen für morgen. Gute Nacht!